Eifelbaron
Parkplatz hielt der Wagen. Angespannt horchte er. Die Autotür schlug zu, danach war nichts mehr zu hören.
Verdammt, was macht der da? Auf dem Kies müssten die Schritte doch …
Ein kaum wahrnehmbares Zischen drang an sein Ohr. Er runzelte die Stirn. Eine Schlange? Plötzlich wusste er, was es war. Er lachte stumm. Endlich hörte er Schritte knirschen. Ein Schatten näherte sich. Als er fast bei ihm war, erkannte er ihn. Sein Herz machte einen Sprung. Tatsächlich! Er war so blöd gewesen, allein hier aufzutauchen. Was für ein Glück.
»Hast du die Kohle?«, fragte der Mann.
»Hast du meine Papiere?«, fragte er.
Der Mann lachte verächtlich. »Glaubst du, ich bin so blöd und treffe mich mit dir, ohne dass ich noch etwas in der Hinterhand habe?«
Scheiße, dachte er ärgerlich. »Und was habe ich für Sicherheiten?«, beklagte er sich mit kieksender Stimme. Die Wut schnürte ihm den Hals zu.
Wieder lachte der Mann. »Keine. Nur mein Wort.«
»Wie viel das wert ist, habe ich ja schon feststellen können.«
»Ich hole mir nur das, was ich ohnehin wollte, nicht mehr und nicht weniger.« Seine Stimme troff vor Verachtung und Arroganz.
Rote Punkte der Wut tanzten vor seinen Augen. Er griff nach hinten in seinen Hosenbund. »Du hast mich lange genug zum Narren gehalten«, presste er hervor.
»Du bist nicht in der Position, um mir drohen zu können. Du bist nur noch ein Nichts, ein Niemand«, höhnte der Mann.
»Wenn du meinst.« Er zog seine Pistole, setzte mit einer raschen Bewegung den Lauf auf seine Stirn und drückte ab.
Der Schuss knallte trocken und wurde vom Wind davongetragen.
* * *
Schlaflos lag Welscher auf dem Bett und starrte zum Fenster, durch das fahles Mondlicht in den Raum fiel. Der Abend mit Kerstin war nett gewesen. Sie hatten noch über die schönen Tage ihrer gemeinsamen Vergangenheit geplaudert und sich gegen elf voneinander verabschiedet. Er hoffte, dass sie mit der für sie neuen Situation zurechtkommen würde und sie Freunde werden könnten. Er mochte ihre aufgeschlossene, humorige Art. Es wäre einfach schade, wenn sich keine gemeinsame Basis finden würde, mit der sie beide zufrieden waren.
Zum wiederholten Male summte sein Handy. Er blickte auf die Leuchtziffern des Weckers: kurz nach zwei. Welscher rappelte sich auf die Ellenbogen und verfolgte unschlüssig sein Handy, wie es über die polierte Oberfläche des Nachttischchens tanzte.
»Ach verflucht«, sagte er gepresst und nahm das Gespräch an. »Was willst du?«
Er horchte. Einige Sekunden blieb es still, dann sagte Alex: »Gott sei Dank. Dir geht es gut.«
»Gut? Gut fühlt sich anders an«, murrte Welscher verächtlich.
»Ich hatte solche Sorgen, dass du dir etwas antust.«
»So wichtig bist du nicht.«
»Lass uns darüber reden, ja? Bitte.«
Welscher schloss die Augen und schluckte trocken. »Gib mir noch ein wenig Zeit.«
»Wie lange?«
»Dräng mich bitte nicht.«
Sekundenlanges Schweigen. »Wann, Jan?«
Welscher wusste es selbst nicht. »Ich melde mich.« Ohne eine Reaktion abzuwarten, beendete er das Gespräch.
ELF
Nasskaltes Wetter klammerte sich an die Kleidung und überzog die Haut mit einem feuchten, klebrigen Film. Die Bäume hatten ihr letztes Laub abgeworfen und streckten ihre grauen, kargen Äste in den diesigen Morgenhimmel. Auf dem Mechernicher Friedhof an der B 477 war es dem Anlass angemessen ruhig. Nur der Verkehrslärm störte ein wenig.
Fischbach schritt als Letzter hinter dem Zug der Trauernden her, an seiner Seite Welscher, der den Blick nicht von den Leuten vor ihnen abwendete. Fischbach wusste zwar, wie gering die Chance war, hier etwas Sachdienliches zu finden, aber er wollte nichts unversucht lassen. Er hoffte, dass Andrea Lindenlaub und Büscheler in der Zwischenzeit Erfolg haben würden. Sie hatten den Auftrag, sich mit dem Zoll in Verbindung zu setzen, um Anhaltspunkte für eine Verhaftung des Belgiers aufzustöbern. So könnten sie Bertrand weiter in Gewahrsam behalten. Es wäre ein Umweg, aber immer noch besser, als ihn später wieder zur Fahndung ausschreiben zu müssen. Fischbach wollte auf Zeit spielen, Bertrand langsam, aber sicher weichkochen.
Die Trauergemeinde erreichte das Grab und gruppierte sich im Halbkreis um die ausgehobene Erde.
Fischbach war etwas überrascht gewesen, seinen K-Heroes-Kompagnon Klaus Levknecht hier anzutreffen. Doch dann war ihm eingefallen, dass Levknecht beim Stammtisch mal erzählt hatte, dass er immer weitere Pfarrgemeinden
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