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Eifelbaron

Eifelbaron

Titel: Eifelbaron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Jagusch
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Hand auf Fischbach. »Der sitzt nur da und glotzt mich wie ein Frosch an.«
    Welscher schob ihn zurück ins Vernehmungszimmer. »Vor dem brauchen Sie keine Angst zu haben«, sagte er. »Was man so gemeinhin im Fernsehen sieht, ist alles übertrieben. Niemand hier wird Ihnen ein Haar krümmen.« Er drückte Bertrand auf den Stuhl. Der wehrte sich zunächst ein wenig, ergab sich dann aber seinem Schicksal.
    »Ich will meinen Anwalt sprechen«, forderte er ärgerlich.
    »Sie werden einen Anwalt bekommen«, erwiderte Welscher. »Falls es zu einer Anklage kommen sollte, spätestens dann, das verspreche ich Ihnen. Aber hier und jetzt wollen wir uns nur ein wenig unterhalten. Dagegen haben Sie doch nichts?«
    Fischbach musste zugeben, dass sich der Frischling trotz der hakeligen Situation gerade eben ganz gut schlug. Unbeeindruckt von Bertrands Reaktionen spielte er genau die Rolle, die sie vorher abgesprochen hatten: den emotionalen, etwas genervten Bullen. Fischbach dagegen mimte den stillen Raubfisch, der anscheinend nichts Besseres zu tun hatte, als die Beute im Blickfeld zu behalten. Offensichtlich verunsicherte er Bertrand damit, was sicherlich für die weitere Befragung von Vorteil sein würde. Manchmal war es eben einfach besser, zu schweigen. Er schürzte die Lippen, setzte eine ernste Miene auf und fixierte den Belgier aus schmalen Augen. Der fing seinen Blick auf, sah sofort wieder weg und fummelte an seinen oberen Hemdknöpfen herum.
    »Gehen wir alles noch mal durch«, bestimmte Welscher und nahm seine Wanderung wieder auf.
    Bertrand stöhnte.
    Den kochen wir weich, dachte Fischbach zufrieden.
     
    Anderthalb Stunden später saßen sie wieder in ihrem Büro. Fischbach legte die Füße auf den Tisch und starrte nach draußen. »Ein harter Hund, dieser Belgier«, urteilte er.
    Welscher setzte sich. Der Stuhl quietschte laut. »Mal sehen, wie er morgen früh drauf ist. Zurzeit ist es noch ein bisschen wenig für einen Haftbefehl. Damit überzeugen wir die Schmitz-Ellinger nie, geschweige denn einen Richter.«
    »Ich weiß«, sagte Fischbach und rieb sich müde die Augen. Wenn es ihnen nicht gelang, Bertrand weichzukochen und mehr aus ihm herauszuquetschen, dann mussten sie ihn morgen wieder ziehen lassen. Ohne Haftbefehl durften sie ihn nicht festhalten. Aber was hatten sie denn erwartet? Dass Bertrand heulend zusammenbrechen und alles gestehen würde? Insgeheim musste Fischbach sich eingestehen, dass er genau das erhofft hatte, so naiv es auch war.
    Das Telefon schrillte. Es war Feuersänger. Fischbach stellte auf laut, sodass Welscher mithören konnte.
    »Die Browning von deinem Belgier ist nicht die Tatwaffe«, beschied ihn Feuersänger knapp.
    »Wäre auch zu schön gewesen. Habt ihr euch schon seinen Wagen vorgenommen?«, wollte Fischbach wissen.
    »Selbstverständlich. Nichts. Das Innere ist sauber wie ein gerade geleckter Katzenarsch.«
    »Appetitlich«, kommentierte Fischbach. »Hast du sicherheitshalber die Fingerabdrücke durchlaufen lassen?«
    »Willst du mich beleidigen?«, maulte Feuersänger. »Klar habe ich das gemacht. Nichts – was ja zu erwarten war. Schließlich ist er bisher nicht auffällig geworden.«
    Fischbach bedankte sich und legte auf. »Mist«, fluchte er. »Irgendwie treten wir auf der Stelle. Alles, was wir anpacken, entpuppt sich als Fata Morgana.«
    »Ja. Sieht aus wie das perfekte Verbrechen«, stimmte Welscher zu und sah auf die Uhr. »Brauchst du mich noch?«
    »Wieso?«
    »Bin verabredet.«
    Fischbach unterdrückte den Wunsch nachzufragen, mit wem. »Dann hau ab. Für heute sind wir durch. Ich schreibe noch schnell den Bericht. Den kann Bianca morgen dann archivieren. Aber komm mir nicht so spät nach Hause.« Er drohte mit dem Zeigefinger.
    »Du hörst dich an wie mein Vater«, stellte Welscher fest. Er nahm seine Jacke von der Stuhllehne.
    »Dein Vater ist ein weiser Mann.«
    Welscher blieb im Türrahmen stehen. Er sah aus, als ob er ein Glas Essig auf ex getrunken hätte. »Das glaube ich kaum«, sagte er.
    Fischbach spürte, dass er unfreiwillig einen wunden Punkt getroffen hatte. Er winkte ab. »War nur ein Scherz. Du kannst machen, was du willst. Es geht mir nur darum, dass dich ja jemand reinlassen muss, und Sigrid und ich sind keine Nachtschwärmer.«
    Welscher nickte. »Schon klar.« Er hob die Hand zum Abschied und stürmte hinaus.
    * * *
     
    Die Musik lief dezent im Hintergrund, störte aber nicht bei Unterhaltungen. Sie saßen an einem Tisch links neben dem

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