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Eifelbaron

Eifelbaron

Titel: Eifelbaron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Jagusch
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sein.
    Der Mann hustete krampfhaft. »Entschuldigen Sie bitte. Mein Asthma.« Er zog einen Inhalator aus seiner Westentasche und pumpte sich ein Medikament in die Lunge. Sein rasselnder Atem ging in ein Pfeifen über.
    »Herr Kopp hat den Toten gefunden«, erklärte Andrea Lindenlaub. »Er schließt jeden Morgen die Kapelle auf und abends wieder ab.«
    »Ja«, bestätigte Kopp und straffte sich stolz. »Seit 2007 jeden Morgen. Ich bin dreiundsiebzig, aber auf mich ist Verlass, wie der Herr Pfarrer immer wieder betont. Die Felder hier oben gehören Hermann-Josef Scheidtweiler«, referierte er übergangslos. »Der besitzt in Wachendorf den Heidehof. Der Hejo hat das alles hier auf den Weg gebracht. Der war mal hier spazieren und hat zu seiner Frau gesagt: Hier, auf meinem Grund und Boden, will ich eine Kapelle bauen. Und da er in der Katholischen Landjugendbewegung groß geworden ist, die als Schutzheiligen den Heiligen Nikolaus von Flüe hat, lag der Name nahe: Bruder-Klaus-Kapelle. So kam es, wie es …«
    »Sie haben also den Toten gefunden«, unterbrach Fischbach den Mann mit ruhiger Stimme.
    Kopps runzeliges Gesicht verfinsterte sich. »Kurz nach neun war ich hier. Ich komme jeden Morgen zu Fuß hier rauf, bei Wind und Wetter.«
    »Sie wohnen in Wachendorf?«
    Er nickte.
    »Die Adresse habe ich«, teilte Andrea Lindenlaub ihnen mit.
    »Erst habe ich gedacht, da hätte jemand einen schwarzen Müllsack hingeworfen«, berichtete Kopp. »Ich habe mich geärgert. Direkt neben einem geweihten und gesegneten Gebäude, habe ich gedacht, da muss man schon abgebrüht sein, seinen Müll gerade dorthin zu werfen.« Er sah entrüstet auf. »Das geht doch nicht.«
    »Selbstverständlich nicht«, stimmte Fischbach zu. »Müll war es aber ja leider auch nicht.«
    Kopp senkte den Blick und legte seine faltigen Hände in seinen Schoß. »Nee, aber so was in der Art. Auch nicht besser. Das geht doch einfach nicht.«
    »Was haben Sie unternommen, als Sie erkannt haben, dass es kein Müll war?«, fragte Fischbach.
    »Der sah ja nicht schön aus, nä, so mit dem Loch im Kopf.« Kopps Blick glitt in die Ferne. »An dem Betonsockel, wo man normalerweise schön in der Sonne sitzen kann, klebte überall Blut. Nee, dass das kein Müll ist, habe ich schon von Weitem sehen können. Die Polizei habe ich angerufen, was soll ich sonst gemacht haben? Zum ersten Mal habe ich mein tragbares Telefon benutzt.« Ungelenk kramte er ein Handy aus der Tasche seiner Cordweste. Die Tasten waren riesig. »Meine Enkel haben mir das Teufelsding zu Weihnachten geschenkt. Sie haben gesagt: ›Wellem‹, haben sie gesagt, ›wenn du da oben mal umkippst und nicht mehr hochkommst, kannst du wenigstens Hilfe rufen.‹«
    »Sehr umsichtig«, lobte Fischbach. »Während Sie auf die Polizei gewartet haben, haben Sie da irgendetwas berührt? Oder etwas am Tatort verändert?«
    »Nee! Ich bin doch nicht blöd«, entrüstete sich Kopp. »Ich schaue jeden Sonntag den ›Tatort‹. Und auch die Wiederholungen unter der Woche. Ich weiß ganz genau, wie Sie arbeiten.«
    Welscher schmunzelte. Dass die Krimiserien im Fernsehen manchmal meilenweit von der Realität entfernt waren, schien Kopp entgangen zu sein. Aber woher sollte er es auch wissen? Hauptsache, er hatte sich richtig verhalten.
    »Und Sie waren die ganze Zeit alleine hier? Sie haben niemanden gesehen oder bemerkt?«, forschte Fischbach nach.
    »Also, der Tote ist schon dageblieben«, stellte Kopp klar. »Der ist zwischendurch nicht abgehauen und hat mich allein zurückgelassen. Ansonsten aber ist niemand aufgetaucht, wenn Sie das meinen.«
    Fischbach kämpfte gegen einen Lacher an. Der Alte hatte offensichtlich trotz der aufwühlenden Situation seinen Humor behalten. Gut so. Das war der beste Weg, um über ein schlimmes Erlebnis hinwegzukommen.
    Fischbach wendete sich Andrea Lindenlaub zu. »Ablauf?«
    »Guido und ich haben die Meldung gegen zwanzig nach neun erhalten. Zwanzig Minuten später waren wir vor Ort, eine Streife war schon fünf Minuten vor uns eingetroffen. Die Kollegen hatten bereits den ersten Angriff gefahren und den Tatort weiträumig gesichert. Ich habe Feuersänger und seine Truppe informiert. Die trudelten um fünf nach zehn ein. Um halb elf habt ihr dann an der Tür gerüttelt.«
    Fischbach grübelte. Zwei Morde in so kurzer Zeit, die Orte gerade mal vier, fünf Kilometer voneinander entfernt. War es möglich, dass der Mord an Baron mit diesem hier zusammenhing? Er war gespannt darauf, was

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