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Eifel-Sturm

Eifel-Sturm

Titel: Eifel-Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Ins Leere, weil der Erpel wieder elegant zur Seite geglitten war. Diesmal musste Willi schwimmen. Und das mochte er gar nicht. Er kiekste angstvoll und machte Lärm wie eine Horde Affen.
    In diesem Moment sprang Paul die Mutter der Kompanie an. Er erreichte sie auch am Bürzel, wie man den Hintern nennt, erwischte einige kleine Federn, war aber weit davon entfernt, Sieger zu werden, denn die Dame machte eine kurze Drehung nach backbord und hatte ihn frontal vor sich. Die Entenfrau benutzte ihren Schnabel, als sei er ein Küchenmesser. Paul bekam eine Tracht Prügel, wie sie vollkommener nicht sein konnte.
    Satchmo näherte sich erneut heldenhaft. Er wollte Paul helfen, wogegen der Erpel entschieden etwas hatte.
    Mit Schaudern bemerkte ich die eigentliche Strategie der Wildenten. Hauptsache, die Kater waren im Schlamm und im Wasser. Und jetzt waren sie alle drei dort und wurden genüsslich und erbarmungslos verwalkt.
    Als die Schlacht endlich vorbei war und meine drei Kater das rettende Ufer erreicht hatten, besaß die Entenmutter auch noch die Frechheit, ans Ufer zu watscheln, sich auf einen Umrandungsstein zu stellen und sich landfein zu putzen. Und der Erpel musste nicht einmal aufpassen, meine Katzen standen für irgendwelche Aktivitäten einfach nicht mehr zur Verfügung, sie hatten sich verzogen. Wahrscheinlich hockten sie irgendwo im hohen Gras und pfiffen sich eins oder murmelten: »Also, richtige Lust auf eine Prügelei hatte ich sowieso nicht!«
    Katzen sind eben auch nur Menschen.
    Ich marschierte ins Haus, holte mir ein paar Kissen für die Liege und richtete mich unter dem Eifelhimmel ein. Es war jetzt acht Uhr, ich wollte den Tag gemütlich ausklingen lassen, vielleicht ein wenig über Jakob Driesch nachdenken, über Annette von Hülsdonk, über Windräder, über Menschen, die vom Wind lebten, und über die, die dagegen waren, dass andere vom Wind lebten. Wieso war dieser Ökobauer namens Tenhoven verschwunden? Und wohin? Und wo war das Auto des Bundestagsabgeordneten? Rodenstock hatte Recht: Es war nicht wichtig, wie Driesch in die Rur geraten war, wir mussten herausfinden, wo er die neun Stunden verbracht hatte, bis ihn jemand tötete.
    Ich entschied mich für Kischkewitz, ich musste mit meinen Überlegungen irgendwie weiterkommen, und Rodenstock mochte ich nicht sprechen. Also rief ich Kischkewitz an: »Ich störe ungern, aber ich muss stören, wenn ich mitdenken will. Was ist mit Drieschs Auto?«
    »Wir haben es«, antwortete er mit einem kleinen Triumph in der Stimme. »Wir haben es gefunden. Abgeschlossen, unversehrt, kein Kratzer dran.«
    »Und wo, bitte?«
    »In Heidgen. Sagt dir das was?«
    »Hilf mir.«
    »Du kommst von Schieiden, fährst durch Höfen. Dieses Bundesgolddorf 1987, das mit den haushohen Buchenhecken. Du bist auf der B 258. Unmittelbar hinter Höfen teilt sich die Straße. Nach links geht es weiter auf die Umgehungsstraße, die rund um Monschau führt. Die B 258 biegt aber nach rechts ab und geht steil ins Tal. Landet unten am Aukloster. Mitgekommen?«
    »Mitgekommen.«
    »An der Stelle, wo die Umgehungsstraße beginnt und später zur B 399 wird, geht es in eine Siedlung. Kleine Neubauten. Das ist Heidgen. Die Hauptstraße dieser Siedlung heißt ebenfalls Heidgen, führt dann auf das Sträßchen Am Grindel. Und das liegt praktisch im Himmel von Monschau, also steil über der Stadt. Wenn du dort parkst, hast du drei Möglichkeiten, in die Stadt zu laufen. Über den Unteren Mühlenberg, den Oberen Mühlenberg und das Sträßchen Auf den Planken. Wenn Driesch in die Stadt hineinwollte, ohne gesehen zu werden, dann war das eine gute Parkplatzwahl.«
    »Irgendwelche Spuren am Fahrzeug?«
    »Die erste Untersuchung hat absolut nichts ergeben.«
    »Wie geht es denn deiner Seele?«
    Er zögerte. »Ehrlich gestanden, beschissen. Wir haben jede Menge mögliche Spuren, jede Menge Hinweise aus der Bevölkerung. Aber absolut nichts, was uns eine echte Spur beschert. Ich weiß immer noch nicht, was einer der bekanntesten Männer dieser Region neun Stunden lang getan hat. Wir haben nun Fotos von dem Wagen gemacht und reichen sie herum wie saures Bier.«
    »Kannst du mir eins faxen?«
    »Kommt sofort. Was hältst denn du von der Windenergiegeschichte?«
    »Ziemlich viel«, antwortete ich. »Da steckt verdammt viel Geld drin. Europäische Gelder, Gelder des Landes, Gelder der Bundes, weiß der Himmel, viel, viel Geld. Und es gibt immer Zoff. Es gibt schon Zoff, wenn sie einen Wald abholzen müssen.

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