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Eifel-Träume

Eifel-Träume

Titel: Eifel-Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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kommst.«
    »Da kann ich nichts machen. Ich glaube, ich haue mich eine Stunde aufs Ohr.«
    Ich schlich hoch ins Schlafzimmer, zog mich aus und war eingeschlafen, ehe ich wieder anfangen konnte, über Eventualitäten nachzugrübeln.
    Ich wurde wach, weil die beiden Frauen im Haus herumjuchzten.
    Clarissa schrie: »Nein!«
    Vera brüllte: »Du Kanaille!«
    Irgendetwas knallte gewaltig auf die Fliesen. Anscheinend waren sie dabei, das Haus auseinander zu nehmen.
    Dann war eine ganze Weile Ruhe, bis Vera in der Tür stand, nur mit einem Handtuch bekleidet; sie legte sich neben mich. Sie vergrub sich in den Tiefen des Bettes und argumentierte vorwurfsvoll: »Du hast schon drei Stunden geschlafen.« Sie roch eindringlich nach frisch geduscht.
    Ich antwortete nicht, sondern erinnerte mich mit Schrecken an zwei Fragen, die mir beim Aufwachen durch den Kopf geschossen waren: Was ist, wenn es der Vater, Rainer Darscheid, gewesen ist? Oder wenn der Täter Pitter Göden heißt? Wie hatte Kischkewitz bemerkt? Wir denken immer zuerst an eine Beziehungstat, wenn so etwas passiert …
    »Kommst du klar mit der Eifel?«, fragte ich.
    »Ja. Das ist wie Urlaub. Ich werde aber wieder nach Mainz müssen, um die Dinge klarzuziehen.«
    »Erzähl ein bisschen. Ich weiß gar nicht, was passiert ist.«
    »Es ist eine banale Geschichte, Baumeister. Nichts Besonderes, nichts Heldenhaftes, einfach ganz banal.«
    Ich drängte nicht. Ich spürte, wie sie einen Fuß an meine Füße schob, und fragte mich sekundenlang, ob ich das überhaupt wollte.
    Sie murmelte: »Bist du bereit, bei einer so blöden Geschichte zuzuhören?«
    »Aber ja.«
    »Na schön. Zunächst ging es nur um den Job. Pressesprecher vom LKA sollte eine Frau werden. Das war so abgemacht mit dem Personenrat. Und plötzlich war ich die Kandidatin, weil meine beruflichen Vorgaben genau passten. Natürlich wollte ich den Job auch, das war schon verdammt gut.« Ihre Stimme kam ganz flach und nüchtern daher. »Anfangs lief alles gut. Systematisch knüpfte ich Verbindung zu den Medienleuten. Und ich lernte einen Kollegen kennen. Gut aussehend, passend im Alter und so weiter. Er sagte, er lebe in Scheidung. Und ich habe wirklich geglaubt, er wird die große Liebe. Er wollte mit mir leben, wenn seine Scheidung erst einmal durch wäre. Außerdem gab es noch zwei Frauen in der Presseabteilung, eine Sekretärin und eine andere Kriminalhauptkommissarin. Und diese Hauptkommissarin, das erfuhr ich nebenbei, hatte eigentlich meinen Job haben wollen, ihn aber nicht bekommen, weil sie nicht alle Vorgaben erfüllte. Das tat mir nicht einmal Leid. Sie ist so der Typ eiskalte Blondine, liebt schmutzige und schräge Witze. Die anderen mögen sie aber … Nun, der Typ, mit dem ich zusammen war, wohnte mittlerweile bei mir, jedenfalls abends und nachts. Irgendwann änderte sich dann was, das war so ein schleichender Prozess. Der Typ zog sich zurück. Und eines Tages erwischte ich ihn vor dem Kaffeeautomaten mit der schrägen Blonden. Also, sie standen da und knutschten herum. Ich sprach ihn an und er antwortete, das sei nur ein Scherz gewesen. Er sei eben so, da stecke nichts Schlimmes dahinter. Aber er kam schon sehr oft abends nicht mehr zu mir, sondern behauptete, er müsse bei seiner Familie sein, um die Scheidung und die Aufteilung des Haushaltes klarzumachen.« Sie schnaufte unwillig. »So was Blödes. Jedenfalls stellte ich fest, dass er tatsächlich mit der schrägen Blonden zusammen war. Aber da war alles schon zu spät. Dahinter steckte nichts anderes als der Angriff der Blonden auf meinen Job. Meine Vorgesetzten zitierten mich zu sich und sagten, einige Leute in meiner Abteilung hätten sich über mich beschwert. Ich fragte nach Namen und Fakten, aber sie blieben undeutlich – angeblich, um den Unfrieden nicht noch zu vergrößern. Das Nächste, was mich kalt erwischte, war die Nachricht, dass der Typ gar nicht in Scheidung lebte. Seine Frau hatte null Ahnung von den Umständen im Dienst, sie wusste weder von mir noch von der Blonden. Dann benahmen sich auf einmal andere Kollegen und Kolleginnen mir gegenüber so merkwürdig distanziert. Ich sprach sie einzeln an, die meisten wichen aus. Wieder ein wenig später erzählte mir eine Frau, es ginge das Gerücht, ich würde mich an verheiratete Kollegen heranschmeißen, um sie ihren Frauen auszuspannen. Das lief so nach dem Motto: Diese Polizistin ist männermordend! Ich habe noch eine Weile durchgehalten, den Typen abgeschafft und ihm gesagt, er

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