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Eifelbaron

Eifelbaron

Titel: Eifelbaron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Jagusch
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Eingang. Das »Basta« war gut besucht, und es strömten immer noch mehr Leute herein. Das Licht strahlte angenehm weich und vermittelte Welscher das Gefühl eines Sonnenuntergangs in der Karibik. Sein Handy hatte er ausgeschaltet. Den ganzen Tag hatte er Anrufe ignoriert, die nicht aus der Dienststelle kamen. So wollte er sich den Abstand erarbeiten, den er benötigen würde, um seine Situation objektiv abschätzen und eine Entscheidung für die Zukunft treffen zu können. Irgendwelche hohlen Liebesschwüre und falschen Beteuerungen hätten dabei nur gestört.
    Kerstin saß ihm gegenüber, genoss ihren »Sex on the Beach« und kicherte. »Und ich dachte, du hättest mich damals wegen einer anderen sitzen lassen. Warum hast du mir das nicht einfach gesagt?«
    »Die Zeit war nicht reif«, erklärte Welscher und schob seine leere Cappuccinotasse von sich. Er winkte der jungen Kellnerin, die sofort herbeieilte. »Eine Fanta. Aber bitte ohne Eis.«
    Sie schmunzelte. »Wirklich? Bei der Hitze hier«, sie wedelte sich selbst mit dem Tablett zu, »wird die Fanta ruck, zuck im Glas kochen.«
    »Ohne Eis«, bestimmte Welscher.
    »Ohne Eis, der Herr.« Sie zwinkerte ihm zu und verschwand in der Menschenmenge.
    »Hast du mal schlechte Erfahrungen gemacht?«, wollte Kerstin wissen. »Im Ausland? Da trink ich auch nur Wasser aus Flaschen.«
    »Nein, nichts dergleichen«, antwortete Welscher. »Ich mag es einfach nicht.« Kurz fragte er sich, warum er immer wieder auf seine Eigenarten angesprochen wurde. Konnte man sie nicht einfach nur akzeptieren, so wie sie waren? Schließlich quälte er keine Tiere oder schändete Frauen. Zumindest drängte Kerstin nicht weiter, sondern kam zum Thema zurück.
    »Du hast mir damals sehr wehgetan.« Ihr Lächeln verschwand. »Von heute auf morgen einfach Schluss zu machen, ohne Grund.« Sie fummelte nervös an ihrem Bierdeckel und pflückte Pappstückchen ab.
    »Inzwischen weißt du ja, dass es nicht an dir lag«, tröstete Welscher sie und spürte selbst, wie billig sich das anhörte.
    »Wir hätten doch Freunde bleiben können«, beschwerte sie sich und wischte die Pappflusen vom Tisch.
    Die Kellnerin flog heran und knallte Welscher die Fanta auf den Tisch. »Ohne Eis«, sagte sie, schrieb mit einem angenagten Bleistift den Preis auf den Deckel und eilte schon wieder fort.
    »Das hätte nicht funktioniert«, sagte Welscher. »Du und ich, wir waren beide emotional zu aufgewühlt. So kam es zumindest nicht zum Streit.«
    »Vielleicht wäre aber ein Streit der bessere Weg gewesen«, argwöhnte sie.
    »Vielleicht«, stimmte Welscher zu, ohne es ernst zu meinen. Damals war er noch nicht so weit gewesen, ihr die Wahrheit zu beichten. Selbst hatte er ja Monate benötigt, um sie zu erkennen und später dann auch zu akzeptieren. Und ein wenig hatte ihm auch der Mut gefehlt.
    Sie legte den zerfledderten Pappdeckel zur Seite. »Weißt du«, druckste sie herum, »so richtig vergessen konnte ich dich nie.«
    Er atmete tief durch. »Bitte, Kerstin, mach es nicht kompliziert.«
    Ihre Augen flackerten. Welscher fürchtete, sie würde anfangen zu weinen.
    »Du hast recht«, sagte sie und lachte gekünstelt. »Verzeih mir bitte meinen nostalgischen Anflug.«
    »Du brauchst dich für nichts zu entschuldigen«, erklärte Welscher.
    »Okay«, gab Kerstin knapp zurück.
    Welscher spürte, dass er sie erneut verletzt hatte. Ohne Zweifel hatte Kerstin sich Hoffnungen gemacht, auf einen neuen Versuch, eine neue Beziehung und vielleicht noch mehr. Sie enttäuschen zu müssen war nie seine Absicht gewesen. Er hatte sich auf einen unterhaltsamen Abend gefreut, mehr nicht, ein wenig Ablenkung von seinem heimischen Desaster. »Bleiben wir Freunde?«, fragte er, um die Situation zu entspannen.
    Ernst blickte sie ihn an. »Wenn ich ehrlich bin, weiß ich nicht, ob ich auf Dauer damit klarkomme.«
    »Lass es uns einfach versuchen. Zwischendurch kann ich mich ja auch mal wie ein Arschloch benehmen, damit es dir leichter fällt.«
    Jetzt stahl sich ein Schmunzeln in ihre Mundwinkel. »Okay, wenn du dir solche Mühe geben willst, kann ich ja nicht Nein sagen.«
    Sie hob ihr Glas und prostete ihm zu.
    * * *
     
    Der Wind strich eisig über die Anhöhe und trug einen Hauch von modriger Erde mit sich.
    Ihn fröstelte. Er zog seinen Kragen enger und stellte sich in den Windschatten des Gebäudes. Nervös sah er immer wieder zur Straße hinüber. Endlich sah er am Dorfrand zwei Scheinwerfer, die langsam herankamen. Auf dem

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