Eifelbaron
wissen vermutlich, dass die illegale Einfuhr von Schusswaffen nach Deutschland mit einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren geahndet werden kann.«
»Ich bin EU-Bürger, Sportschütze und habe einen europäischen Feuerwaffenpass«, verteidigte sich Bertrand. »Was mir fehlt, ist eine Einladung zu einem Sportfest. Ein bisschen wenig für den Knast, oder? Also hören Sie auf mit Ihren plumpen Drohungen.« Er gähnte übertrieben lässig. »Und hätten Sie mitbekommen, was ich gerade gesagt habe, dann dürfte Ihnen schon längst klar geworden sein, warum ich die Waffe bei mir trage«, ergänzte er. »Ich fühle mich bedroht. Wenn die deutsche Polizei ein wenig pfiffiger wäre und solche subversiven Elemente dingfest machen würde, dann bräuchte ich als unbescholtener Gast in Ihrem Land auch keine Angst zu haben. Aber lassen Sie von mir aus die Waffe untersuchen. Sie ist seit Jahren nicht mehr abgefeuert worden.«
»Wir sind schon dabei.« Welscher überging die Spitze, stand auf und lief auf und ab. Die Hände verschränkte er hinter dem Rücken. »Uns liegen Beweise vor, dass Sie Bruce Baron kannten und ihn bedrohten.«
Bertrand zog die Mundwinkel nach unten. »Baron? Bruce Baron? Kenne ich nicht. Wer ist das? Was sollen das für Beweise sein?«
»Ein Abschiedsbrief«, gab Welscher preis.
»Von wem?«
»Christian Eimermacher. Er hat sich aufgehängt.«
Bertrand öffnete überrascht den Mund, schloss ihn wieder und schluckte. »Tut mir leid, besonders für seine Frau. Die ist doch schwanger, soweit ich mich erinnere. Ich werde sie besuchen und ihr meine Hilfe anbieten.«
Aalglatt, dachte Fischbach.
»Das werden Sie schön sein lassen«, brüllte Welscher. »Sie sind immerhin die Ursache für den Selbstmord.«
Bertrand zog eine Grimasse. »Sie vergessen sich, Herr Kommissar.«
»Lassen Sie den Mist!«, fuhr Welscher ihn an. »Spielen Sie hier nicht den Unschuldigen. Eimermacher hat Sie schwer belastet, und ich wüsste nicht, warum er bei seinen letzten Worten gelogen haben sollte. Ich bin außerdem sicher, dass Barons Sekretärin Sie sofort wiedererkennen würde. Sie haben sich mit Baron ja heftig gestritten. So etwas bleibt in Erinnerung.« Er baute sich drohend vor ihm auf. »Ich sag Ihnen, wie das gelaufen ist: Baron sollte für seinen Fahrer Eimermacher die Zeche zahlen, weil der zu blöd war, auf die Ladung und damit auf Ihre Drogenpäckchen aufzupassen. Sie drohten Baron, ihn umzulegen, wenn er zur Polizei geht. Das gleiche Schicksal würde ihm blühen, sollte er nicht rechtzeitig mit der Kohle rüberkommen.«
Ächzend ließ sich Bertrand nach hinten gegen die Stuhllehne fallen und blickte zur Decke, wo eine Neonlampe leicht flackerte. »Sie haben eine blühende Phantasie, Herr Kommissar. Glauben Sie wirklich, dass eine so platte Drohung bei einem Geschäftsmann Eindruck schindet?«
Welscher hielt in der Bewegung inne und blickte Bertrand an. »Sie fühlten sich doch auch bedroht und haben die Polizei nicht eingeschaltet. Anscheinend ist es in der Branche üblich, die Dinge selbst regeln zu wollen.«
Es klopfte. Bianca Willms steckte den Kopf zur Tür rein. »Hotte, kann ich dich mal sprechen?«
Fischbach stand auf, ging mit ihr in den Flur und schloss die Tür hinter sich.
Bianca Willms hielt ein Fax in der Hand. »Seine Angaben sind korrekt, Name, Anschrift, freiberuflicher Programmierer, ledig, keine Kinder. Er hat einen Waffenschein, ganz offiziell, und ist einmal mit Kokain beim Zoll aufgefallen. War allerdings knapp unter der nicht geringen Menge. Sonst ist er ein unbeschriebenes Blatt.« Sie überflog rasch die Zeilen und versicherte sich so, nichts vergessen zu haben. »Zumindest noch.« Sie reichte Fischbach den Ausdruck. Der bedankte sich und ging zurück in das Vernehmungszimmer. Der Geruch nach saurem Schweiß stach ihm jetzt, wo er einen Moment draußen gewesen war, deutlicher in der Nase.
Welscher tigerte wieder hin und her. »Was ich mich schon die ganze Zeit frage: Wie haben Sie eigentlich bemerkt, dass Sie in eine Falle geraten sind?«
Bertrand lachte. Sein Doppelkinn wogte wie Ozeanwellen. »Christian«, er sprach es wie »Christion« aus, »erwartete mich immer vor der Haustür, damit seine Frau so wenig wie möglich von unseren Treffen mitbekam. Das Ganze kam mir eh schon komisch vor. Sie hatte mich vorher nie angerufen, aber weil sie meinte, es sei dringend und Christian hätte sie gebeten, mich zu bestellen, habe ich mich breitschlagen lassen. Also ganz einfach, das
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