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Eifel-Müll

Eifel-Müll

Titel: Eifel-Müll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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war.«
    »Wie ist man denn darauf gekommen, dass Sven nicht allein im Wagen saß?«, erkundigte ich mich.
    »Wie üblich«, erwiderte Emma. »Die Techniker haben Textilfasern gefunden, die nicht von Sven Hardbeck stammen. Und es gelang ihnen, Blut nachzuweisen, das nicht von Sven stammt.«
    Rodenstock hatte sich in eine Ecke zurückgezogen und telefonierte. Er sprach langsam und liebenswürdig und betonte dreimal hintereinander: »Ohne Sie kommen wir nicht weiter!«
    Kurz darauf gab er bekannt: »Detlev Fiedler will noch einmal helfen, hat aber keine Zeit zu kommen. Er ruft in zehn Minuten zurück. Hat das Ding einen Lautsprecher?«
    »Selbstverständlich«, nickte ich.
    Wir verständigten uns, dass nur Rodenstock die Fragen stellen würde, um jede Verwirrung zu vermeiden.
    »Herr Fiedler, uns beschäftigt folgende Sache«, begann Rodenstock, als es so weit war. »Die Mutter von Natalie Colin hat gesagt, dass ihre Tochter an ihrem Todestag gegen elf Uhr das Haus verlassen hat und mit ihrem Auto weggefahren ist. Angeblich wollte sie zusammen mit Sven einkaufen. Das fand aber nicht statt. Mindestens vierzehn Stunden von Natalies letztem Tag sind also nicht rekonstruierbar.«
    »Oh, das ist eine lange Zeit«, stellte Fiedler fest. »Erst einmal guten Tag. Hm, meine Erfahrung mit Nati ist die: Sie brauchte immer Betrieb um sich herum, war kein Betrieb da, veranstaltete sie welchen. Es ist also wahrscheinlich, dass sie Freundinnen besucht hat, zum Beispiel ehemalige Klassenkameradinnen. Natürlich kann sie auch verabredet gewesen sein, in einem Cafe oder ...«
    »Wir brauchen Namen, Sir«, sagte Rodenstock. »Wir brauchen Namen, sonst agieren wir in einem luftleeren Raum. Mit welchen Mädchen aus ihrer Klasse konnte Natalie denn besonders gut?«
    »Hm, besonders gut. Besonders gut konnte sie nur mit einer.« Der Lehrer lachte gedämpft. »Tiefe Freundschaften waren nicht Natalies Ding, wenn ich das richtig beurteile. Besonders gut verstand sie sich mit einer Mitschülerin namens Gerda Landemann. Die wohnt in, Moment, die wohnt in Manderscheid. Sekunde, hier ist die Telefonnummer.« Er gab sie durch. »Versuchen Sie das mal. Wenn nichts dabei herauskommt, melden Sie sich, dann müssen wir weiter überlegen.«
    Rodenstock wählte sofort die Nummer von Gerda Landemann. Er erklärte: »Guten Tag, mein Name ist Rodenstock. Ich ermittle im Fall Natalie Colin und bitte herzlich um Ihre Hilfe. Frage: War Natalie Colin an dem Tag vor ihrem Tod bei Ihnen zu Besuch, haben Sie miteinander telefoniert oder sonstwie Kontakt gehabt.«
    Die Stimme war hoch und kindlich. »Nein, sie war nicht bei mir. Obwohl ich mich darüber gewundert habe, denn sie wollte mit mir zu Mittag essen und dann wollten wir zusammen nach Wittlich fahren, um uns Schuhe anzusehen.«
    »War das normal, dass sie sagte, sie kommt, und dass sie dann nicht erschien?«
    »Nein, absolut nicht. Sonst war immer Verlass auf sie. Sie hat wenigstens angerufen und abgesagt.«
    »Hatten Sie in den Tagen vorher Kontakt zu ihr?«
    »Ja. Zwei Tage vorher hatte ich sie gefragt, ob sie mit mir nach Köln fährt. Ich sagte, ich hole dich ab, und sie sagte, ich komme zu dir. Das war immer so. Nie durfte jemand von uns sie zu Hause besuchen, das war irgendwie tabu, wir machten uns schon immer darüber lustig. Dann rief sie zurück und sagte, sie habe doch keine Zeit. Sie habe mal wieder eine Klavierstunde beim Grafen von Monte Christo.«
    »Bei wem?«
    »Beim Grafen von Monte Christo. Der wird so genannt, weil die Zigarren, die er raucht, so heißen.«
    »Und bei dem hatte sie Klavierstunden?«
    Gerda Landemann machte eine lange Pause. »Nicht wirklich, das mit den Klavierstunden ist ein Code.«
    »Was bedeutet das denn?«
    »Jemand wollte mit dem Grafen ins Geschäft kommen, einer von den Männern, die immer im Haus von Natalies Mutter verkehrten. Und dem war sie behilflich. Wie ... also, wie das ablief, hat Natalie nicht erzählt. Sie half ihm eben.«
    »Junge Dame«, meinte Rodenstock gemütlich, »sicher hat sie Ihnen nicht erzählt, auf welche Weise sie behilflich war. Aber Sie werden doch einen Verdacht haben, oder? Also, raus damit.«
    Wieder eine lange Pause. »Vielleicht war sie einfach nett zu dem Grafen?«
    »Nett?«
    »Na ja, was man so ... ich kann das wirklich nicht erklären.«
    »Hat sie diesen Grafen oft getroffen?«
    »In der letzten Zeit ja.«
    »War Natalie Colin zuletzt anders als sonst?«
    »Darüber denke ich nach, seit ich erfahren habe, was passiert ist ...

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