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Eifel-Wasser

Eifel-Wasser

Titel: Eifel-Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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oft. Er war ein Naturmensch, beobachtete Tiere, sammelte Pflanzen.«
    »Aber es regnete doch stark«, sagte Rodenstock, als sei Regen ein Grund, das Haus nicht zu verlassen.
    »Er mochte Regen. Er sagte, bei Regen sind ganz andere Tiere als sonst unterwegs.«
    »Fuhr er mit dem Auto hierher?«
    »Nein, mit dem Fahrrad. Er fuhr Mountainbike.«
    »Und wo ist das Mountainbike jetzt?«
    »Zu Hause. Die Polizeibeamten haben es mir gebracht. Sie reden auch wie ein Polizist.«
    »Ich war mal einer«, bestätigte Rodenstock freundlich. »Ich möchte Ihnen mein Beileid ausdrücken.«
    Sie sah ihn an. »Einen schönen Tag«, murmelte sie und ging zu ihrem Auto. Sie nahm den Weg zurück, den wir gekommen waren.
    »War das nun eine trauernde Witwe?«, fragte ich nach einer Weile.
    »Eher nicht«, entgegnete Rodenstock. »Aber ich denke, dass die Trauer irgendwann über sie herfallen wird wie ein reißendes Tier. Ich habe so eine seltsam distanzierte Stimmung bei Angehörigen oft erlebt. Das kippt irgendwann.«
    »Kannst du denn deine Ahnung jetzt präzisieren?«, fragte ich.
    »Nein«, antwortete er schroff. »Aber ich behaupte nach wie vor, dass hier was nicht stimmt. Ich weiß aber nicht, was es ist.«
    »Komm, wir rufen die Frauen an, wir können bei Markus in Niederehe eine Kleinigkeit essen. Das jüdisch-ungarische Zeug kann bis heute Abend warten.«
    Rodenstock schien wieder nicht zuzuhören, er war in einer eigenen Welt, zu der ich keinen Zutritt hatte. Er lehnte sich gegen einen Steinblock und musterte seine Schuhspitzen. »Bevor wir fahren, möchte ich mir die Szenerie vor Augen führen. Breidenbach kommt hierher und baut sein Zelt unter der Steilwand auf. Es regnet, seit vierzehn Tagen regnet es praktisch pausenlos. Für die Ehefrau ist sein Ausflug offensichtlich etwas Normales. Er hat es oft getan, ist ein Naturnarr. Irgendwann in der Nacht donnern zweihundert Tonnen Gestein, losgewaschen vom Regen, auf ihn und sein Zelt herunter. Wahrscheinlich ist er sofort tot.« Rodenstock schnippte mit den Fingern der rechten Hand. »Habe ich was vergessen?«
    »Soweit ich das beurteilen kann, nicht. Der Steinhaufen gibt nichts her, die Spuren in der aufgeweichten Erde ringsum auch nicht. Lass uns fahren, wahrscheinlich war es ein tragischer Unglücksfall, nicht mehr, nicht weniger. Cisco! Komm her, es geht weiter!«
    »Manchmal hasse ich mein Misstrauen«, brummte er.
    »Lass es gut sein, Alter. Dein Misstrauen war für viele Leute wichtig und die letzte Rettung. Also sei nicht sauer auf dich selbst.«
    Wir stiegen in den Wagen und fuhren durch die schmale, schluchtartige Ausfahrt auf die Felder zu. Cisco hockte wieder hinter uns.
    »Es ist doch verrückt, dass ein Mensch bei strömendem Regen in diesen Steinbruch radelt und zeltet«, murmelte Rodenstock. »Der ist ja schon klatschnass, ehe er sein Dorf verlassen hat.«
    »Ich kenne ein paar solcher Typen. Für die ist es wirklich das Höchste, in ihrem Zelt beim Schein einer Funzel und strömendem Regen ein gutes Buch zu lesen. Manchmal kann ich das sogar verstehen, manchmal möchte ich es selbst tun. Ich bin bloß zu bequem. Vielleicht hat Breidenbach die Einsamkeit gesucht, vielleicht hat er sie gebraucht. Er kennt das alles, er kennt den Platz, weiß, welche Tiere dort leben, welche Pflanzen dort blühen. Die Natur ist wahrscheinlich so etwas wie sein Zuhause.«
    »Sein Zuhause«, wiederholte er. Dann wandte er sich ruckartig zu mir.
    »Schon kapiert!«, nickte ich gepresst. Ich stieg auf die Bremse, als drohe der Wagen gegen eine Wand zu donnern. Ich wendete, dass die Reifen quietschten.
    »Ich wusste es doch. Ich habe gerochen, dass etwas nicht stimmt.« Er lachte, mein Rodenstock war plötzlich fröhlich.
    Ich hielt an der gleichen Stelle wie ein paar Minuten zuvor und kollidierte mit meinem Hund, der vor mir aus dem Wagen springen wollte. Mein Kopf prallte ans Wagendach und ich fluchte.
    »Die Steine laufen uns nicht weg«, mahnte Rodenstock mit viel Spott in der Stimme.
    Fast feierlich stellte er sich vor den Steinhaufen: »Also. Hier sind die Zeltreste, hier ist die Lawine aufgeschlagen.
    Wenn es stimmt, was wir denken, dann hätte Breidenbach nie an dieser Stelle gezeltet. Du hast gesagt: Er kannte den Platz. Wenn es so war, dann hätte er sein Zelt überall aufgestellt, nur nicht hier unter der Steilwand. Richtig?«
    »Richtig.«
    »Wo würde er das Zelt aufstellen?«
    »Etwa zwanzig Meter weiter links. An einer Stelle, wo herabfallende Steinbrocken ihn nicht

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