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Eifel-Sturm

Eifel-Sturm

Titel: Eifel-Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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ängstlich. Gebt euch die Hand, sagt euren Vornamen und vertragt euch.«
    Es geschah nichts. Cisco hielt sich zwischen meinen Beinen, ich musste stehen bleiben, um ihm nichts zu brechen. Die drei Katzen saßen unglaublich arrogant und gelangweilt ungefähr vier Meter entfernt, unmittelbar vor der Wasserfläche.
    »Paul, du könntest unseren Gast wenigstens höflich begrüßen.«
    Cisco winselte sanft, die drei Katzen standen plötzlich aufrecht mit hochgebogenem Körper.
    »Jetzt macht keinen Scheiß!«, bat ich.
    Cisco folgte dem Kindchen-Schema. Er bellte vorsichtig und wedelte heftig und um Freundschaft bemüht mit dem Schwanz. Aber er traute sich nicht, den Platz zwischen meinen Beinen zu verlassen.
    Also musste ich mich bewegen. Ich ging auf meinen Kater Paul zu, bückte mich und kraulte ihn ausgiebig. Dann kamen Satchmo und Willi und ließen sich ebenfalls streicheln. Allerdings schielten sie unablässig zu diesem Miststück von Schäferhund, der ja möglicherweise außer Kontrolle geraten konnte.
    Cisco hatte beschlossen, Friedenskundgebungen zu veranstalten. Er legte den Kopf auf seine ausgestreckten Vorderpfoten und reckte den Arsch wie eine Trophäe steil in den Himmel. Und ohne Unterlass wedelte freundlich sein Schwanz. Dabei kläffte er leise und hell.
    »Nun spielt schon mit ihm!«, riet ich meinen Katzen.
    Aber sie wollten nicht. Sie waren sich einfach zu schade für diesen miesen Eindringling, der sich dazu auch noch so benahm, als sei die Welt ein freundlicher Ort.
    Als mindestens drei Minuten lang absolut nichts geschah, fühlte Cisco sich bemüßigt, den Frontalangriff zu starten. Er hopste hin und her, legte possierlich den Kopf schief, schoss mal einen Meter nach links, mal zwei Meter nach rechts. Er legte Kurzsprints ein, tanzte sekundenlang auf den Hinterläufen und benahm sich einfach wie ein wild gewordener Köter, dem sämtliche Instinkte vorübergehend abhanden gekommen sind.
    Die Katzen blinzelten, sahen sich gelangweilt an.
    Cisco wurde mutiger, entfernte sich von seinem ursprünglichen Platz und hatte es vor allem auf Paul abgesehen, von dem er wahrscheinlich zu Recht annahm, dass er der Boss sei. Dabei rutschte er zu nahe an Paul heran, der zog pfeilschnell die rechte Pfote durch und erwischte dabei Cisco voll auf der Schnauze.
    Der Hund verfiel in panisches Jaulen und konnte sich bei mir nicht verkriechen, weil hier Satchmo und Willi hockten, die fasziniert zuschauten. Cisco schoss laut heulend unter die Brombeeren an der Mauer, machte sich platt wie eine Flunder und war untröstlich. Da ist man als junger Hund auf Liebe angewiesen und kriegt stattdessen eins auf die Schnauze. Die Welt ist ekelhaft.
    Es hatte mordsmäßig getaut, das Gras war klitschnass. Da ich aber zwischen den Parteien vermitteln wollte, blieb mir nichts anderes übrig, als einen nassen Hintern in Kauf zu nehmen. Ich setzte mich auf den Rasen und benahm mich so, als hätte ich mit nichts irgendetwas zu tun, als interessierten mich die Viecher gar nicht. Katzen können in dieser Situation nicht widerstehen, sie sind einfach zu neugierig. Mit Cisco hatte ich keine Erfahrung, allerdings sah er nicht mehr wie ein Welteroberer aus, eher wie jemand, dem das Wasser bis zum Hals steht.
    Mein kleiner Kater Satchmo machte sich nun auf, um diesen Hund zu besuchen. Wahrscheinlich war er der Meinung, wenn Paul den Hund vertrimme, dann dürfe er es auch. Hunde sind für alle Katzen da. Satchmo zog zunächst einen weiten Kreis um die Brombeerranken und bedachte Cisco mit keinem Blick. Hätte er in die Luft geguckt und laut gesungen, hätte es mich auch nicht gewundert. Bei der dritten Einkreisung geriet Satchmo dann in das unmittelbare Einzugsfeld des kleinen Hundes, der den Kopf immer noch flach auf dem Boden hielt und an dem sich nur die Ohren bewegten.
    Der kleine Kater vollführte einen merkwürdigen Bocksprung, als wollte er sagen: Sieh an, hier bin ich! Jetzt war er vielleicht noch vierzig Zentimeter von Cisco entfernt. Sicherheitshalber machte er einen furchtbar beeindruckenden Buckel und fauchte gewaltig. Cisco reagierte nicht, bewegte nicht einmal die Ohren, wofür ich ihn sehr bewunderte.
    Dann wendete Satchmo und schlich erneut an Cisco vorbei. Und dieses Mal konnte er sich nicht zurückhalten, dieses Mal sprang er unvermittelt. Doch ich hatte den Eindruck, dass er noch während seines kurzen Fluges umdisponieren wollte. Eigentlich war es nicht mehr vorgesehen, auf Cisco zu landen. Jedenfalls strampelte mein kleiner

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