Eifelbaron
Sache mit dem Lastwagen nach und befragen die Sängerin, vielleicht weiß sie was. Morgen Vormittag sehen wir uns in Barons Büro um. Dabei fühlen wir gleich mal der Sekretärin auf den Zahn. Auch bei der Baronin schauen wir noch mal vorbei. Irgendwie finde ich es seltsam, dass sie uns nichts von der schweren Erkrankung ihres Mannes gesagt hat. Außerdem werden wir natürlich die restlichen Gäste befragen.« Er blickte Andrea Lindenlaub und Büscheler an. »Benötigt ihr noch Unterstützung?«
Büscheler winkte müde ab. »Geht schon, morgen Nachmittag sind wir durch. Du hast übrigens die Gartenzwergkonkurrenz vergessen. Wenn wir mit den Mitarbeitern fertig sind, können wir uns die vornehmen.«
»Gut.« Fischbach wandte sich an Bönickhausen. »Trotzdem möchte ich jederzeit die Möglichkeit haben, Leute anzufordern.«
Der nickte und stand auf. »Hatte ich dir ja bereits zugesagt. Ich klär das.« Er lächelte aufmunternd in die Runde und verließ den Raum.
Feuersänger erhob sich ebenfalls. »Na, dann bin ich auch mal weg.« Er hob knapp die Hand und watschelte hinter Bönickhausen her.
»Hat noch einer was?«, fragte Fischbach.
Bianca Willms hob die Hand. »Ich habe euch ein paar Informationen über Jörg Bauernfeind zusammengestellt.« Sie schob jedem einen DIN-A4-Ausdruck zu.
Fischbach überflog die Seite und war beeindruckt. Vor ihm lag ein kompletter Lebenslauf. »Wo hast du denn das alles her?«, wollte er wissen.
Bianca Willms wirkte plötzlich verlegen. »Ach. Der Kerl ist ja recht prominent, von daher hatte ich keine Probleme, mehr über ihn zu erfahren.«
»Gute Arbeit, Respekt«, sagte Fischbach. Einmal mehr freute er sich, Bianca Willms eine Chance gegeben zu haben.
Auf dem Flur kam ihnen Bönickhausen entgegen. Er wedelte aufgeregt mit einem Zettel. »Hier«, keuchte er, als ob er gerade einen Zehntausendmeterlauf absolviert hätte. »Das ist gerade reingekommen.« Er drückte Fischbach das Papier in die Hand. Der überflog die Zeilen.
»Offensichtlich ein Selbstmord«, kommentierte er und hielt es so, dass Welscher ebenfalls draufschauen konnte. »Was sollen wir damit? Wir sind beschäftigt. Hast du sonst niemanden, der da hinfahren kann?«
Bönickhausen tippte mit dem Zeigefinger auf die Zeilen. »Die Frau des Selbstmörders heißt Eimermacher. Ist nicht gerade ein Allerweltsname, und ich habe mich daran erinnert, dass er auf Barons Gästeliste ebenfalls aufgetaucht ist. Vielleicht gibt es einen Zusammenhang.« Er hob die Augenbrauen. »Ich denke, ihr solltet mal mit ihr sprechen. Das kann doch kein Zufall sein.«
Fischbach zögerte. Anders als Bönickhausen konnte er sich nicht vorstellen, dass ein Angestellter, der vermutlich aufgrund seiner desaströsen wirtschaftlichen Lage nach dem Rauswurf Selbstmord begangen hatte, mit dem Mord an Baron auch nur im Entferntesten etwas zu schaffen haben könnte.
Welscher jedoch zuckte mit den Schultern und sagte: »Lass uns mal hinfahren. Schaden kann es nicht.«
»Okay«, entschied Fischbach. »Geh schon mal vor. Ich muss rasch noch was mit unserem Chef klären.«
* * *
Fischbach fuhr voraus. Das Rücklicht leuchtete rot, wie bei einem Zyklopen, dessen Auge eine Bindehautentzündung hatte. Welscher sah auf die Uhr. Gleich sieben. Um acht war er mit Kerstin verabredet. Der alten Zeiten wegen, wie sie es ausgedrückt hatte. Das müsste noch funktionieren, dachte er. Sein Kollege vor ihm saß aufrecht im Sattel, die Kälte schien ihm nichts auszumachen. Welscher fror plötzlich und drehte die Heizung auf Maximum. Die B 56 zog sich mit einem leichten Linksschwenk am Zülpicher See vorbei. Im Sommer war hier ordentlich was los. Dann kamen die Windsurfer, die Segler, Schwimmer, Taucher, Wanderer, Radfahrer und Nordic Walker von überall her, um in diesem Naherholungsgebiet auszuspannen. Früher war er auch öfter hier gewesen, sogar mal mit Kerstin zusammen. Der See war ein Relikt des Tagebaus, das wusste er noch aus seiner Schulzeit. In den Neunzigern war für eine Weile ein Badeverbot ausgesprochen worden. Gänse hatten den See mit Fäkalien verunreinigt. Erst ein Umbau des Badebereiches hatte eine Verbesserung der Wasserzirkulation gebracht.
»Gänsescheiße«, murmelte Welscher und grunzte belustigt. »Von mir aus könnten die die ganze Eifel zuscheißen.«
Er nahm sein Handy und rief zu Hause an. »Jan hier. Du, es dauert leider wieder länger«, sagte er und versuchte, so viel Bedauern in seine Stimme zu legen, wie er aufbringen
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