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Eifel-Träume

Eifel-Träume

Titel: Eifel-Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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sei ein Schwein. Aber tatsächlich war ich natürlich während all dieser Wochen untauglich für den Job und mittlerweile drangen auch wichtige Nachrichten nicht mehr zu mir durch. Schließlich ging ich zu meinen Chefs und sagte ihnen, ich gebe auf, denn es gebe in ihrem Laden einige Charakterschweine. Und ich sagte: Ich verschwinde jetzt für ein paar Wochen und erwarte, dass der Miststall ausgekehrt wird. Das ist eigentlich alles.« Sie zog ihre Füße zurück, drehte sich von mir weg und weinte.
    Ich wusste nichts zu sagen, außer Floskeln.
    »Wie war denn dein Leben in dieser Wohnung?«
    »Klasse. Möbliert, billig und beziehungslos. Anfangs habe ich ziemlich viel getrunken, aber dann habe ich die Kurve gekriegt. Es war einfach furchtbar, Baumeister.«
    »Warum hast du dich nicht mal gemeldet?«
    »Ich war ja hier. Zwei Mal sogar. Ich habe vor deinem Haus gestanden und wollte klingeln. Und dann bin ich wieder nach Mainz gefahren. Ich habe mich einfach nicht getraut. Einmal ist sogar Satchmo gekommen und hat sich kraulen lassen.«
    »Du warst weit über ein Jahr verschwunden … Wie viele Monate dieses Jahres warst du glücklich?«
    Sie antwortete zunächst nicht. Wahrscheinlich hatte sie nie jemand danach gefragt, wahrscheinlich hatte sie sich das selbst noch nie gefragt.
    »Es waren siebzehn Monate«, antwortete sie schließlich stockend. »Zwei Monate davon war ich glücklich. Ganz zu Anfang.«
    »Und du hast nicht gemerkt, was da ablief?«
    »Nein. Es war eine Liebesgeschichte, dachte ich. Eine ganz normale, schöne Geschichte.«
    »Aber die Liebe war getürkt?«
    »Ja. Muss wohl. Es ging von Anfang an um meinen Job, darum, mich angreifbar zu machen und beiseite zu schieben.«
    »Hat dieser Mann das zugegeben?«
    »Natürlich nicht … Ich hasse ihn. Ich hasse zurzeit ziemlich viele Menschen. Auch solche, die gar nichts damit zu tun hatten. Meine Seele weint ununterbrochen. Hass ist ein schlimmes Gefühl. Lass uns aufhören, Baumeister, das ist ein Scheißspiel.«
    »Darf ich dich in den Arm nehmen?«
    »Das ist nicht gut«, widersprach sie hastig. »Das ist gar nicht gut. Und außerdem kann ich sowieso nicht mit dir schlafen.«
    »Ich habe nicht an schlafen gedacht.«
    Wir lagen still beieinander. Ich starrte an die Zimmerdecke. Zwei Wespen kreisten da, wahrscheinlich suchten sie den Ausgang. Nach dem Licht hinter den Vorhängen zu urteilen, neigte sich der Tag dem Ende zu, die Schlafzimmerfenster lagen schon im Schatten. Ich schätzte es auf sieben, acht Uhr und verspürte plötzlich Hunger.
    »Was habe ich nur gemacht?«, fragte sie mit einer Kleinmädchenstimme.
    Ich horchte in mich hinein und spürte erschrocken, dass ich auf einmal wütend wurde. Ich dachte: Wenn ich jetzt den Mund aufmache, verscheuche ich sie für ewig. Aber ich erinnerte mich auch an meine Einsamkeiten …
    »Hör zu«, sagte ich. »Im Grunde wiederholen sich deine Geschichten. Alles, was du erzählt hast, kommt mir bekannt vor. Vera fällt auf irgendeinen Lover herein, bleibt nicht sachlich, sondern gibt sich Träumereien hin. Dann kommt eine Riesenenttäuschung und Vera steht hier vor einer Tür und sagt zittrig: Bitte, rettet mich!« Ich merkte, dass meine Stimme immer lauter wurde, mir nicht mehr gehorchte, aus mir herausbrach. »Was immer nun passiert ist, es passiert nicht zum ersten Mal. Und ich liege hier und frage mich: Wann wird es zum nächsten Mal passieren?«
    Lange Zeit herrschte Schweigen.
    »Das heißt, du traust mir nicht mehr.«
    »So kann man es formulieren. Du hast mir wehgetan und die Wunde ist nicht verheilt. Ich weiß nicht mehr genau, wer du bist. Abgesehen davon – wenn du einen solch wichtigen Job annimmst, musst du damit rechnen, dass du Gegner hast. Du bist blauäugig auf die Schnauze gefallen.«
    »Väterchen«, murmelte Clarissa in der offenen Tür. »Unten ist Rodenstock, er will mit dir sprechen.«
    »Sag ihm, ich komme.«
    Sie schloss die Tür wieder.
    »Geh ruhig zu Rodenstock. Ich setz mich in den Garten.«
    Vera kletterte aus dem Bett und ging hinaus, ich atmete ihren Duft und war trotzdem glücklich, dass es sie wieder gab.
    Ich fand Rodenstock auf der Terrasse. Er unterhielt sich mit Clarissa und trank Rotwein. Sein Gesicht war zerfurcht.
    »Am helllichten Tag im Bett liegen ist eine Sünde und Schande«, scherzte er etwas gequält.
    »Die Stimme meines Herrn«, sagte ich. »Was macht Mallorca?«
    »Im Moment nichts«, antwortete er schroff. »Ich will mit dir über die Kinder reden. Ich steige

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