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Eifel-Ralley

Eifel-Ralley

Titel: Eifel-Ralley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Uhr machten wir uns auf den Weg. Emma und Dinah hatten beschlossen, sich in Daun leichte Pullover zu kaufen, ein Eis zu schlecken und ähnlich Nützliches zu tun. Rodenstock und ich wollten noch einmal zu Peter.
    In Kelberg hielten wir kurz, um Doktor Salchow anzurufen und zu fragen, was die Obduktion Irmchens ergeben hatte.
    »Zyankali«, sagte er trocken. »Wahrscheinlich wieder einfach versprüht. Es ist deprimierend.«
    Dann läuteten wir bei Ingo Mende, dem Senior der Motorjournalisten, durch.
    »Haben Sie die Notizen von Harro Simoneit entschlüsseln können?«
    »Ja«, sagte er. »Es war ziemlich einfach. Er hat herausgefunden, daß die Rückrufaktion nicht stattfindet. Statt dessen führen sie etwas durch, das sie Feldpflege nennen. Aber nichts daran ist aufregend. Das macht ein Zehntel dieser Notizen aus. Der Rest ist mir vollkommen schleierhaft und hat nicht das geringste mit Autos zu tun. Es geht immer um etwas, was der Kollege ›Gesellschaft‹ genannt hat. Aber welche Gesellschaft er meint, weiß ich nicht. Einmal schreibt er ›fündig in Luxemburg-Stadt‹, aber er sagt nicht, was er dort gefunden hat. Dann heißt es ›Irmchen transportierte 230.000‹ und weiter ›beinahe hätte J. sie erwischt‹. Was 230.000 sind, schreibt Harro nicht. Dollar, D-Mark, Ameisen, ich weiß es nicht. Und wer J. ist, bleibt im dunkeln. Dann fand ich noch die Bemerkung ›Arbeitsgemeinschaft macht Firma‹. Wer diese Arbeitsgemeinschaft ist, steht nicht da. Und was für eine Firma sie machen, fehlt selbstverständlich auch. Einmal steht auf einem Zettel nur der Vermerk ›wirklich gefährlich ist B.‹ Wer zum Teufel ist B.? Pech auf der ganzen Linie. Kommen Sie vorbei?«
    »Wir kommen nachher vorbei, rufen aber vorher an«, bestätigte ich und unterbrach die Leitung. »Harros Notizen ergeben für uns keinen Sinn. Aber es geht wohl nicht um Autos.«
    »Prost Mahlzeit«, kommentierte Rodenstock trocken. Ich erzählte ihm, welche scheinbaren Unsinnigkeiten Harro Simoneit notiert hatte.
    Er überlegte sehr lange, dann räusperte er sich. »Das, was mich am meisten an diesem Fall verwirrt, ist die nicht mehr wegzudenkende Tatsache, daß ein Autobauer versucht, sich um die Zahlung von 100 Millionen Mark zu drücken. Wenn du genau hinschaust, ist das aber eine ganz normale Sache. Das kann es nicht gewesen sein, was den Harro tötete. Er muß bei seinen Recherchen – von mir aus sogar durch Zufall – einige Fakten herausgefunden haben, die mit Autos nichts zu tun haben. Wir haben auch autoferne Typen in der Dramaturgie, oder? Irmchen zum Beispiel. War sie ein Autofreak? Nichts, aber auch gar nichts deutet darauf hin. Trotzdem stoßen wir dauernd auf sie. Wenn sie 230.000 transportiert hat, wie Harro Simoneit notierte, kann es sich nur um Geld handeln. Und Irmchen brauchte Geld. Sie wollte zum erstenmal in ihrem Leben heiraten, nach außen ehrbar werden, etwas Gutbürgerliches aufbauen. Sie wollte mit diesem elenden Dasein in ihrer privaten Wohnstube aufhören. Sie hat wahrscheinlich das Leben für Leute wie Andreas von Schöntann gehaßt. Und dann Walter Sirl, die treue Seele, der gutmütige Mensch par excellence. Klar, er liebte den Ring, er liebte seine Harley. Aber Autos? Nicht die Spur. Er hatte sich endlich freigekämpft von der übermächtigen Mutter, er wollte Irmchen. Und Irmchen hatte ja gesagt. Wir müssen unsere Stoßrichtung ändern. Wir müssen uns um einen Komplex kümmern, den man schlicht mit money and sex beschreibt. Und das alles muß etwas mit Andreas von Schöntann zu tun haben, denn bei dem begannen Harros Recherchen. Und nun habe ich genug geredet für heute.«
    »Gute Zusammenfassung«, sagte ich. »Also Kohle, Kies, Moneten. Und Luxemburg. Es ist doch weiß Gott nichts Besonderes, daß Leute aus der Eifel stille Gewinne nach Luxemburg schleppen, oder nach Belgien. Aber laß uns zuerst um diesen Jonny kümmern, ehe das Chaos in meinem Hirn die Überhand gewinnt. Mein Vater sagte immer: Wenn du in einer komplizierten Sache die Übersicht nicht verlieren willst, dann geh gefälligst Schritt für Schritt vor und versuche nicht den genialen Rundumschlag zu landen.«
    »Dein Vater ist so ein Punkt«, hakte Rodenstock nach. »Wer war eigentlich dein Vater? Das wollte ich immer schon mal wissen. Daß er Eisenhüttenmann war, weiß ich, daß du aus dem Kohlenpott kommst, auch, aber wer war dieser Mann?«
    »Du lieber Himmel«, replizierte ich wütend. »Mein Vater? Was hat der, verdammt noch mal, mit Harro zu

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