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Eifelbaron

Eifelbaron

Titel: Eifelbaron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Jagusch
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zugewiesen bekam, da auch die Katholische Kirche sparen musste.
    Levknecht stellte sich nun an den Kopf des Grabes, faltete die Hände und hielt seine Rede. Seine knorrige Nase leuchtete wie die des bekannten Weihnachts-Rentieres. Klaus schnuppert wohl zu oft am Messwein, dachte Fischbach amüsiert.
    Mit versteinerter Miene stand Susanne Baron in der ersten Reihe. Auch Barons Sekretärin und der Hausmeister waren gekommen. Er stützte sie am linken Ellbogen, während sie ohne Unterbrechung schluchzte. Selbst Carola Poth hatte sich zum letzten Geleit eingereiht und stach in ihrem weinroten Kleid aus den in Grau und Schwarz gekleideten Trauergästen hervor. Ein Fuchs wärmte ihren Hals. Nur ihr wagenradgroßer Hut war schwarz.
    Levknecht sprach ein Gebet, und Fischbach senkte den Kopf. Er war zwar nicht streng katholisch, doch er nannte sich selbst einen guten Christen. Aus dem Augenwinkel heraus sah er Welscher weiterhin unbeeindruckt die Trauergäste mustern. Nach dem Amen des Pfarrers sah Fischbach wieder hoch. Die Träger ließen den Sarg in die Grube. Ein Helfer in einem eleganten dunklen Anzug und mit einem Zylinder auf dem Kopf stellte sich mit einem Rosenstrauß in der Hand neben das Grab. Nach und nach traten die Trauergäste zu ihm, ließen sich eine Rose geben und warfen sie in die Grube.
    Susanne Baron hatte bisher nicht eine einzige Träne vergossen. Sie stand etwas abseits und ertrug ungerührt die Beileidsbekundungen.
    »Bisschen kühl, nicht?«, bemerkte Welscher.
    »Finde ich auch«, flüsterte Fischbach. Plötzlich fiel ihm eine Frau auf, die einige Grabreihen weiter stand und zu ihnen herüberschaute. Sie trug Schwarz. Hellblonde Haare schauten unter ihrem Hut hervor. Anscheinend traute sie sich nicht näher heran. Mit dem Ellbogen stupste er Welscher an. »Schau mal dahinten.« Er wies mit dem Kinn in ihre Richtung. »Ob die wegen Baron gekommen ist?«
    »Soweit ich weiß, ist das heute die einzige Beerdigung.«
    »War sie in seiner Bildergalerie? Eine Verstoßene?«
    Welscher wiegte den Kopf. »Von hier aus schwer zu beurteilen. Warum bleibt sie auf Abstand? Hat sie Sorge, dass es eine Szene geben könnte?«
    Fischbach wischte sich über das Gesicht, ohne die Frau aus den Augen zu lassen. »Die Frage sollten wir ihr mal stellen. Was meinst du?«
    Welscher ließ seinen Blick über die Trauergemeinde schweifen. Er glich einem Raubvogel auf Beutejagd, aufmerksam, kühl, jederzeit bereit zuzuschlagen. »Ich bleibe hier«, bestimmte er. »Dann kann uns nichts entgehen. Und jetzt sieh zu, dass du loskommst. Sie geht gerade.«
    »Okay«, stimmte Fischbach zu und schritt eilig zum Hauptweg. Als er rechts abbog, hatte er die Frau bereits aus den Augen verloren. Er rannte los. Der Friedhof war zwar relativ übersichtlich, doch in diesem diesigen Wetter eine in Schwarz gekleidete Person ausfindig zu machen, war trotzdem nicht ganz einfach. Kurzerhand entschied er sich für den Weg zum Nebeneingang, der auch zum Parkplatz führte. Er hatte Glück. Vermutlich hatte sie diesen Weg ebenfalls gewählt, denn sie war bereits an ihrem Auto angekommen und schloss den Wagen auf.
    »Warten Sie!«, rief Fischbach.
    Die Frau sah irritiert auf, zögerte sekundenlang, sprang dann in ihren Wagen und startete.
    Fischbach stutzte. Nicht nur, weil er den weißen Corsa wiedererkannte, der gestern auf dem Parkplatz von Maria Rast gestanden hatte, sondern auch, weil die Frau ganz offensichtlich abhauen wollte.
    »Halt! Stopp!«, rief er und rannte los.
    Mit aufheulendem Motor setzte sie den Wagen zurück, zwang den Vorwärtsgang rein und schoss los. Fischbach konnte gerade noch mit einer Hand den Kotflügel greifen, rutschte aber an der glatten Fläche ab. Er kniff die Augen zusammen. Merk dir das Kennzeichen, merk dir das Kennzeichen, dachte er angestrengt. Die Buchstaben und Zahlen auf dem Nummernschild tanzten vor seinen Augen, als die Frau den Corsa über die Bordsteinkante auf die Straße jagte. Doch er war sich sicher, alles erkannt zu haben. Zufrieden zog er sein Notizbuch heraus und notierte das Kennzeichen.
    Sein Handy vibrierte.
    Er steckte das Buch zurück in seinen Mantel und meldete sich.
    Bianca Willms war in der Leitung. Was sie Fischbach berichtete, konnte er kaum glauben.
    * * *
     
    Er stieg von der Harley und nahm seinen Helm ab.
    »Sieht ja aus wie die Berliner Mauer«, meinte Welscher, während Fischbach seine Utensilien verstaute.
    Fischbach musste ihm recht geben. Die unverputzten Betonwände des Gebäudes

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