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Eifel-Sturm

Eifel-Sturm

Titel: Eifel-Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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unsere Annette.«
    »Und was sagte Bastian zu dieser Annette?«
    »Ich denke, er hat sie nie so erlebt. Und als sie nach dem Tod der Mutter zurückkehrte, war sie wieder die alte Annette. Zurückhaltend, seriös und so weiter. Und sie verfolgte ihren alten Plan.«
    »Was war das?«
    »Ein Hotel. Sie wollte immer ein eigenes Hotel haben. Sie sagte: Ich will ein Hotel, in dem sich Verliebte verkriechen können. Keine Namen, nur Zimmernummern und endlos Luxus. Ihr Vater wollte ihr dabei helfen. Das weiß ich sicher.«
    »Du kannst dir ja und nein vorstellen, dass jemand sie erschießt. Kannst du das näher erklären?«
    »Tja, in ihrem Privatleben sehe ich wirklich keinen Grund. Aber bei den Windrädern fallen mir gleich mehrere ein. Es gibt Leute, die sind auf hundertachtzig, wenn sie nur das Wort Windkraft hören. Und nun kommt Annette daher, plant eine Rodung und mindestens vierzig Windräder. Und sie zieht die Waldbesitzer auf ihre Seite. Das muss Hass erzeugen.«
    »Du meinst also, dass jemand, der Natur pur will und alles, was nicht dazugehört, hasst, sie erschossen haben könnte?«
    »Richtig, das nehme ich an.«
    »Wie viele Leute kämen da denn in Frage?«
    »Mindestens ein Dutzend. Und das sind nur die, die mir sofort einfallen. Es gibt nun mal Leute, die sich als Naturschützer ausgeben und dabei so fanatisch sind, dass sie ... na ja, dass sie über Leichen gehen.«
    »Noch was anderes: Kanntest du Jakob Driesch? – Blöde Frage. Wie gut kanntest du Driesch?«
    »Wir waren Freunde. Schon lange. Ich habe mich immer geweigert, über ihn zu schreiben. Jetzt muss ich eine Doppelseite über seinen und Annettes Tod machen. Ganz schöne Sauerei, elitäre Sauerei.« Er schwieg eine Weile. »Da ist etwas ... Das wird sowieso rauskommen, aber das wird Driesch schwer belasten. Ich will, dass du das weißt.«
    »Das ist ja sehr nett«, entgegnete ich unsicher. »Aber behalt es doch für dich, wenn es so brisant ist.«
    Er schwieg wieder, ich hörte, dass er sich eine Zigarette anzündete und mehrere Male heftig und wild »Scheiße!« sagte. »Bist du noch da, Siggi?«
    »Natürlich. Also, was ist los?«
    »Jakob war vor acht Monaten auf Mallorca. Allein. Er hat dort eine Finca gekauft, so ein mallorquinisches Bauernhaus mit ein paar tausend Quadratmeter Grund drum herum. Er hat bar gezahlt, Siggi. Eine Million Mark in bar.«
    »Und? Woher kam das Geld? War das irgendwie illegal?«
    »Ich kenne ihn, er war nicht käuflich. Ich habe das nur durch einen saublöden Zufall mitbekommen.«
    »Erzähl!«
    »Ich war in seiner Sprechstunde. Rein beruflich. Ich wollte wissen, welche öffentlichen Projekte von der EU gefördert werden und wie man an die Gelder kommt. Darin war er Spezialist. Er hatte unten in Schieiden in der kleinen Fußgängerzone ein Büro im ersten Stock. Ich war also da und er hatte Zeit für mich. Wir redeten miteinander, da schellte es. Der Postbote brachte ein dickes Kuvert, eingeschrieben. Aus Spanien, von einem Notar auf Mallorca. Driesch sollte irgendwelche Dokumente unterschreiben und sagte zu dem Postboten: Du kannst warten, das tüten wir gleich wieder ein. Ich hockte da und wartete, während er die Dokumente abzeichnete. Er tütete sie wieder ein, adressierte den Umschlag, klebte Briefmarken drauf. Dann wollte er das Ding zukleben, dabei rutschte ihm der ganze Papierkram aus dem Kuvert. Ich bückte mich und hob das Zeug auf. Die Geschichte war eindeutig, denn es gab zu jeder Seite eine deutsche Übersetzung. Kauf eines Hauses in Sowieso auf Mallorca/Spanien. Vielleicht wollte Driesch das Haus ja Anna schenken, wahrscheinlich war das eine stinknormale Sache. Doch da gab es ein Blatt mit vier Zeilen, auf Spanisch und auf Deutsch. Wir bestätigen, hieß es da, den Betrag von DM 1.000.000,- erhalten zu haben. Unterschrift Dr. Sowieso. Driesch war blass geworden und bat: Schweig bitte darüber. Das ist für ganz schlimme Zeiten. Und er wiederholte die Bitte, als wir später unten im Cafe saßen und einen Kaffee tranken. Das war etwas komisch, denn er hätte wissen müssen, dass ich nie über so etwas rede. Zu niemandem. Und wahrscheinlich hat das ja auch nichts zu bedeuten.«
    »Aber du hast ein mieses Gefühl dabei, stimmt's?«
    »Ja, das habe ich. Todsicher wird jemand aus unserer Branche auf die Idee kommen, zu behaupten, Driesch habe sich bestechen lassen. Glaubst du das nicht auch?«
    »Darauf kannst du dich verlassen. Warum hat er so einen Blödsinn gemacht?«
    »Ich vermute, weil der Verkäufer

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