Eifel-Müll
den Quatsch! Doch er lag zwischen meinen Beinen und schnellte hoch. Es tat ekelhaft weh, ich sah dunkle Flecken tanzen und wurde immer wütender.
Ich schrie: »Blöder Hammel! Du Schwein!«, und ließ mich nach vorn fallen, weil er von hinten seine Affenarme um mich geschlungen hatte. Auf der linken Schulter kam ich auf und war zornig genug, den Schmerz nicht zu spüren. Ich drehte mich um und erblickte sein Gesicht vor meinem Gesicht, nicht weiter als ein paar Zentimeter entfernt. Da stieß ich meinen Kopf nach vorn und es gab ein ekelhaftes Geräusch, als ich sein Gesicht in der Mitte traf.
Martin gurgelte und fiel seitwärts auf die Dielen. Dort blieb er liegen, aus seinem Mund und seiner Nase lief Blut.
»Blöder Hund«, sagte ich, aber ich glaube nicht, dass mein Krächzen zu verstehen war. Es gab keinen Fleck an meinem Körper, der nicht schmerzte.
»Wir können reden«, keuchte er.
»Ich red nicht mehr mit dir. Du bist eine zu kleine Nummer in dem Spiel.« Ich steuerte die Tür an und hinkte hinaus. Meine Hose war zerrissen, unterhalb meines rechten Knies war die Jeans durchblutet.
Gottfried auf der Bank kommentierte mit hoher, heiterer Stimme: »War wohl nicht so doll, was?«
»Leck mich am Arsch!«, erwiderte ich.
VIERTES KAPITEL
Wie formulierte Rodenstock immer so prächtig? Schalte so schnell wie möglich alle Nebensächlichkeiten aus. Na prima, dann musste ich nur noch rauskriegen, was in dieser Sache nebensächlich war. Und wie hatte der alte Kriminalist weiter doziert? Du hast einen Tatort und möglicherweise so gut wie keine Spuren, keinen Hinweis auf die oder den Täter. Stell dir trotzdem vor, wie es geschehen sein könnte. Rekonstruiere die Tat, es kann eine Art Röntgenbild daraus werden. Und manchmal entsteht dann in deiner Seele, in deiner Vorstellung so etwas wie ein Fingerabdruck des Täters. Du weißt plötzlich, wer der Täter sein könnte.
Ich wusste im Moment nur, dass ich nichts wusste.
Knapp hinter Boxberg, dort wo die lange Gerade in den Wald vor Brück führt, wurde mir schlecht. Ich hielt an und übergab mich. Mein rechtes Bein tat höllisch weh, irgendwo im unteren Bereich des Kreuzes saß ein weiterer Schmerz, der nicht weichen wollte, und das Kopfbrummen war so stark, dass Flecken vor meinen Augen tanzten.
Ich rief Rodenstock an: »Kannst du Detlev Horch bitten, mir ein Pflaster zu bringen? Ich habe mich prügeln müssen. Aber ich lebe.«
»Ich habe dir geraten, von dieser Sache abzusehen. Warum glaubst du einem alten Praktiker nicht? Verdammte Hacke!«
»Und du kannst Kischkewitz mitteilen, dass der anonyme Anrufer, der den Mord an Natalie gemeldet hat, Martin heißt und der Sohn vom ollen Gottfried ist, der in Mannebach der Warzenbeter genannt wird. Wie geht es Emma?«
»Wieder besser. Sie hat Farbe gekriegt. Übrigens, ich habe aus etwas zu erzählen. Ein Kamerateam von RTL ist verprügelt worden. Bis gleich.«
Ich musste mich noch einmal übergeben und verspürte absurderweise den Wunsch, jetzt mit Paul zu schmusen oder mein Gesicht im Fell von Cisco zu vergraben.
Als ich endlich wieder aus dem Busch heraustrat und mich meinem Auto näherte, konnte ich kaum mehr laufen. Der Schmerz stach wie ein Messer bis hinauf in meine rechte Hüfte.
Mit Mühen erreichte ich mein Haus. Der Arzt war schon da, saß leicht grinsend im Wohnzimmer und bemerkte: »Ich habe immer etwas von der Vernunft des Alters läuten hören. Das scheint dir nicht beschieden zu sein.« Dann sah er mein rechtes Bein und setzte hinzu: »Oh!«
Emma hockte auf einer Sessellehne neben Rodenstock. Sie sagte: »Das ist aber fein, dass du dich geprügelt hast. Fühlst du dich gut?«
»Fantastisch«, knurrte ich.
»Und wer hat gewonnen?«
»Ist das so wichtig? Wichtig ist, dass es dir besser geht. Du hast ein ganz anderes Gesicht.« Ich sah Detlev an. »Wo, bitte, geht es zum Verbandsplatz?«
»Das Sofa hier ist gut und hart genug. Ich glaube, ich schneide dir erst mal die Jeans vom Leib. Habt ihr eine gute Schere?«
»Ich hole eine«, nickte Emma.
»Ich habe eine Neuigkeit«, platzte Rodenstock heraus. »Es gibt in der Mordkommission jemanden, der mich aus alten Tagen mag. Der hat mir zugeflüstert, die Techniker hätten herausgefunden, dass Sven Hardbeck nicht allein in seinem Auto gewesen ist, als er starb.«
»Wie bitte?« Das war nicht zu fassen.
»Oh, das ist noch nicht alles. Die Todeszeitpunkte sind jetzt annähernd festlegbar. Demnach ist Sven Hardbeck zwischen zwei Uhr und zwei Uhr
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