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Eifel-Sturm

Eifel-Sturm

Titel: Eifel-Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Chance mehr.«
    »Und die dritte Person, die die Zeugen gesehen haben, das war also die Frau, die mit ihm in der Wohnung war?«
    »Das nehme ich an«, nickte ich.
    »Und wenn es doch Wilma Bruns war? Wenn die beiden ein perfekt verstecktes Verhältnis hatten?«
    »Das glaube ich nie und nimmer. Dann hätte Wilma sich anders verhalten. Nein, nein, nicht Wilma.«
    »Was ist mit Annette von Hülsdonk?«, fragte Emma.
    »Unwahrscheinlich«, sagte ich. »Sie könnte seine Tochter gewesen sein. Er war ein Mann, aber kein kopfloser Mann.«
    »Das ist alles sehr verzwickt«, meinte sie nach einer Weile. »Ich glaube, ich gehe wieder in mein Bett und denke nach.«
    Als sie davongeschlendert war, kehrte ich zurück zum Haus. Rodenstock und Kischkewitz waren in ein Gespräch vertieft, Vera räumte vorsichtig Stück für Stück den Schrank aus, Männer rannten hin und her, schweigend und angestrengt.
    Da drehte ich mich um und ging zu meinem Wagen, in dem Cisco immer noch von einer deftigen Karnickeljagd und einer netten Gefährtin oder Ähnlichem träumte. Ich empfand plötzlich die Stadt mit dem Haus darin als Einengung. Ich brauchte Luft. Aber ich nahm nicht den Weg nach Deudesfeld, sondern fuhr zu meinem zerstörten Haus in Brück. Ich wollte meine Katzen sehen, mit ihnen reden und die Fische im Teich füttern.
    Im Hof standen drei große Container für den Schutt, der verbrannte Dachstuhl war abgeräumt, das Ganze
    sah gewissermaßen nach aufgeräumter Katastrophe aus. Günther Froom und Rudi Latten hatten sich darum gekümmert. Und da alle beide über Ehefrauen, Kinder und eine zahlreiche Verwandtschaft verfügten, hatten sich wahrscheinlich sechs bis sechsundzwanzig Leute drum gekümmert, damit Baumeister sich nicht drum kümmern musste. Wenn ich die Sachlage richtig einschätzte, verfügte ich auch schon über einen Architekten, einen Spezialisten für abgebrannte Fälle.
    Und richtig, es gab ihn, an der Haustür war mit Heftzwecken sorgfältig ein Schreiben befestigt. Ich löste es, kletterte wieder in den Wagen, weil Tageslicht noch Mangelware war, und las im Schein der Leselampe:
    Sehr geehrter Herr Baumeister,
machen Sie sich keine Sorgen, ich regele den Fall. Ich kenne mich aus mit dem Wiederaufbau solcher Häuser, ich bin darauf spezialisiert. Mit Ihren Versicherungen bin ich übereingekommen, dass ich für Sie gutachterliche Arbeit leiste und den Wiederaufbau leite. Auch Ihre Bank ist einverstanden. Ich hoffe auf gute Zusammenarbeit und es sollte wohl möglich sein, dass Sie Ihren Weihnachtsbaum wieder in diesem Haus aufstellen können.
Mit herzlichen Grüßen
Helmuth Kramp.
    Den Mann musste der Himmel geschickt haben.
    Im Osten kroch ein heller Schein über den Horizont. Cisco jaulte leise auf der Hinterbank, kletterte dann über den Sitz zielsicher in mein Genick und verhielt dort, um mir den Hals zu waschen.
    »Gleich lernst du Katzen kennen!«, drohte ich. »So viele Katzen sind dir noch nicht mal im Traum begegnet. Drei wunderbare, hart trainierte Dorftiger, die dich fetzen werden, dass wir deine Einzelteile weit verstreut im Dorf suchen müssen.«
    Ich stopfte mir die dänische Pfanne von Stanwell und rauchte eine Weile schweigend vor mich hin. In den Schuttbergen vor dem Haus entdeckte ich plötzlich gegen den hellen Hintergrund eines Blatt Papiers einen weiteren Pfeifenkopf.
    Ich stieg aus und holte ihn mir. Es war eine Pfeife vom Designer Georg Jensen, das Mundstück war abgebrochen und fehlte. Wahrscheinlich war einer der Feuerwehrleute draufgetreten. Gelegentlich musste ich nach Euskirchen segeln und mir bei Quaedvliegs ein neues Mundstück verpassen lassen. Zwei Dinge vermag ich nicht einmal im Zustand des Totalschadens wegzuwerfen: Bücher und Pfeifen.
    »Also los, mein kleiner Hund. Du wirst in der kommenden Stunde deinen Charakter beweisen müssen. Und sei immer artig zu den Goldfischen, falls du überlebst.«
    Meine Katzen hatten wahrscheinlich eine Ahnung von dem, was ihnen bevorstand, denn sie hockten in trauter Dreisamkeit vor dem Teich und harrten der Dinge, die da kommen würden.
    Ich ließ die Autotüre offen. Cisco folgte mir sofort, hielt sich eng an meinen Beinen und war offensichtlich ängstlich. Nach tierischen Gesichtspunkten stank wahrscheinlich jeder Grashalm nach Katze und also war es einwandfrei feindliches Gelände.
    »Nun sei mal ruhig und zeig Charakter«, mahnte ich. »Guten Morgen, ihr Katzen, und vielen Dank fürs Haushüten. Und das hier ist Cisco und er ist hilflos und

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