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Eifelbaron

Eifelbaron

Titel: Eifelbaron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Jagusch
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sich mit Geburten auskennt.«
    »Ein Notfall?«, wollte der Mann am anderen Ende der Leitung wissen.
    Ein Baby schrie. Welscher kniff die Augen zusammen und schluckte schwer. Seine Knie wurden weich. »Nein, jetzt nicht mehr, kein Notfall«, sagte er und kämpfte dabei gegen den Kloß in seinem Hals an. »Nur eine Geburt.«
    * * *
     
    Welscher legte Messer und Gabel auf dem leer gegessenen Teller ab und lehnte sich stöhnend nach hinten. »Ausgezeichnet«, lobte er. »Kohlrouladen habe ich ewig nicht mehr gegessen.«
    »Ist doch nichts Besonderes«, antwortete Sigrid und räumte die Teller ab.
    »Nicht so bescheiden«, gab Welscher zurück. »Sie sind eine ausgezeichnete Köchin.«
    »Ist sie«, stimmte Fischbach zu, stand auf und holte eine Flasche Els aus dem Kühlschrank.
    »Jetzt hör aber endlich auf mit dem Gesieze«, verlangte Sigrid. Sie stellte drei Schnapsgläser auf den Tisch und zündete eine Kerze an.
    Als sie die junge Mutter nebst Neugeborenem endlich sicher im Krankenwagen verstaut wussten, hatte der ziemlich aufgelöste, aber sichtlich stolze Fischbach ihn kurzerhand zum Essen eingeladen. Da er den Termin mit Kerstin bereits verpasst hatte und nach dieser Aktion einen Bärenhunger verspürte, hatte Welscher sich breitschlagen lassen. Rasch hatte er sich bei Kerstin telefonisch entschuldigt und dann die Einladung angenommen, im Glauben, Fischbach würde irgendein gutes Restaurant ansteuern. Dass er nun, eine Stunde später, gut gesättigt in Fischbachs Küche sitzen würde, daran hätte er im Traum nicht gedacht. Welscher musste sich eingestehen, dass er sich trotz anfänglicher Bedenken inzwischen äußerst wohlfühlte. Das lag nicht nur an dem gemütlichen Ambiente. Fischbachs Frau schien ein Faible für geschmackvolle Dekoration zu haben. Die rustikalen Holzmöbel glänzten frisch gewienert, ein alter Emaille-Ofen mit Kochplatten bollerte in der Ecke. Das alles hätte auf Welscher spießig gewirkt, wäre das Ganze nicht mit moderner Kunst aufgepeppt worden. Bunte Bilder, die den Werken von Hundertwasser ähnelten, hingen an den Wänden. Hühner aus Pappmaschee standen auf dem Boden. Verschiedene Weihnachtsengel lümmelten sich auf den Fensterbänken. Und als Krönung hing ein Art-déco-Leuchter aus Messing von der Decke. Aber am allerbesten gefiel ihm Sigrid selbst. Sie glich einem Gummiball, der laufend in Bewegung war. Sie kicherte und lachte unentwegt und verbreitete gute Laune, die auf Welscher abfärbte.
    Fischbach goss die Gläser bis zum Rand voll. »So, jetzt lassen wir den kleinen Eimermacher pinkeln.« Er hob sein Glas. »Möge er ein schönes Leben auf Erden haben.« Er zögerte kurz, ein dunkler Schatten strich über sein Gesicht. »Auch ohne Vater, der arme Kerl.«
    »Prost«, sagten sie gleichzeitig, und Fischbach und Sigrid stürzten den Schnaps hinunter. Nur Welscher schob sein Glas von sich.
    »Seid mir nicht böse, aber ich trinke keinen Alkohol.«
    Fischbach zog die Augenbrauen zusammen. »Kein Kaffee, kein Alkohol, soso. Du bist wirklich eine komische Nummer.«
    »Ich weiß nicht, was daran so komisch ist?«, verteidigte sich Welscher. Seine gute Laune sackte einige Prozentpunkte nach unten.
    »Du wohnst also noch in Köln«, wechselte Sigrid das Thema.
    Fischbach schenkte für sich und Sigrid eine weitere Runde aus.
    »Wieso noch?«, fragte Welscher.
    »Willst du denn jeden Tag pendeln?«, hakte Sigrid erstaunt nach.
    »Ja, will ich«, blaffte Welscher. Sigrid zuckte zusammen. Sie schielte zu Fischbach, der kaum merklich den Kopf schüttelte.
    Welscher rieb sich mit den Daumenknöcheln die Augen. Ihm wurde klar, dass er zu heftig reagiert hatte. »Entschuldigt bitte. Im Moment weiß ich eigentlich gar nicht so recht, wie es weitergehen soll. Es ist einfach so, dass ich Köln liebe und die Eifel …« Er winkte ab. »Ist nicht so wichtig.«
    »Hab dich schon verstanden«, sagte Sigrid. »Mit der Eifel hast du es nicht so.«
    Er hob entschuldigend die Schultern.
    Sigrid nippte an ihrem Glas. »Aber wenn du es dir mal anders überlegen solltest und Hilfe benötigst, dann frag mich, ja?«
    »Sigrid kennt Gott und die Welt«, erklärte Fischbach mit sanfter Stimme. »Laientheater, Landfrauen, Verschönerungsverein und Kirchenchor.«
    Welscher warf ihr einen dankbaren Blick zu. »Mach ich.« Er sah auf seine Armbanduhr. Es war kurz nach zehn. »Kann ich noch einen Tee haben, bevor ich los muss?«
    »Und ich hätte gern noch einen Kaffee«, warf Fischbach ein.
    »Aber sicher

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