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Eifel-Sturm

Eifel-Sturm

Titel: Eifel-Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Auge.«
    »Er hat einmal das Gerücht in die Welt gesetzt, Jakob Driesch habe eine Geliebte.«
    »Das weiß ich längst, Baumeister. Aber er behauptet, er hätte das nur mal aufs Blaue angetippt, weil er so sauer auf Driesch war. Driesch war Bensens Karrierestopp. Na ja, dafür hat er jetzt freie Fahrt und wir bekommen einen Christlichen in Berlin, der sich dauernd selbst feiert. Noch was, mein Lieber?«
    »Danke, mir reicht das erst einmal. Und viel Glück für dich.«
    »Das werde ich brauchen«, ahnte er düster. »Und falls du etwas herausfindest, was wichtig ist, erinnere dich an mich.«
    »Ich werde mit dir teilen«, sicherte ich ihm zu.
    »Das weiß ich«, sagte er einfach.
    Plötzlich viel mir doch noch etwas ein: »Wo ist denn diese Windanlage eigentlich projektiert worden? Ich wollte Wilma Bruns danach fragen, habe es aber vergessen.«
    »In Hollerath an der B 265«, erklärte Kischkewitz. »Kurz vor dem Weißen Stein, kurz vor dem Losheimer Graben. Und ich kann die Gegner verstehen. Da habe ich früher Wanderungen mit meiner Frau gemacht, dort habe ich sie gefragt, ob sie mich heiraten will, und vermutlich haben wir da meine älteste Tochter gezeugt. Du siehst, ich bin ein echter Eifler, ich war wirklich im Heu.« Er lachte.
    »Moment mal, in der Gegend ist doch auch der Tenhoven zu Hause, der verschwundene Ökobauer.«
    »Richtig. Aber das eine muss mit dem anderen nichts zu tun haben. Na ja, ich muss weitermachen.«
    »Mach es gut«, sagte ich.
    Wer konnte etwas von Annette von Hülsdonk wissen? Wer wohnte in der Nähe, zu wem hatte ich einen guten Draht? Jürgen Hermann Buch, Journalist, die gleiche Altersklasse wie Annette ... Okay, also der.
    Er war nicht in seinem Haus in Stadtkyll, seine Frau sagte etwas belegt: »Er ist wieder mal nicht da.« Dann wurde sie zuversichtlicher. »Ich nehme aber an, dass er in der nächsten halben Stunde kommt. Er wird dich anrufen.«
    Er rief nach sechzig Sekunden an und erklärte lapidar: »Ich war zu Hause, aber meine Frau hatte mich noch nicht auf der Anwesenheitsliste. Was kann ich für dich tun?«
    »Annette von Hülsdonk.«
    Er atmete scharf ein. »Mit der habe ich den ganzen Tag verbracht. Die Redaktion in Trier hat beschlossen, dass wir morgen eine ganze Doppelseite ausschließlich über Driesch und von Hülsdonk machen. Ich habe Fotos von ihr gesehen. Mein lieber Mann!«
    »Ich sah das Original. Aber ich weiß nichts von ihr, gar nichts. Was hat sie so getrieben, als sie noch lebte?«
    »Gute Frage. Was trieb sie so?« Er schnaufte tief. »Ich würde mal sagen, sie war kein Kind von Traurigkeit. Eine ausgesprochen lustige Person.«
    »Das hörte ich heute schon einmal, aber das reicht mir nicht.«
    »Das kann ich verstehen. Für wen willst du das? Für Hamburg, für München?«
    »Nee, nee, das weiß ich noch nicht. Kann sein, dass ich mal ein Buch mache, kann sein, dass ich für Hamburg was mache. Auf keinen Fall etwas Schnelles. Also, keine Sorge. «
    »Ich habe keine Sorge«, erwiderte er. »Ich dachte nur, ich kann mich darauf einstellen. Kannst du das Gespräch mitschneiden?«
    »Kann ich.«
    »Dann los. Ich richte mich hier nach meinen Notizen. Also, sie war siebenundzwanzig, als sie heute Morgen starb. Sie war so eine Art bunter Vogel. Das hat jetzt bei mir keine moralischen Qualitäten, sondern ist eher eine sympathische Beschreibung, wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Wo wurde sie geboren?«
    »Hier in Hellenthal. Ihre Mutter ist vor sechs Jahren gestorben. Krebs. Das war eine tragische Sache. Annette brach ihre Ausbildung ab und kam nach Hause zu ihrem Vater zurück. Daran erkennt man, was für ein Mensch sie war. Sie war ein echtes Eifelkind. Sie war mit den hiesigen Gleichaltrigen immer verbunden, war keine Einzelgängerin und ziemlich wild. Ich glaube, die hat ihren Eltern manches graue Haar verpasst.« Er lachte leise. »Ich kann mich an die Zeit erinnern, als wir alle so sechzehn bis achtzehn waren, kurz vor dem Abi. Es gab, glaube ich, keinen im Dreieck Blankenheim, Schieiden, Prüm, der nicht davon träumte, mit dem Mädchen ins Heu zu gehen. Mich eingeschlossen. Und wahrscheinlich hatten die Aachener Gymnasiasten den gleichen Wunschtraum.« Er wurde in der Erinnerung fröhlich. »Die hat die ganze Nordeifel aufgemischt und wir entwickelten eine Art Sport. Der Sport hieß: ›Gehen wir bei Manni ein Bier trinken‹. Als ich das heute Morgen hörte, war ich also persönlich betroffen. Scheiße!« Er machte eine Pause.
    »Ich will dich

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