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Eifel-Müll

Eifel-Müll

Titel: Eifel-Müll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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fünfzehn in der Nacht gestorben. Natalie dagegen starb gegen Mitternacht, also etwa zwei Stunden früher. Sven Hardbeck kommt also durchaus als Mörder von Natalie infrage.«
    »Halt doch mal still!«, befahl Detlev ungeduldig. »Tu so, als wäre ich dein Arzt.«
    »Horch mal in deinen Bauch, Rodenstock. Was sagt der? Ist es Sven gewesen?« Ich zuckte zusammen, als Detlev begann, die Jeans von meinen Beinen zu schneiden.
    »Ich bin nicht sicher«, meinte Rodenstock. »Svens Vater hat überzeugend gewirkt. Aber auch er kann nicht ausschließen, dass Sven plötzlich außer Kontrolle geraten ist. Das bedeutet, wir müssen unter allen Umständen den Ablauf des Tages vor der Tat rekonstruieren. Von Sven wissen wir einiges, aber nichts von Natalie. Und mir ist etwas eingefallen, was wir übersehen haben: Natalies Auto.«
    »Halt still!«, wiederholt Detlev. »Das sieht übel aus, ist aber wahrscheinlich nur eine Fleischwunde, wächst nach. Ich spritze dir jetzt ein Betäubungsmittel, es pikst ein bisschen.«
    »Was hatte Natalie für ein Auto, weißt du das?«
    »Einen Austin Mini, dunkelgrün. Seitdem Natalie morgens damit losgefahren ist, ist das Ding weg.«
    Der Piks war so verheerend, dass ich »Scheiße!« brüllte, wenngleich das kein Zeichen von breiter Bildung ist und mit bürgerlicher Zurückhaltung nichts zu tun hat.
    »So ist es gut«, sagte Detlev zufrieden.
    »Das sieht ja wirklich ekelhaft aus«, murmelte Emma. »Was war denn das?«
    »Ein Splitter von einem Stuhl«, erklärte ich. »Von einem Tigerfellstuhl. Wissen wir das Kennzeichen?«
    »Ja. DAU-NC 100.«
    »Ich mache am besten vier Stiche«, überlegte Detlev. »Hast du sonst noch irgendwo Beschwerden? Blut ist ja genug an dir. Moment mal.« Er schüttelte meinen Kopf, als sei der eine Rumbarassel. »Hier ist ein Schnitt oder eine Platzwunde.«
    »Ist mir nicht aufgefallen«, keuchte ich.
    »Na ja, da reicht ein Pflaster. Was ist mit deinem Rücken?«
    »Der tut weh, aber ob da eine Wunde ist, weiß ich nicht.«
    »Dreh dich auf den Bauch, zeig uns deinen schönsten Körperteil.«
    »Hihihi«, feixte Emma.
    Ich drehte mich auf den Bauch.
    »Da ist was«, stellte Detlev hoch befriedigt fest. »Ein Riss. Den können wir auch pflastern.«
    »Kannst du uns was über die beiden toten Jugendlichen erzählen?«, fragte ich den Arzt.
    »Nein«, sagte er. »Ich befinde mich im Zustand totaler Unschuld. Nach Möglichkeit heile ich Leute, ich töte sie nicht. Hast du noch Gefühl im Bein? Tut das weh, wenn ich dich da kneife?«
    »Aua!«
    »Dann müssen wir noch ein wenig warten.«
    »Ich hätte noch so viele Fragen an Hardbeck gehabt«, sagte Rodenstock nachdenklich. »Diese Müll-Probleme möchte ich verstehen lernen.«
    »Was war mit diesem verprügelten Fernsehteam?«, fragte ich.
    »Das war wohl so, dass die Fernsehleute den Fundort von Natalies Leiche filmen wollten. Plötzlich fuhren zwei Motorräder vor, auf denen vier Männer hockten. Sie haben kein Wort gesprochen. Sie haben die Helme nicht abgenommen, sind abgestiegen, auf das Team zugegangen und haben zugeschlagen. Mit Holzknüppeln. Eine Reporterin fing an zu schreien und zu schimpfen. Da hat sie eine derartig gewaltige Backpfeife kassiert, dass sie vier Wochen nicht mehr vor die Kamera kann. Es gibt keine Verdächtigen, keine Hinweise, wer die vier waren. Das Fernsehteam hat nicht einmal sagen können, von welchem Hersteller die Motorräder waren.«
    »Spürst du das Bein noch?«, fragte Detlev.
    In diesem Moment kam Cisco hereingesprungen und gebärdete sich so, als hätte er mich mehrere Wochen lang nicht gesehen. Er jaulte vor Glück und hüpfte auf meinen Bauch, um mich abzulecken.
    »Heh«, mahnte Detlev, »das hier ist ein Lazarett!« Er schubste den Hund weg.
    »Du kannst anfangen«, gestattete ich daraufhin.
    Eine halbe Stunde später war ich genäht, verbunden und verpflastert. Und ich war endlich müde. Detlev war damit einverstanden, mir eine sanfte Beruhigungsspritze zu geben, und kurz darauf lag ich in meinem Bett und schlief.
    Einmal erwachte ich, weil jemand die Tür öffnete und dann wieder schloss. Wahrscheinlich war es Emma, die den Hund zu mir hereingelassen hatte. Jedenfalls war er plötzlich da, winselte vor Seligkeit und legte seinen Kopf neben meinen Kopf. Ich versprach ihm: »Ich mache aus dir eine reißende Bestie für alle Martins dieser Welt.«
    Ich wurde wach, weil Christian Willisohn und Band inbrünstig l'm a heartbroken man jammerten und dabei den Blues so trafen, dass

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