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Eifel-Sturm

Eifel-Sturm

Titel: Eifel-Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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nicht an Wilma gedacht.«
    »Das solltest du aber«, mahnte er. »Würdest du bitte deinen Mann aktivieren?«
    »O ja, natürlich«, sagte sie und ging hinaus auf die Straße.
    »Dann will ich mal arbeiten«, seufzte Vera und fragte mich: »Sehe ich dich noch?«
    »Ich gehe jetzt schlafen«, erwiderte ich. »Ich biete dir den Platz neben mir, wenn du anschließend nicht schimpfst und erklärst, im Grunde sei jede Beziehungskiste nutzlos und sowieso scheiße.«
    »Ich werde mich daran halten.« Sie war verlegen. Und um diese Verlegenheit zu überwinden, setzte sie hinzu: »Vielleicht bist du für eine deutsche Beamtin sowieso untragbar.«
    »Das wird es sein«, sagte ich.
    Sie nahm einen Block und rief energisch: »Wo bleibt der Kerl aus dem Laborwagen, verdammt noch mal?«
    Rodenstock erreichte das Gelände, ich beobachtete, wie Kischkewitz ihn entdeckte und dann auf ihn zurannte, als würde Rodenstock das Ende aller Qual bedeuten.
    »Hast du gehört? Baumeister hat einen Schrank entdeckt. Es war die perfekte Absteige.«
    »Ja, ja«, erwiderte Rodenstock und war ganz der Großvater, der vor Unbesonnenheiten mahnt. »Es fragt sich jetzt bloß, was wir damit anfangen, nicht wahr? Wir wissen, dass Driesch hier war. Aber wir haben keine Ahnung, wer die Frau gewesen ist. Also stehen wir vor der nächsten Mauer.«
    Emma näherte sich mir aus dem Dunkel jenseits der grellen Fluter. Sie nahm meine Hand und zog mich mit sich fort. »Ich muss einfach reden«, sagte sie. »Ich weiß, dass du kaputt bist, aber zehn Minuten vielleicht.«
    »Was quält dich denn?«
    »Ich verstehe diesen Driesch nicht. Stell dir vor, wir hätten heute die Nacht von Sonntag auf Montag ... Gut. Also, ich bin Driesch, ich bin hier in dieser heimlichen Bleibe oder Bude. Ahne ich, dass mich jemand töten will? Und wenn ich das ahne, warum will jemand mich töten? Ich bin mit der Frau in diesem Raum, liege auf den Wasserbetten.« Sie kicherte. »Ganz schön raffiniert, nicht wahr? Sie konnten es nicht riskieren, Betten zu kaufen und in das Haus tragen zu lassen. Sie kauften schlaffe Plastiksäcke, in die sie nur Wasser zu füllen brauchten. Niemandem fiel das auf ... Nun gut, nehmen wir an, ich bin Driesch und ich habe keine Ahnung, dass ich getötet werden soll. Ich fühle mich sicher. Niemand kennt dieses Versteck, niemand hat einen zweiten Schlüssel. Jetzt klopft es. Draußen steht der Mörder. Öffne ich? Öffne ich nicht? Und wo klopft der Mörder?«
    »An der Tür zum Laufenbach«, sagte ich.
    »Wieso dort?«
    »Weil ich Driesch bin, weil ich plötzlich weiß, dass ich getötet werden soll. Ich bin Driesch, renne die Straße entlang. Der Mörder hat das gehört, geahnt, was weiß ich. Er rennt hinterher und schießt. Er trifft nicht. Es ist schwer, mit einer Flinte im Laufen zu schießen, treffen ist fast unmöglich. Ich bin Driesch, ich renne. Ich renne eine ganze Weile, dann gelingt es mir, einen Haken zu schlagen, und der Mörder verliert mich, er muss mich suchen. Ich bin Driesch und ich will dorthin zurück, woher ich kam. In diese Wohnung. Warum will ich das?«
    »Weil ich für die Frau da sein will, die ich hier zurückgelassen habe«, sagte Emma. »Ich komme auf die Idee, im Fluss zurückzugehen. Ich nehme an, dass der Mörder nicht damit rechnet. Also steige ich weit oberhalb, meinetwegen ungefähr dort, wo die Glashütte ist, in den Fluss. Ich bewege mich vorsichtig flussabwärts. Ich gehe davon aus, dass der Mörder irgendwo in den Straßen nach mir sucht, während ich im Schutz der Dunkelheit auf diesem ungewöhnlichen Weg am Mörder vorbeikomme und die Wohnung erreiche. – Wo liegt jetzt mein Denkfehler?«
    Ich überlege einen Moment. »Dein Denkfehler ist der, dass du den Fluss für einen ungewöhnlichen Weg hältst und dass du annimmst, der Mörder würde nicht auf die Idee kommen.«
    »Aber er kommt drauf«, murmelte Emma nachdenklich.
    »Viel schlimmer. Er kommt nicht nur drauf, sondern er stellt sich darauf ein. Denk an diese dreißig Minuten zwischen den Gewehrsalven. Du schlägst einen Haken, du versteckst dich, du bewegst dich an irgendeiner Stelle zum Flussufer hin. Du lässt dir Zeit, du gehst ganz vorsichtig, Schritt für Schritt. Und in Wirklichkeit sucht der Mörder dich gar nicht. Er steht irgendwo im Schutz einer Hauskante und wartet. Er geht davon aus, dass du zurückkehrst. Dann marschierst du im Wasser an ihm vorbei und er setzt sich wieder hinter dich. Du bemerkst ihn und fängst an zu rennen, aber du hast keine

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