Eifelbaron
Verdacht geäußert, dass Baron etwas mit der Sängerin am Laufen hatte, die bei der Feier aufgetreten ist.«
»Woher weiß er das?«, hakte Welscher nach. »Ich meine: als Einziger. Muss ja eher unter ›streng geheim‹ gelaufen sein, wenn das sonst niemand mitbekommen hat.«
»Er hat sie vor dem Auftritt zusammen gesehen. Er wollte eine rauchen und ist über das Gelände geschlendert. Dabei hat er beobachtet, wie sie aus der Hintertür traten und sie ihre Zunge in seinem Hals versenkte«, erklärte Büscheler.
Andrea Lindenlaub stupste ihn an. »Deine Ausdrucksweise lässt zu wünschen übrig.«
»Hilft uns das weiter?«, fragte Welscher zweifelnd.
»Vielleicht hat er Schluss gemacht, und sie hat es ihm übel genommen«, fabulierte Andrea Lindenlaub. »Oder Baron hat sein Herz bei ihr ausgeschüttet, seine Probleme, seine Pläne, seine Ängste, was weiß ich?«
»Ja, vielleicht weiß sie was. Wir knöpfen sie uns besser ebenfalls vor«, hielt Fischbach fest. »Aber mal was anderes. Die Gästeliste ist lang. Warum habt ihr euch keine Unterstützung geholt?«
Büschelers und Andrea Lindenlaubs Mienen verdunkelten sich. »Haben wir ja versucht«, verteidigte sich Andrea Lindenlaub. »Keine Abteilung wollte uns helfen. Wir waren überall, doch niemand konnte Leute entbehren.«
»Zum Schluss waren wir es leid und haben uns allein auf die Socken gemacht. Die Zeit, die wir mit Suchen verplempern, können wir besser nutzen«, sagte Büscheler.
Fischbach kämpfte gegen den Ärger an, der sich in seiner Magengrube ausbreitete, und wechselte einen Blick mit Bönickhausen.
»Da sprechen wir noch drüber«, sagte der. Seine verkniffene Miene verriet, dass er ebenso wenig begeistert war.
»Reden wir über mögliche Motive«, sagte Fischbach. »Wissen wir, ob Baron eine Lebensversicherung abgeschlossen hatte?« Er sah in die Runde, niemand antwortete. »Bianca, kannst du dich da bitte mal dranhängen?«, bat er. »Versuch auch herauszubekommen, wer gegebenenfalls der Begünstigte ist.«
Sie nickte.
»Was ist mit Nettersheim?«, fragte Welscher. »Hat er Baron vielleicht eine Abreibung verpassen wollen?«
»Hm«, meinte Büscheler zweifelnd. »Das wäre doch eher auf einen gebrochenen Finger, ein blaues Auge oder so etwas hinausgelaufen. Einer wie der will einschüchtern, nicht töten. Schließlich will er irgendwann sein Geld wiedersehen, und ein Toter kann nicht mehr zahlen, oder?«
Fischbach war froh, dass er Nettersheim nicht zur Seite springen musste. Büscheler machte es gut und richtig.
»Die Einschüchterung kann ja danebengegangen sein«, beharrte Welscher schulterzuckend.
Büscheler hob skeptisch eine Augenbraue. »Kopfschuss mit Wasser im Mund? Hört sich nicht an wie zufällig danebengegangen.«
Sekundenlang war es still, bis Fischbach wieder das Wort ergriff.
»Da geht uns die Arbeit ja nicht aus. Dem verschwundenen Lkw müssen wir nachgehen. Möglicherweise wollte Baron sein karges Einkommen mit Drogentransporten aufbessern, und irgendetwas ist schiefgegangen. Dann haben wir immer noch die Sekretärin und neu die Sängerin, die vielleicht aus Eifersucht am Abzug gezogen haben. Wir arbeiten das nach und nach ab.«
Er nickte aufmunternd in die Runde. »Und noch etwas: Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass der Tatort nicht zufällig gewählt wurde. Bruce Baron sollte rasch gefunden werden. Der Mörder wusste von der Vorliebe des Försters, immer die gleiche Route zu gehen.«
»Dann müssen wir dessen Umfeld beleuchten«, hakte Andrea Lindenlaub ein. »Die beiden könnten sich gekannt haben.«
»Ach was«, wiegelte Büscheler ab. »Ihr wisst doch, wie das hier ist. Jeder weiß über jeden Bescheid. War bestimmt kein Geheimnis, dass der Grünberockte immer dieselbe Strecke nahm, da bin ich mir sicher. Für mich ist eher noch die Frage offen, ob man Baron zwangsweise zum Tatort geführt oder ob er ihn freiwillig aufgesucht hat. War er verabredet? Wenn ja, muss er der Person schon eine gehörige Portion Vertrauen entgegengebracht haben, dass er mitten in der Nacht an einen so schaurigen Ort geht.«
Bianca Willms schüttelte sich. »Mich würden dort nachts keine zehn Pferde hinkriegen.«
Fischbach wandte sich an Feuersänger. »Heinz, was kannst du uns berichten?«
Mit einem Tuch wischte sich Feuersänger über seine Glatze. Das Licht der Leuchtstofflampen ließ sein Feuermal rosa erscheinen.
»Zum Tatort gibt es leider keine neuen Erkenntnisse«, begann er. »Der gefrorene Boden, der häufig
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