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Eifel-Sturm

Eifel-Sturm

Titel: Eifel-Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Tatorten hat, hat etwas sehr Bedeutendes herausgefunden, nachdem er eine runde halbe Stunde hier drin war. Er fand nämlich heraus, dass hier in dieser Wand ein Wandschrank sein muss. Da, genau da. Seht ihr das, liebe Kinderchen? Ist euch klar, was das heißt?«
    Stavros war wahrscheinlich übermüdet und konnte infolgedessen auf gewisse Teile seines Hirns nicht zurückgreifen. Er strahlte: »Ja, Chef, da wird was drin sein.«
    »O Gott, du Arsch«, hauchte Angela. Sie hatte ein totenblasses Gesicht.
    »Weshalb darfst du in dieser Kommission hospitieren?«, fragte Kischkewitz.
    »Weil ich etwas lernen möchte. Ich will in die Mordkommission.« Stavros' Strahlen hatte etwas von seinem Glanz eingebüßt.
    »Richtig«, sagte Kischkewitz plötzlich ganz kühl. »Ihr packt beide eure Sachen und verschwindet aus meinem Blickfeld. Ihr fahrt zurück und meldet euch bei eurem Behördenleiter.«
    Angela fing an zu weinen, Stavros war verblüfft. »Aber wieso denn, Chef? Gut, wir hätten das finden müssen, aber nun ist es doch gefunden, oder?«
    Angela platzte. »Du bist wirklich ein hirnloses Arschloch«, sagte sie heftig. »Wenn wir es gefunden hätten, dann wären jetzt vielleicht viele Fragen beantwortet. Seit Stunden beantwortet, du taube Nuss.«
    »Ach so«, murmelte Stavros.
    »Haut ab«, sagte Kischkewitz unerbittlich. »Und kommt mir nicht mehr unter die Augen, bis ihr in Pension geht.«
    Sie drehten sich um und gingen.
    »Das ist der Nachwuchs«, seufzte Kischkewitz. »Jung, strahlend und dämlich. Jonny? Jonny, komm mal her. Mach mir den Schrank auf.«

Neuntes Kapitel
    Jonny war ein junger Mann, der sich neben den Wandschrank niederkniete und in einem kostbar wirkenden ledernen Etui eine unglaubliche Fülle derber und feiner Instrumente ausbreitete.
    »Er ist ein Künstler«, sagte Kischkewitz stolz.
    »Wie soll ich es machen?«, fragte Jonny seinen Chef.
    »Am besten ohne jede Schramme«, antwortete der.
    »Das dauert dreißig Sekunden länger«, stellte Jonny fest. Er nahm ein kleines Gerät, das so aussah wie eine feine Spirale, aus dem Etui, setzte mit einer Pinzette irgendeine metallene Winzigkeit auf den Kopf der Spirale und sagte: »Seid jetzt mal ruhig.«
    Mittlerweile hatten sich sechs oder sieben Leute eingefunden, die mit Verblüffung auf die Szene starrten. Unter anderem Vera, die sich zu mir hinbewegte und meinen Arm festhielt. »Was ist das?«, flüsterte sie.
    »Vermutlich der Schrank dieses Haushaltes«, murmelte ich zurück.
    »Okay«, sagte Jonny zufrieden. »Aufmachen?«
    »Aufmachen«, nickte Kischkewitz.
    Jonny zog ganz vorsichtig und die Tür ging auf.
    Es befanden sich sämtliche Herrlichkeiten darin, die die Kommission erwarten durfte, um die Frage zu beantworten, wie denn das Leben in dieser Bude ausgesehen haben könnte.
    »Heiliger Strohsack«, stöhnte jemand.
    »Das ist ja irre«, seufzte Vera.
    »Nichts anrühren«, befahl Kischkewitz. »Nichts anfassen. Stück für Stück rausnehmen, auf Fingerabdrücke achten, nummerieren, in Plastiktüten packen, ab in den Laborwagen. Und damit ihr euch nicht gegenseitig behindert, nimmt Vera mit ihren empfindsamen Hausfrauenhänden die Sachen raus. Und du, Gerald, du nimmst sie an und stellst sie weg. Und jemand vom Laborwagen soll kommen und uns sagen, was er wie zuerst haben will.« Er kicherte vor Aufregung. »Das ist wie Weihnachten, nur viel schöner.«
    Der Schrank war in vier Lagen unterteilt, die Bretter waren lang und dick. Unten befanden sich Bettwäsche, Kopfkissen, Bettdecken, dazu ein Stapel frischer, ungebrauchter Wäsche. Darüber in dem Fach standen Geschirr, Tassen, Teller, ein Kasten mit Besteck. Dazu Konserven aller Art, von Würstchen bis Artischockenherzen, sicherlich mehr als vierzig Dosen. In der Abteilung darüber war alles, was Frau und Mann im Badezimmer brauchen, von der Rasierseife über Aftershave bis hin zur Tagescreme für die selbstbewusste Dame. Im Fach ganz oben fand sich alles, was ich in der so sauberen Toilette vermisst hatte. Und der Stapel frischer Trockentücher fehlte auch nicht.
    »Das ist wirklich erstaunlich«, sagte Emma. »Nun können wir Abschied nehmen von der bösen, bösen Windenergie und dreckigen Politik. Jetzt ist es nur noch eine stinknormale spießbürgerliche Geschichte.«
    »Da wäre ich vorsichtig«, murmelte Kischkewitz. »Wilma Bruns ist todsicher nicht ins Moor geworfen worden, weil sie hier mit Driesch in den Betten rummachte.«
    Es war still.
    »Du hast Recht«, nickte Emma. »Ich habe

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