Eifelbaron
Feuersänger ihnen gleich berichten würde.
»Kann ich jetzt gehen?«, fragte Kopp.
»Äh, sicher. Vielen Dank für Ihre Hilfe.« Er gab Kopp die Hand, und der Mann schlich mit hängenden Schultern hinaus. Sein Atem rasselte wieder. Kurz darauf fiel die Tür scheppernd ins Schloss.
»Armer Kerl«, meinte Andrea Lindenlaub mitfühlend.
»So ein alter Eifler ist zäh«, sagte Fischbach. »Es wird nicht lange dauern, dann wird er beim Frühschoppen erzählen, wie wir nur durch seine Hilfe den Mörder gestellt haben, warte ab.« Er zwinkerte ihr zu.
»Möglich. Aber er sah erschöpft aus. Ich möchte ihn ungern allein ziehen lassen.«
Fischbach nickte und blickte sich um. »Wo steckt denn eigentlich Guido?«
»Der ist gerade raus, eine quarzen«, klärte sie ihn auf.
Er ging den kurzen Gang zum Eingang zurück und drückte die Tür auf. Büscheler stand direkt davor. »Kannst du Kopp rasch runter ins Dorf begleiten? Ich möchte ihn jetzt nicht allein laufen lassen.«
Büscheler zog noch mal heftig an seiner Zigarette, warf sie halb aufgeraucht zu Boden und trat sie aus. »Klar«, knarzte er. Er nahm den Alten, der noch unschlüssig auf dem Weg stand und nach Luft rang, am Arm und schlenderte mit ihm in Richtung Straße davon. Auf den ersten Blick konnte man nicht erkennen, wer von den beiden der Jüngere war. Büschelers Rücken krümmte sich wie ein Fragezeichen und sein schlurfender Gang stand dem von Kopp in nichts nach.
Kurz darauf verließen sie die Kapelle. Fischbach stellte sich neben Andrea Lindenlaub und Welscher, die stumm der Tatortgruppe zusahen, wie sie die Beweise sicherten. Feuersängers Truppe arbeitete zügig und routiniert, jeder Handgriff stimmte. Feuersänger selbst saß auf dem Betonsockel und registrierte jede Bewegung seiner Leute. Vermutlich speicherte er im Kopf Lob und Tadel, die er bei der nächsten Einsatzbesprechung anbringen würde. Ab und an zog er ein Gesicht, als ob er in eine Zitrone gebissen hätte.
Ein Audi schoss die Straße herauf und parkte. Die Tür wurde aufgerissen, und Doris Schmitz-Ellinger stieg aus und kam zu ihnen herüber. Fischbach berichtete knapp, was sie bisher erfahren hatten. Wenig später erhob sich Feuersänger und stellte sich zu ihnen. Sein Feuermal leuchtete wie die aufgehende Sonne. »Das Projektil haben wir. Lag nicht weit entfernt.« Er deutete unbestimmt hinter sich. »Neun Millimeter.«
»Wie bei Baron«, stellte Welscher fest.
Also doch ein Zusammenhang.
Feuersänger rümpfte die Nase. »Aber ob es dieselbe Waffe war, muss ich im Labor erst noch feststellen.«
»Klar«, grummelte Welscher. »Als ob wir das nicht wissen würden.«
Feuersängers Blick ging knapp an ihm vorbei. »Wollt ihr den Todeszeitpunkt wissen?«
Welscher rieb sich die Augen. Womit hatte er das verdient? Ein Tatorttechniker, der seinen Wissensvorsprung nur nach und nach preisgab. »Irgendwann in der Nacht oder am frühen Morgen?«, riet er.
Feuersänger wedelte mit dem Zeigefinger in der Luft herum. »Früher Morgen nicht. Aber mit nachts liegst du richtig. Es war drei Minuten nach Mitternacht.«
Jetzt war Welscher erstaunt. Selbst erfahrene Rechtsmediziner konnten den Todeszeitpunkt nicht so genau analysieren. »Woher willst du das wissen?«
Feuersänger deutete auf das Handgelenk des Toten. »Seine Uhr ist beim Sturz zu Bruch gegangen. Sieh mal selbst.«
Welscher hockte sich hin und betrachtete das Ziffernblatt. Es stimmte. »Okay, umso besser.«
»Dann haben wir noch Reifenspuren.«
Er stand auf und trat mit der Hacke in den Boden. Er fühlte sich wie Beton an. Nur der oberste Millimeter war angetaut. »Bei dem Frost?«
Feuersängers Gesicht verzog sich zu einem Lächeln.
Welscher schüttelte sich innerlich. Für ihn sah der Kriminaltechniker jetzt aus wie der Teufel persönlich. Oder Rumpelstilzchen, was ziemlich auf das Gleiche hinauslief.
»Da hat sich jemand, ganz salopp gesagt, erleichtert. Die warme Brühe hat den Boden aufgetaut, der Reifen ist genau dort drüber, und schwups haben wir einen verwertbaren Abdruck.« Feuersängers Augen rollten wie Wagenräder. Er schien sich über die Reifenspuren ein Loch in den Bauch zu freuen.
Doris Schmitz-Ellinger stöckelte in hohen Stiefeletten näher zum Toten, knickte um, fing sich aber gerade noch rechtzeitig. Stumm betrachtete sie den Leichnam und wandte sich dann an Fischbach. »Der zweite Tote in einer Woche. Wir haben ja fast kolumbianische Zustände hier!«
Welscher schloss die Augen. Was sollte man
Weitere Kostenlose Bücher