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Eifelbaron

Eifelbaron

Titel: Eifelbaron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Jagusch
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stand. Sie trug eine blaue Haube und einen gleichfarbigen Kittel.
    »Eigentlich komme ich aus Köln«, stellte Welscher richtig. »In Euskirchen arbeite ich nur.«
    Sie lachte hell. »Ihr Kölner seid schon putzig. Euch ist es immer wichtig, als Kölner durchzugehen.« Sie wies auf die Kleidung, die neben dem Eingang auf einem silbrigen Transportwagen lag. »Ziehen Sie das bitte über. Ist zu Ihrem Schutz, falls etwas spritzen sollte.«
    Mit einem mulmigen Gefühl streifte sich Welscher den Kittel über, setzte die Mütze auf und trat neben die Frau. Vor ihnen auf dem Tisch, der wie eine niedrige Wanne geformt war, lag der Leichnam, den sie gestern im Wald gefunden hatten. Der fehlende Kopf ließ kaum Raum für Zweifel.
    Ein junger Bursche, zwei Köpfe kleiner als die Ärztin, dafür aber doppelt so breit, betrat den Raum.
    »Mein Assistenzarzt Niklas Schmidt«, stellte die Rechtsmedizinerin vor. »Ich bin Dr. Francis Neumann.«
    Der Assistenzarzt zwinkerte Welscher zu. »Medizinfrau, so nennen wir sie.«
    »Na, na, Vorsicht, Milchbrötchen«, sagte Dr. Neumann tadelnd, doch an ihren strahlenden Augen sah Welscher, dass sie es nicht ernst meinte.
    »Kommissar Welscher«, sagte er und gab ihnen die Hand, bevor sie ihre Handschuhe überstreiften. Die Bewegungen von Dr. Neumann waren dabei geschmeidig und dynamisch zugleich. Sie glichen einem langsamen Tanz. Welscher kam es vor, als würde sie Musik hören, die für niemand anders zu vernehmen war.
    »Beginnen wir mit der äußeren Untersuchung«, sagte sie, packte einen Arm des Leichnams und drehte ihn hin und her. Niklas Schmidt beäugte dabei die Haut durch eine große Lupe. Dr. Neumann setzte das Prozedere an den anderen Gliedmaßen fort.
    »Nichts zu sehen«, fasste sie zusammen. »Zum Rücken kommen wir später. Tja, der Kopf. Kaum noch vorhanden.«
    »Ich habe so etwas schon mal in einem Lehrbuch gesehen«, sagte Welscher und zwang sich, die Wunde anzusehen. »Ich erinnere mich nur nicht mehr an den Grund, warum eine relativ kleine Kugel eine solche Verletzung verursacht.«
    »Er hatte Wasser im Mund«, erklärte Schmidt. »Er hatte den Lauf der Waffe mit dem Mund umschlossen, dann wurde abgedrückt. Die Wirkung ist explosiv. Er hatte keine Chance.«
    Richtig, dachte Welscher, das hatte in dem Buch gestanden. Er stellte sich die letzten Sekunden des Mannes vor, der jetzt hier kalt und starr auf dem Tisch lag. Wie der Mörder von ihm verlangte, das Wasser im Mund zu behalten, die Pistole zwischen seine Lippen schob und abdrückte.
    »Könnte es Selbstmord gewesen sein?«, fragte er, obwohl das Fehlen der Pistole am Tatort eher dagegen sprach. Aber man wusste ja nie. Vielleicht war jemand vorbeigekommen und hatte sie eingesteckt. Oder ein Tier hatte sie gefunden. Welscher dachte an einen Fuchs, der mit einer Pistole in der Schnauze das Weite suchte und einige Tage später damit ein Huhn erledigte. »Können Sie bitte nach Schmauchspuren an den Fingern schauen?«
    »Na, Sie sind aber ein ganz Fixer.« Dr. Neumann lachte und betrachtete die Hände des Opfers. »Hätten wir sowieso gemacht. Und Ihre Spurentruppe hat mit Sicherheit auch danach geschaut.« Sie drehte die Hände des Opfers und betrachtete die Fingerkuppen mit der Lupe. »Nein, nichts. Selbstmord ist also eher ausgeschlossen.«
    Die nächste Stunde arbeiteten sie konzentriert. Mittels eines Y-Schnittes, der eher einem T glich, wurde das Innere freigelegt. Der Brustkorb wurde aufgesägt, die Innereien entnommen und gewogen, zuerst die Speiseröhre, danach Magen, Herz und Lunge, zum Schluss Leber und Nieren.
    Welscher beobachtete alles, hielt sich aber dezent im Hintergrund. Den direkten Einblick musste er sich und seinem Magen nicht antun. Seine Aufgabe war ja mit bloßer Anwesenheit bereits erledigt. Er war hier, um zu versichern, dass der Tote dort auf dem Tisch derjenige war, den sie gestern bei Maria Rast gefunden hatten. Keinesfalls war es dafür notwendig, sich persönlich einzubringen oder gar Verwandte des Opfers heranzukarren, die dann weinend und entsetzt über dem Toten zusammenbrachen. Das hätte den Charakter eines schlechten Vorabendkrimis gehabt.
    Nach der Untersuchung wurden alle Organe wieder in den Thorax zurückgelegt, und Niklas Schmidt begann, den Körper zuzunähen.
    Dr. Neumann streifte ihre Handschuhe ab und stellte sich neben Welscher. »Todesursache ist eindeutig die Kopfverletzung. Selbstmord ist auszuschließen.« Sie schürzte ihre Lippen.
    »Sie haben aber noch etwas

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