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Eifel-Träume

Eifel-Träume

Titel: Eifel-Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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sicher mehrere Funktionen hatte. Ein breites Bett mit einem leuchtend roten Überwurf. Ein Schreibtisch, uralt, scheinbar aus Eiche und riesengroß. Dann Kissen, sehr viele Kissen, manche überdimensioniert groß, alle in leuchtenden Farben. Kleine Lampen überall, dazu an der Decke ein Meer aus winzigen Lichtern. Ein Poster, ein mal zwei Meter groß mit einem vollkommen verkitschten Jesus, der milde lächelnd seine Hände zum Segen ausbreitete. Darauf eine Schrift: Er war auch nur ein Mann.
    Dazu das ganze Brimborium an verspielten kleinen Dingen, die für viele Frauen so wichtig und unverzichtbar sind. Ganze Batterien von Nagellack, mindestens zwanzig Lippenstifte und eine Unmenge an Tiegeln und Tuben, deren Aufschriften einen fantastischen Teint versprachen. Eine Wand war vollkommen mit Büchern bedeckt, überwiegend Literatur der deutschen Klassik. Kleists gesammelte Werke ebenso wie der gesamte Goethe und der gesamte Schiller. Ich dachte mechanisch: Wie ungewöhnlich für eine so junge Frau.
    »Das Mädchen ist vollkommen mit den Nerven fertig«, sagte Tenhagen. »Setzen wir uns an den Schreibtisch, das ist am praktischsten.« Er legte ein kleines Aufnahmegerät auf die Platte und drückte einige Knöpfe. Er war der Typ des jungen Mannes, der das Abitur macht und dann einfach nicht älter wird. Ein ewiger Junge.
    »Können Sie mal was sagen, bitte?«
    »Eins, zwei, drei, sechs, zehn, zehn.«
    »Okay, okay, reicht. Sie waren also hier bei Gustav Mauren im Haus. Haben Sie eine Ahnung, wann genau Sie hier eintrafen?«
    »Gegen sechzehn Uhr, glaube ich.«
    »Wieso kamen Sie her?«
    »Es war eigentlich ein Schuss ins Blaue. Natürlich bin ich hinter dem Fall Annegret her, aber die Sache bekam durch den Suizid des Toni Burscheid einen Bezug zur lokalen Politik. Ich suche nach einem Schlüssel im Fall Annegret und da ist mir jedes Mittel recht. Allerdings habe ich Querverbindungen nicht gefunden.«
    »Das kenne ich«, sagte er mit einem Anflug von Lächeln.
    »Dann fangen wir mal an«, sagte ich. Draußen kroch der Tag langsam aus den Wäldern, die Sonne schien zaghaft von links in das Zimmer. Unter uns sprachen Männer miteinander, jemand sagte zornig: »Kann mir mal einer sagen, wie ich jemals die Überstunden abdienen soll?«
    Ich erzählte so komprimiert wie möglich, gab exakte Auskunft über jeden Punkt, den ich mit Gustav Mauren besprochen hatte, ließ nichts aus. Nach etwa zwanzig Minuten war ich fertig und fragte Tenhagen, ob ich irgendetwas noch ausführlicher abhandeln sollte.
    »Nein«, sagte er. »Das ist schon gut so. Wir lassen das Band abschreiben und Sie müssen dann das Protokoll unterzeichnen. Falls ich noch Fragen habe, kann ich Sie erreichen?«
    »Immer«, sagte ich und gab ihm meine Karte.
     
    Der Tag war nun sehr hell, die Sonne war grell im Osten erschienen, der Lorenz machte seinen morgendlichen Klimmzug, wie man im Ruhrgebiet sagt. Ich kam mir verloren vor, das Haus hinter mir wirkte bedrohlich, als habe der Mörder es noch nicht verlassen.
    Ich hockte in meinem Auto, startete aber den Motor nicht. Ich dachte an diese Tochter, deren Leben nun wie abgeknickt schien. Und ich dachte an ihren Vater, dem jemand ein Messer in den Rücken gestoßen hatte.
    Ein Film lief vor meinem Auge ab: Ich unterhalte mich mit Mauren über sein wirkliches Aufreger-Thema: Toni Burscheid. Ich bringe ihn dazu, sich in Rage zu reden, sich zu empören über die Ungerechtigkeiten dieser Welt, die düsteren Gewässer der lokalen Politik. Ich verschwinde wieder und lasse ihn zurück mit einem plötzlich aufgetauchten Ziel: Er fährt los, um jemanden zu treffen. Er kommt mit diesem Jemand zurück in sein Haus – und stirbt.
    Dann fiel mir ein: Ich kenne nicht einmal die Marke seines Autos. Ich stieg wieder aus, suchte den jungen Tenhagen und fragte: »Was für ein Auto fuhr Mauren?«
    Er musste nicht überlegen. »Einen Saab Cabrio, dunkelblau, ein edles Teil.« Er wandte den Kopf beiseite und fragte:
    »Ob es schon mal vorgekommen ist, dass jemand bei einem solchen Ereignis auf ewig den Kopf verloren hat?«
    »Mit Sicherheit. Aber es gibt auch mit Sicherheit die Möglichkeit, der jungen Frau ein wenig zu helfen.«
    »Ja«, nickte er, als habe er sich das längst vorgenommen.
    Ich dachte: Er ist noch sehr jung. Man hat ihm beigebracht, persönliche Betroffenheit auszugrenzen, und jetzt muss er die Erfahrung machen, dass das nicht immer funktioniert.
    »Ich habe noch eine Frage.« Mir war etwas eingefallen, was ich ganz

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