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Eifel-Sturm

Eifel-Sturm

Titel: Eifel-Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Und diesmal ist es gleich ein Riesenwald und ausgerechnet in der stillen Heimat deutscher Wanderer. Verlass dich drauf, da gibt es Motive wie Sand am M^eer.«
    Er wurde aggressiv. »Verdammt noch mal, dann nenn mir ein einziges Motiv. Nenn es mir!«
    »Also gut. Nimm mal an, ich besitze ein Stück Wald. Sagen wir zwanzigtausend Quadratmeter. Das hat normalerweise einen Wert von vierzigtausend bis einhunderttausend Mark, je nach Lage. Jetzt ist es plötzlich zweihunderttausend Mark wert, weil jemand darauf einen Windkraftpark anlegen will. Meinetwegen liegt mein Grundstück in der geplanten Mitte der Windkraftanlage. Mit anderen Worten: Wenn ich nicht verkaufe, können die das Ding nicht durchziehen. Verstanden?«
    »Verstanden. Und weiter?«
    »Jemand kommt zu mir und sagt: Ich möchte deinen Wald kaufen. Ich gebe zu verstehen, dass der bereits einem anderen versprochen ist. Macht nichts, sagt der Käufer. Ich zahle das Doppelte, egal, was der andere Käufer zu zahlen bereit ist. Ich beginne zu schwanken, weil ich in diesem Fall nicht zweihunderttausend Mark bekommen kann, sondern vierhunderttausend Mark. Da sagt der Käufer: Hunderttausend von den vierhunderttausend können schwarz und cash über den Tisch gehen. Nun schwanke ich ernsthaft. Beim nächsten Treffen sagt der Käufer: Ich gehe auf eine halbe Million. Davon die Hälfte cash und ohne Quittung. Aber es muss sofort laufen, nicht in vier Wochen. Kannst du dir vorstellen, was dieser Käufer will?«
    »Einfluss gewinnen auf die Anlage, politischen Einfluss.«
    »Möglich. Er kann aber genauso gut der Vertreter eines bisher nicht involvierten Herstellers von Windrädern sein. Drittens: Vielleicht will er etwas nicht. Nämlich die Windenergieanlage. Er kann sie verhindern. Das hätte wiederum zur Folge, dass die Strombezieher dieser Region beim alten Stromhersteller bleiben müssen. Und noch etwas ist denkbar: Leute, die nach außen hin die Anlage begeistert begrüßen, kaufen sich heimlich ein und verhindern sie – gegen zehn oder zwanzig Prozent der Kaufsumme des gesamten Geländes – schwarz natürlich.«
    »Jetzt fängt der Journalist aber an zu spinnen.«
    »Es geht noch weiter«, beharrte ich. »Nehmen wir an, Driesch war pleite und die kleine Annette von Hülsdonk auch. Sie lassen sich mit einem der großen Stromerzeuger ein und sagen: Für eine Million killen wir das gesamte Windanlageprojekt. Das wäre für sie nicht schwer. Hier ein bisschen Unfrieden säen, dort ein bisschen Unfrieden. Schließlich sind sechzehn Waldbesitzer leicht gegeneinander aufzubringen, da spielen uralte Familienfehden eine Rolle.«
    »Das kannst du von Driesch nicht ernsthaft glauben«, meinte er empört.
    »Ich glaube es nicht, ich spiele es doch nur durch, Kischkewitz. Mir fällt noch eine Variante ein: Nehmen wir an, der Hersteller der Windräder will auf Nummer Sicher gehen. Er plant den Windpark zweimal. Einmal im schönen Deutschland und ein zweites Mal zum Beispiel im schönen Belgien, also ein paar tausend Meter weiter. Er wartet, wer ihm die besseren Bedingungen und die besseren Subventionsgelder besorgt. Oder denken wir an Wilma Bruns mit ihrem chronischen Geldmangel. Sie könnte für den Rest ihres Lebens in Saus und Braus auf Hawaii leben, wenn sie einen Windradhersteller favorisiert oder in die Pfanne haut – je nachdem, was besser bezahlt wird. Du musst dich von den tatsächlichen Menschen befreien, sieh es als Denkspiel, Kischkewitz. Motive wie Sand am Meer, weil unheimlich viel Geld im Spiel ist.«
    »Ja«, sagte er etwas unglücklich, widersprach aber nicht mehr. »Das wird ja ein chaotisches Puzzle. Weißt du eigentlich irgendetwas über das private Leben dieser Annette von Hülsdonk?«
    »Nicht das Geringste. Was habt ihr denn bis jetzt ausgegraben?«
    »Wir sind noch dabei«, antwortete er vorsichtig. »Scheint kein Kind von Traurigkeit gewesen zu sein.«
    »Das hoffe ich doch«, sagte ich knapp. »Ich komme morgen mal nach Monschau. Was machen meine Kollegen von den Medien?«
    »Die saugen sich die wildesten Storys aus den Fingern und haben nicht die geringste Mühe, diese auch noch zu verkaufen.«
    »Da gibt es doch in Roetgen diesen Rechtsanwalt, diesen...«
    »Doktor Ludger Bensen. Unangenehmer Typ. So viel Arroganz auf einmal lässt mich am Abendland zweifeln. Es ist aber nicht sichtbar, dass er irgendwie drinhängt. Wir haben ein Riesenfeuer unter seinem Arsch entzündet, aber leider ist da nichts. Er hätte allerdings gepasst wie die Faust aufs

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