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Eifel-Sturm

Eifel-Sturm

Titel: Eifel-Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Minuten.«
    Er starrte sinnend zu Boden. »Ja, Sie sagen es.« Dann setzte er hinzu: »Einige Kolleginnen und Kollegen geben zu bedenken, dass die Tarnung so beinahe perfekt ist. Scheinbar sinnlose Schießerei auf der Straße, Jagd durch den Fluss, erneute Schießerei, dann Tod. Perfekt getimt, perfekt durchgeführt, perfekte Verbergung des Motivs. Wenn es der Schwede war, dann ist er der absolute Meister.«
    »Und wer hat dann die hunderttausend Dollar gezahlt?«
    »Der, der Drieschs Tod wollte.«
    »Mich erinnern solche Überlegungen immer an abenteuerlustige Männer in einem Thriller. Alles ist perfekt geplant, alles ist perfekt durchgeführt. Und trotzdem gibt es dann ein gutes Ende, der Schwede wird von einem erzkatholischen, sehr sozial fühlenden Helden mit Hilfe eines dreißigschüssigen Feuerstoßes ins Jenseits befördert.«
    »Da ist was dran«, gab der Mann zu. »Ich finde es tröstlich, dass die meisten Menschen das als Abenteuer empfinden, was sich irgendein verrückter Drehbuchautor für einen Fernsehsender ausgedacht hat. Die meisten haben keine Ahnung, dass es solche Fälle real gibt. Normalerweise nicht in der Eifel, da stimme ich Ihnen zu, aber eben in den Stadtmolochen dieser Zeit, im Ruhrgebiet, in Frankfurt, in Berlin. Und immer werden die Zeitungsleser denken: Das hat sich der Schreiber aber klasse ausgedacht. Wenn es der Schwede war, werden wir den Fall in diesem Leben nicht mehr lösen. Das steht fest.«
    »Wie ist denn Ihre Überlegung: Wie ist Driesch gestorben?«
    »Elend gejagt. Und er hat es mindestens vierzig Minuten lang gewusst. Er hat sich elend zu Tode gehechelt.«
    »Und warum hat er nicht geschrien?«
    »Wahrscheinlich konnte er vor Entsetzen nicht schreien. Wahrscheinlich hatte er dazu gar keine Luft.«
    »Lässt das einen Rückschluss auf den Täter zu?«
    »Nein, wieso?« Er sah mich ein wenig verwirrt an.
    »Wenn er vor Entsetzen nicht hat schreien können, dann möglicherweise auch deshalb, weil der Täter so gänzlich unglaublich war. Das meine ich.«
    Er überlegte und nickte. Dann sagte er unvermittelt: »Und wie kriege ich jetzt diese Scheißwasserbetten geleert?«
    »An die Tür damit und in den Bach ausleeren.«
    »Das könnte gehen«, sagte er.
    »Noch eine Frage. Hier waren Wolldecken, hat Kischkewitz gesagt. Ist denn die Untersuchung schon abgeschlossen?«
    »Die erste Grobuntersuchung ja. Danach zu urteilen hat hier heftiger Geschlechtsverkehr stattgefunden. Sehr oft.«
    Ich musste grinsen. »Also nix mit dem Schweden, nix mit dem perfekten Thriller. Eher eine miese geschlechtliche Unterkunft.«
    »Moment, Moment, junger Mann«, sagte er. »Das muss nicht von Driesch kommen. Es ist wahrscheinlich, dass er hier war, aber nicht oft. Vielleicht war er nur ein- oder zweimal hier. Das Sperma muss nicht sein Sperma sein. Das werden wir feststellen. Das ist die geringste Übung.«
    »Wie kommen Sie auf die Idee, dass Driesch nicht öfter hier war?«
    »Weil es nicht passt«, antwortete er. »Es passt nicht, die Wolldecken mit dem Sperma passen nicht zu Driesch.«
    »Das klingt so, als wollten Sie ihn verteidigen.«
    Er seufzte. »Ja, das klingt so und es ist auch ein bisschen so. Wir suchen ja nicht nur den Mörder, wir versuchen uns erst einmal ein Bild von dem Opfer zu machen. Zu Driesch passt das alles hier nicht.«
    »Was sagt denn Anna Driesch zu dieser Bleibe?«
    »Nichts. Sie weiß noch nichts davon. Erst einmal müssen wir abklären, was diese Bleibe mit Driesch zu tun hatte.«
    Draußen war tiefe Nacht. Die Kommission hatte ein paar Fluter in die Behausung gestellt, deren Licht grellweiß war und störend.
    »Wo sind denn die Putzmittel für den Lokus?«, fragte ich.
    »Putzmittel? Ach so, WC-Reiniger und so was. Das meinen Sie? Diese Haushaltssachen? Da war nichts.«
    »Da war nichts?«, fragte ich verblüfft.
    »Gar nichts«, wiederholte er. »Vielleicht sollte ich mir einen Schlauch besorgen, um das Wasser aus diesen elenden Wasserbetten herauszukriegen.«
    »Aber wieso war da nichts? Der Lokus ist blitzsauber, alles im Lokus ist blitzsauber.«
    »Ich weiß es wirklich nicht«, murmelte der Mann, von dem ich nicht wusste, wie er hieß, uninteressiert. Er dachte offensichtlich verstärkt über sein Wasserbetten-Problem nach.
    Vor der Lokustür war eine glatte Wand. Also nachsehen, die Wanddicke vergleichen. Zurück in den Flur vor das stumpfe Ende des Flurs neben der Treppe.
    Dann zurück in den Raum mit den Wasserbetten, schrittweises Ausmessen. Etwa vier

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