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Eifel-Sturm

Eifel-Sturm

Titel: Eifel-Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Bargeld haben wollte. Und weil Driesch so den Preis drücken konnte. Aber das ist wahr: Wieso baut er plötzlich so einen riskanten Scheiß? Er hätte doch wissen müssen, dass er sich damit verdächtig macht.«
    »Weiß sonst noch jemand davon?«
    »Nein, glaube ich nicht. Aber die Sonderkommission wird es natürlich entdecken, und geheim halten können sie es nicht. Mein Gott, wenn ich an seine Frau denke, wird mir ganz schlecht.«
    »Wie sind überhaupt die finanziellen Verhältnisse der Familie?«
    Er antwortete, ohne zu zögern. »Solide.«
    »Ich hoffe, wir können die Mallorca-Story zu seinen Gunsten recherchieren. Kann ich mich melden, falls ich noch Fragen habe?«
    »Natürlich«, versicherte er. »Jederzeit.«
    »Und ich muss dich darauf aufmerksam machen, dass ich die Sache mit der Million weitergeben muss. Erstens an meinen Freund Rodenstock, der ehemaliger Kripomann ist und jetzt für den Bundesnachrichtendienst die Untersuchung beobachtet. Und zweitens an Kischkewitz, den du ja kennst. Ich garantiere, dass die mit diesem Wissen vorsichtig umgehen werden. Doch je eher die davon wissen, desto schneller bekommen wir Klarheit. Einverstanden?«
    »Einverstanden«, antwortete er und legte auf.
    Ich erlebte das nicht zum ersten Mal, dass Journalisten ganz persönlich in ein Kaleidoskop aus Gefühlen verstrickt waren, die sie beim Schreiben einer Geschichte störten. Die meisten versuchten es trotzdem und scheiterten – auch mir selbst war das passiert. Buch hatte einen guten Weg gefunden, er hatte um Hilfe gebeten und sein Wissen einfach weitergegeben.
    Ich legte eine CD auf, die in der letzten Zeit mein Favorit war: ›The streets of New Orleans‹. Das war einfach fröhliche Musik, wenngleich ich Fröhlichkeit nicht suchte. Ich stopfte mir die Spitfire von Lorenzo und schmauchte vor mich hin.
    Der Abend war gekommen, das Licht ein wenig dunstig, die Hitze des Tages wich allmählich. Ich schlurfte im Haus herum, gab den Katzen etwas zu fressen, hockte mich wieder an den Teich und entdeckte sieben oder acht winzige Goldfische im Flachwasser, nicht einmal einen halben Zentimeter lang. Eine große blaue Königslibelle zog ihre schnellen Kreise, setzte sich auf den alten Baumstumpf im Wasser, bohrte scheinbar den Hinterleib in eine Holzfalte und bildete einen prächtig schillernden Bogen. Zwei Mauersegler stürzten vom Kirchturm her auf die Wasserfläche hinab, glitten darüber hinweg, nahmen einen Schnabel voll Wasser auf und verschwanden wieder. Die beiden fetten Koikarpfen knabberten an der Englischen Minze herum, die in voller, malvenfarbener Blüte stand. Dann jagten sich die Fische um einen Busch wilden Reis, verschwanden in der Tiefe, um irgendwo aufzutauchen und die Jagd von vorn zu beginnen. Und die Goldbrasse dackelte gemächlich hinterher wie ein Gouvernante.
    In der Luft lag ein Hauch von Herbst, ein Hauch jener Jahreszeit, die in der Eifel am schönsten ist, weil alle Farben dieser Welt auftauchen, leuchten und dann vergehen, wenn die Natur sich schlafen legt. Wahrscheinlich würde am nächsten Morgen Tau auf dem Gras liegen und in den scharf eingeschnittenen Tälern würde Nebel wie ein Tuch das Land bedecken. O Herr, der Sommer war sehr groß. Hätte irgendjemand gesagt, in dieser Nacht würde etwas Entscheidendes geschehen, hätte ich mit Sicherheit gegrinst und keinen Gedanken daran verschwendet. Nein, ich war nicht im Geringsten vorbereitet, die Ankunft einer Katastrophe erschien mir gänzlich unmöglich.
    Gegen 23 Uhr war es dunkel und ich wollte ins Haus zurückgehen, um noch einige Passagen einer Reportage zu korrigieren. Doch das Handy fiepste, und ehe ich das Gespräch angenommen hatte, war ich mir sicher, dass es Emma war.
    »Hör mal, ihr müsst miteinander reden. Rodenstock hat es nicht so gemeint, er misstraut dir nicht, im Gegenteil. Und du weißt das. Jetzt hockt er hier und es geht ihm beschissen.«
    »Ich kann nichts dafür. Es war wie eine Ohrfeige für mich, es ist noch immer so. Er hat zwei Tage recherchiert, ohne ein Wort zu sagen, er hat anderen versprochen, mich nicht einzubinden. Verdammte Hacke, Emma, warum hat er den Arschlöchern beim Bundesnachrichtendienst nicht deutlich gemacht, dass ich nicht einfach drauflos veröffentliche? Warum akzeptiert er, dass der BND aus mir einen Unsicherheitsfaktor macht?«
    »Er wollte die Leute schnell loswerden. Das war alles.«
    »Das war nicht alles, das stimmt so nicht. Er hat recherchiert.«
    »Du bist eifersüchtig,

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