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Eifel-Ralley

Eifel-Ralley

Titel: Eifel-Ralley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Scheiß! Auf einem Parkplatz! Wie kommt er dahin, frage ich mich.«
    »Wollte er denn jemanden treffen?«
    »Ja. Aber bestimmt nicht auf einem Parkplatz vor den Tribünen. Ich weiß nicht, wen er treffen wollte. Wir ... wir hatten leichten Zoff, weil er nur an die Geschichte dachte und weil ich schon wieder so weit war zu sagen: Hallo! Ich bin es, die Frau, die du mal geheiratet hast. Und dann sagen sie einfach Infarkt. Peng! Mußt du glauben! Hah! Und das alles ausgerechnet bei dieser Geschichte.«
    »Für wen war denn die Geschichte?«
    »Das weiß ich nicht genau. Focus wollte sie, der Spiegel aber auch.«
    »Petra, Moment mal, um was ging es denn?«
    Plötzlich fehlte ihrer Stimme alles Weinerliche. »Harro ist dahintergekommen, daß die Autos eines bestimmten Typs von einem bestimmten Hersteller aus dem Frankfurter Raum eigentlich sofort in die Werkstätten zurückmüßten. 270.000 Autos zurück in die Werkstatt. Und er konnte beweisen, daß die Autobauer sich davor drücken wollen und ...«
    »Großer Gott!« Ich hatte sofort ein hohles Gefühl im Bauch. »Wo bist du jetzt?«
    »In der Telefonzelle vor dem Haus des Roten Kreuzes in Adenau. Vor der Klinik, du weißt schon ...«
    »Geh nach Hause«, sagte ich scharf. »Geh sofort nach Hause. Ich bin unterwegs.«
    Das war ein voreiliges Versprechen, denn Dinah hatte den Wagen genommen, und ich war somit nicht motorisiert. Ich stand verdattert auf dem Hof in der Sonne und fluchte. Das hatten wir nun davon, daß wir ökologisch dachten und uns wer weiß wie edel vorkamen, weil wir auf einen Zweitwagen verzichteten. Verzicht ist klasse, aber man sollte ihn immer den anderen überlassen.
    Werner im Garten hockte auf dem Zetor, hatte sich knallrote Ohrenschützer verpaßt und fraß sich hochkonzentriert in die Eifelerde. Rudi von gegenüber holte wahrscheinlich seine Maria von der Arbeit ab, und ich hechelte nach einem Auto und sah alt aus. Da fiel mir Ganser in Daun ein, und ich rief ihn an. Er versprach mir, sofort einen Wagen zu schicken. Erst jetzt entdeckte ich, daß meine Kleidung einiges zu wünschen übrigließ. Ich trug ein T-Shirt der Marke ›Ewig-währt-am-längsten‹, und es war ungefähr so dreckig wie ein Schuhputztuch nach einjährigem Gebrauch. Dazu Jeans, die an beiden Knien den Geist aufgegeben hatten, was bei meinen spitzen Knochen ungemein erotisch wirkte. Ich zog mich also um und bemerkte zu allem Überfluß, daß ich nicht rasiert war. Das korrigierte ich nicht mehr.
    Gansers Mercedes wurde von einer mittelalterlichen blonden Dame gesteuert, die gelassen und sehr besonnen bemerkte: »Sie haben es wohl eilig.«
    »Stimmt«, versicherte ich. »Ich habe einen Todesfall im Bekanntenkreis.«
    »Das ist wichtig«, entschied sie und gab Gas.
    Ich schien an diesem Morgen in einen Vollgas-Clan geraten zu sein, denn ich merkte erst in Kelberg, daß ich vergessen hatte, mich anzuschnallen. Und als ich endlich mit Erfolg den Gurt über den Bauch gelegt hatte, schoß die schnelle Dame in die erste Serpentine, und der Gurt drückte mir die Innereien ab. Sie fluchte wie ein Rohrspatz über ein paar Kawasaki-Helden, die trotz unübersichtlicher Kurven an uns vorbeizogen und in der Beschleunigung die Hinterräder wackeln ließen, als handele es sich um Damen mit eindeutiger Absicht. Harte Männer mit Wackelarsch.
    Bevor sie mich am Marktplatz aussteigen ließ, kam uns ein feuerroter Aston-Martin entgegen, ein Schätzchen aus den Dreißigern. Der Fahrer hatte eine standesgemäße Haube samt Brille käuflich erworben, und die Beifahrerin ließ hennarotes Haar flattern. Er war siebzig und sie bestenfalls zweiundzwanzig, so ist das Leben und so ist die Eifel im Sommer.
    Meine Fahrerin sagte lebensklug: »Irgendwann verlieren alle Männer die Nerven.« Dann schaute sie mich an und fragte: »Wie kommt das eigentlich?«
    »Das hat etwas mit fehlenden Hormonen zu tun«, gab ich zur Antwort. »Der Rest wird lackiert.«
    Harro wohnte an der Straße zum Freibad, und ich fühlte mich elend, als ich klingelte. Ich erinnerte mich, daß wir einige Male in diesem Haus gewesen waren, um irgend etwas zu feiern, und ich erinnerte mich an den liebenswerten, verrückten Harro, der immer ein paar Scherze drauf hatte, wenn es ihm gut ging, wenn er ein paar Gläser intus hatte, wenn er sich des Lebens freute. Seine Frau hatte dafür zu sorgen, daß ständig ein Strauß Tulpen auf dem Tisch stand, und wenn er in Laune war, krähte er fröhlich: »Ich will jetzt frischen Salat!« Dann

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