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Eifel-Träume

Eifel-Träume

Titel: Eifel-Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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nach vier.«
    »Ist denn der verrückt?«
    »Unten am Telefon«, sagte Darscheid drängend und verschwand wieder.
    Ich rappelte mich hoch und stieg aus meinem Bett. Ich war noch todmüde, überwand aber die Treppe ohne bösartigen Sturz.
    »Was ist?«
    »Ein Mann in Wiesbaum ist getötet worden«, vermeldete er kühl bis ans Herz. »Ein gewisser Gustav Mauren. Und die Tochter behauptet, du seist gestern bei ihm gewesen.«
    »War ich.«
    »Wir sind in Wiesbaum, in dem Haus. Komm her, Kischkewitz braucht deine Aussage.«
    »Bin schon unterwegs.« Ich wandte mich an Darscheid.
    »Alles fürs Frühstück findest du in der Küche, Kaffee inklusive.« Dann rannte ich die Treppe hinauf, zog mich an und machte mich auf den Weg.
    Es hatte geregnet, die Straßen waren nass und wirkten nicht vertrauenerweckend. Trotzdem drückte ich aufs Gaspedal.
    Vor dem Haus standen zwei Streifenwagen, ein Einsatzwagen der Inspektion der Kripo in Wittlich und drei bis vier zivile Fahrzeuge. Kein Blaulicht, keine Sirene. Es war unwirklich still und erinnerte an eine Szene aus einem Horrorfilm, da Nebel wallte.
    Rodenstock wartete neben der Haustür.
    »Kischkewitz ist drin.«
    Ich quetschte mich an ihm vorbei.
    Eine Frau schrie: »Nein!«, dann folgte ein schrilles Heulen. Das musste die Tochter sein. Oder die Ehefrau, die ich nicht kannte.
    Rechts die Tür in die Küche, sie stand weit offen. Mauren lag auf dem Bauch am Boden. Genaues konnte ich nicht erkennen, weil zwei Kriminaltechniker neben ihm knieten und die Sicht verdeckten.
    Vor mir im Halbdunkel des Flurs lehnte Kischkewitz an der Wand. »Kannst du etwas Erhellendes sagen?« Das klang gepresst und mutlos.
    »Ich weiß nicht. Ich war gestern hier und habe mich mit ihm unterhalten. Er war stinkwütend über die öffentliche Hinrichtung von Toni Burscheid. Und er erzählte mir eine beachtenswerte Geschichte.«
    »Manfred!«, schrie Kischkewitz. »Komm runter.« Dann zu mir gewandt: »Seine Tochter ist oben, der Arzt ist bei ihr. Sie ist vollkommen ausgeflippt, sie hat ihn gefunden. Kannst du die Geschichte gleich auf ein Band sprechen?«
    »Selbstverständlich.«
    Er schrie wieder: »Manni! Verdammt nochmal!« Dann wieder zu mir: »Wir haben null Ansatz, wir wissen gar nichts. Jemand hat ihm ein schweres Messer in den Rücken gestoßen. Sieh mal durch die Tür. Aber nicht reingehen!«
    Ich drehte mich zurück zur Küchentür. Ich stand auf der Schwelle und starrte geblendet in einen grellen Lichtspot. Unsicher machte ich einen halben Schritt nach vorn.
    »Verdammte Scheiße!«, schnauzte einer der beiden Techniker mit hochrotem Kopf. »Wie sollen wir arbeiten, wenn wildfremde Leute hier reinkommen? Sollen wir ihm ein Bier zapfen oder vielleicht ein Butterbrot schmieren?«
    »Ruhe, Junge«, sagte Kischkewitz laut. »Das ist Baumeister, er hatte als einer der Letzten Kontakt zu dem Toten. Also Ruhe und Nerven bewahren.«
    »Tut mir Leid«, sagte der Techniker im Normalton und werkelte verbissen mit einem großen Pinsel herum.
    »Schon gut«, murmelte ich.
    Die Frau schrie wieder.
    »Wir müssen sie rausschaffen«, sagte Kischkewitz. »Können wir die Tür zur Küche anlehnen?«
    »In Ordnung«, rief der andere Techniker. »Aber nicht zu lange. Zwei Minuten, ich muss Fußspuren sichern.«
    »Gut!«, sagte Kischkewitz halblaut. »Manni! Ihr könnt jetzt.«
    Jemand, den ich nicht sehen konnte, schob die Küchentür zu. Dann kamen Schritte die Treppe herab. Durch die offene Haustür konnte ich einen Krankentransporter des Deutschen Roten Kreuzes erkennen, dessen Fahrer den Wagen startete und das Blaulicht kreisen ließ. Nun bemerkte ich auch Leute, notdürftig angezogen. Neugierige aus dem Dorf.
    Die junge Frau wurde an mir vorbeigeführt. Jemand hatte ihr um die Schultern eine Decke gelegt, deren Ende über die Fliesen schleifte. Ein Mann ging neben ihr, ein weiterer folgte.
    Zitternd murmelte Maurens Tochter: »Bitte, lieber Gott! Bitte, lieber Gott!« Sie hörte nicht auf damit, es war wie eine Litanei. Und sie hatte beide Fäuste an ihr Kinn gepresst, als könnte sie damit ihren Schmerz lindern.
    »Manni«, stellte Kischkewitz vor, »das hier ist Siggi Baumeister.«
    »Ist gut«, nickte der junge Mann. »Ein paar Minuten noch.«
    Er lief hinter Maurens Tochter und dem Mann her. Es war eine traurige Prozession. Endlich fuhr der Krankenwagen sacht vom Hof. Der, der Manni hieß, zündete sich eine Zigarette an, senkte den Kopf und starrte vor sich in das Dunkel zu seinen Füßen. Er wirkte

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