Eifelbaron
darauf entgegnen? Schließlich hatten sie gerade erst mit ihrer Arbeit begonnen. Besser war es, einfach den Mund zu halten. Was Fischbach auch tat.
»Der Tote kommt mir bekannt vor«, hörte Welscher die Staatsanwältin sagen.
»Kein Wunder«, bestätigte Feuersänger.
Welscher runzelte die Stirn, öffnete die Augen und sah, dass Fischbach mit abwartendem Gesichtsausdruck und einem leichten Lächeln um die Mundwinkel kaum merklich nickte. Dreimal. So, als würde er insgeheim von drei herunterzählen. Wie auf Kommando fügte Feuersänger hinzu: »Das ist Jörg Bauernfeind. Ihr wisst schon, der Kerl, der sich für aktive Sterbehilfe einsetzt. Oder besser gesagt eingesetzt hat.«
Welscher traute seinen Ohren kaum. Er ging drei Schritte nach links und reckte den Hals, um dem Toten ins Gesicht sehen zu können. »Hm, ja, er könnte es sein.«
Feuersänger lachte gackernd. Er ließ sich ein Tütchen von einem Kollegen reichen und hielt es so, dass alle den Personalausweis darin sehen konnten. »Also, die Übereinstimmung ist eindeutig«, stellte er klar. »Der Tote ist Jörg Bauernfeind.«
Sie brauchten einige Sekunden, bevor sie die Information verarbeitet hatten.
»Baron kannte Bauernfeind«, rief Andrea Lindenlaub ihnen in Erinnerung. »Vielleicht hängen die Fälle zusammen?«
»Nicht nur vielleicht, sondern ganz bestimmt, das sagt mir mein sechster Sinn«, brummte Fischbach und wandte sich an Feuersänger. »Ich will alles über den Reifenabdruck wissen. Dazu unverzüglich die ballistische Auswertung. Ich will wissen, ob Baron und Bauernfeind mit derselben Waffe ermordet wurden.«
Doris Schmitz-Ellinger holte ihr Handy aus der Handtasche. »Ich rufe in der Rechtsmedizin an und kündige die Leiche an. Ich erwarte schnelle Ergebnisse.« Sie ging tastendrückend ein paar Schritte zur Seite.
»Und hier.« Fischbach riss eine Seite aus seinem Notizbuch und drückte sie Andrea Lindenlaub in die Hand. »Bianca soll die Halterin des Fahrzeuges feststellen. Ein weißer Corsa. Ich will mit ihr reden und nachhören, warum sie heute auf Barons Beerdigung war.« Er klatschte einmal in die Hände. »So Leute, jetzt fahren wir das volle Programm. Wenn der Mörder glaubt, er könnte uns an der Nase herumführen, dann lernt er uns jetzt kennen.«
Welscher rieb sich die Schläfen. So viel Pathos verursachte bei ihm Kopfschmerzen.
»Gut gebrüllt, Löwe«, kommentierte Feuersänger Fischbachs Ausspruch. »Vielleicht habe ich noch etwas anderes, was dir bei der Eroberung des Dschungels hilft.«
Löwen im Dschungel, ja klar, dachte Welscher, was für ein Machoscheiß. Doch er sagte nichts dazu. Auch Fischbach und Andrea Lindenlaub starrten Feuersänger nur abwartend an. Drei, zwei, eins, erinnerte sich Welscher.
»Wir haben zwar einen Autoschlüssel gefunden, aber keinen Wohnungsschlüssel.«
»Sie meinen, der Täter hat ihn mitgenommen?«, fragte Doris Schmitz-Ellinger.
Feuersänger zuckte mit den Schultern. »Ich finde es zumindest äußerst seltsam, dass ein allein lebender Mann keinen Schlüssel mitnimmt, wenn er sein Haus verlässt.«
Fischbach holte sein Handy hervor und wählte. »Bianca, Hotte hier. Frag bitte nach, ob irgendetwas hinsichtlich Bauernfeinds Anwesen vorliegt. Wenn nicht, bitte den Chef, eine Streife vorbeizuschicken, die mal nach dem Rechten schaut.« Er horchte kurz. »Erklär ich dir später. Ruf mich an, sobald du etwas weißt.« Er steckte sein Handy wieder ein. »Wenn der Täter den Schlüssel mitgenommen hat, um bei Bauernfeind einzubrechen, dann werden wir es bald wissen. Können wir uns den Toten jetzt mal näher ansehen?«
Feuersänger verzog das Gesicht. Welscher vermutete, dass der Kriminaltechniker alle Tatorte am liebsten für immer versiegeln würde, damit nur ja keine Kontamination eintreten könnte. Entsprechend abweisend hob Feuersänger den Zeigefinger. »Jeglicher Aufenthalt von Fremdpersonen …«
»Heinz? Wir sind fertig«, rief in diesem Augenblick einer seiner Kollegen.
Feuersänger ließ seine Hand sinken. »Dann schaut euch den Kerl halt an«, entschied er, sichtlich enttäuscht, hier nicht mehr Herr des Tatortes sein zu dürfen, und machte den Weg frei.
Sie scharten sich um die Leiche und hockten sich hin. Nur Doris Schmitz-Ellinger, die wieder zu ihnen gestoßen war, blieb zwei Schritte hinter Andrea Lindenlaub stehen.
Welscher kämpfte mit seinem Magen, der sich beim Anblick des Toten verkrampfte. Dabei sah Bauernfeind für ein Mordopfer relativ harmlos aus. Er lag
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