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Eifelbaron

Eifelbaron

Titel: Eifelbaron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Jagusch
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ihn Fischbach mit dem Ellenbogen an. Ungerer zuckte zusammen. »Hm, ja, ja, Sie können gehen, Sie haben uns sehr geholfen.«
    Der Tierarzt nahm seine Tasche vom Tisch und verabschiedete sich.
    Ungerer seufzte. »Weißt du, äh …«
    »Hotte«, half Fischbach aus. Er hatte sich zwar eben schon vorgestellt, doch Ungerer, der mit Vornamen Uwe hieß, schien dies gar nicht registriert zu haben. Anscheinend machte ihm die ganze Sache zu schaffen. Im Obergeschoss fiel etwas zu Boden. Der Aufschlag drang dumpf zu ihnen durch. Irgendjemand rief: »Scheiße! Pass doch auf!« Ungerers Leute wuselten im ganzen Haus herum und sicherten Beweise. Hier in der Küche hatte der Einbrecher sämtliche Schubladen aufgezogen und die Schranktüren geöffnet. Besteck, Töpfe und zerbrochenes Porzellan lagen auf der Arbeitsfläche und auf dem Boden verstreut. Eine Horde Hunnen hätte vermutlich weniger Schaden angerichtet, dachte Fischbach.
    »Also, Hotte, ich züchte selbst. Und die Becky«, Ungerer deutete auf den linken Hund, »hat Bauernfeind von mir. Er wird entsetzt sein, wenn er mitbekommt, was hier passiert ist. Das ganze Haus auf den Kopf gestellt, und dazu noch seine Lieblinge tot.« Er schüttelte betroffen den Kopf. Dabei flogen die Haare, die er vom linken Ansatz über seine Glatze nach rechts gekämmt hatte, in der Luft herum. Er wirkte wie ein zerstreuter Professor, dem man gerade mitgeteilt hatte, dass er im falschen Hörsaal unterrichtete.
    Fischbach räusperte sich. »Das wird er leider nicht. Wir haben ihn heute Morgen tot aufgefunden, drüben in Wachendorf.«
    Ungerers Augen weiteten sich. »Und da gibt es keinen Zweifel?«
    »Überhaupt keinen. Daher sind wir auch sofort hergekommen. Ansonsten hätten wir ja nichts mit dem Einbruch zu tun.«
    »Ich hatte mich auch schon gewundert«, sagte Ungerer mit müder Stimme. »Erzähl mal, was ihr wisst.«
    »Da gibt es nicht viel«, gab Fischbach zu und fasste den Stand der Ermittlungen knapp zusammen. »Weißt du, ob wir jemanden über Bauernfeinds Tod informieren müssen?«, schloss er. »Hatte er Verwandte?«
    »So viel ich weiß, gibt es eine Schwester. Ich habe aber keinen Schimmer, wo die lebt. Und dann noch seine Mutter. Die wohnt nicht weit entfernt.«
    Fischbach ging ein Licht auf. »So groß«, er hielt die flache Hand vor seine Brust, »und hat einen kleinen Mischling, etwas übergewichtig?«
    Ungerer presste die Lippen aufeinander und nickte. »Du kennst sie?«
    Fischbach zuckte mit den Schultern. »Nicht persönlich, aber ein Kollege hat sie auf der Straße getroffen und teilt ihr vermutlich gerade mit, was passiert ist.«
    * * *
     
    Der Hund der alten Frau Bauernfeind lag mit geschlossenen Augen auf dem Fliesenboden. Nur das Zucken seiner Flanken zeigte ab und an, dass noch Leben in ihm steckte.
    Frau Bauernfeind saß mit Welscher am Küchentisch. Tapfer hatte sie die Nachricht vom Tod ihres Sohnes ertragen. Nur ein feuchter Schimmer in ihren Augen und das leichte Zittern ihrer Hände verrieten, wie es wirklich um sie stand.
    »Wissen Sie, Herr Kommissar, Jörg war nie das, was man sich wünscht. Ich meine, so als Mutter.« Sie wischte mit dem Handrücken eine Träne fort. »Nur selten hatte er Zeit für mich. Wäre ich nicht ab und an rübergegangen, hätten wir uns wahrscheinlich nur zu Geburtstagen und zu Weihnachten gesehen.« Sie lachte traurig.
    Nicht zum ersten Mal fragte sich Welscher, ob seine Mutter vielleicht ähnlich empfand. Er verdrängte den störenden Gedanken. »Wissen Sie, ob Ihr Sohn Probleme hatte, Ärger oder Feinde?«
    Sie stand auf, öffnete eine Schublade im rustikalen Küchenschrank und zog ein Papiertaschentuch heraus. Sie schnaubte hinein und faltete es akkurat zusammen. »Feinde hatte er viele, dass wissen Sie doch sicherlich«, gab sie zurück. Sie schob trotzig das Kinn vor. »Ich bin auch gegen Sterbehilfe«, sagte sie bestimmt. »Was mein Sohn da vertreten hat, war sogar mir zuwider.«
    »Sie denken also, jemand, der Ihre Ansicht teilt, könnte Ihren Sohn auf dem Gewissen haben?«
    Sie schob sich wieder auf ihren Stuhl. »Ich bin siebenundachtzig Jahre alt. Als Zwanzigjährige habe ich als Rotkreuzschwester im Lazarett in Frankreich gedient. Dort habe ich meinen späteren Mann kennengelernt, einen französischen Arzt, der im Lazarett aushalf. Nach der Landung der Alliierten tauchten wir unter und schlossen uns der Résistance an. Glauben Sie mir, Herr Kommissar, wenn man meint, richtig zu handeln, dann ist man auch bereit,

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