Eifelteufel - Kriminalroman
nein. Ich hatte doch überhaupt keine Ahnung, wie sie mit bürgerlichen Namen hieÃen. Wie hätte ich sie ausfindig machen sollen? Nein, nein, das passt doch alles nicht zusammen, was Sie sich da zusammenreimen. Ich denke, ich bestehe jetzt doch besser auf einen Anwâ« Sie brach ab, ihr Gesicht wurde kreideweiÃ.
Welscher erhob sich und ging um den Tisch herum. »Was ist los?« Sie taumelte. Er packte ihren Unterarm und drückte sie auf den Stuhl. »Ich glaube, ich besorge mal Wasser«, sagte er und verlieà den Raum.
Fischbach musterte Sabine Reichert. Sie zitterte am ganzen Leib.
»Ich habe es nie jemandem erzählt«, sagte sie mit kratziger Stimme, »habe es lieber eingeschlossen, vergessen, verdrängt.«
»Warum haben Sie sich nicht geöffnet und Hilfe in Anspruch genommen?«
»Ich hatte ⦠Sorge, dass alles rauskommt.«
»Das ist doch der Sinn der Sache, das Geschehene zu verarbeiten.«
»Sie verstehen nichts.«
»Okay, ich höre.«
Ihr Blick traf seinen. »Ich habe damals das Feuer gelegt. Ich bin schuld an dem Tod von fünf Menschen.«
Fischbach benötigte einen Augenblick, um die Information zu verarbeiten. »Bitte? Das würde ja bedeuten, dass Sie auch Ihre Mutter â¦Â«
»Ja«, schrie sie. »Ich habe meine Mutter umgebracht!«
Sie schnaufte durch, es schien sie zu erleichtern, jemandem davon zu erzählen, denn ruhiger fuhr sie fort: »Als Sie gestern bei mir auftauchten, habe ich gedacht, Sie wären mir auf die Schliche gekommen. Und dann erzählen Sie mir einfach so von drei Morden und dass ich die Mörderin sein soll. Da setzte bei mir der Verstand aus. Ich habe eine Weile gebraucht, um wieder klar denken zu können.«
»Deswegen haben Sie gestern nichts weiter gesagt?«
»Ja.«
Welscher kam mit einem Glas Wasser zurück und stellte es vor Sabine Reichert auf den Tisch. Sie beachtete es gar nicht. »Ich war es nicht.«
Fischbach kratzte sich hinter dem Ohr. »Nun, nehmen Sie es mir nicht übel, das glaube ich Ihnen nicht. Es passt einfach alles â¦Â«
»Ich habe meinem Vater davon erzählt«, unterbrach sie ihn.
Fischbach wechselte mit Welscher einen Blick. Er setzte sich aufrecht hin. »Wie lange ist das her?«
»Einige Monate. Noch bevor er ins Heim gezogen ist. All die Jahre ist nie ein Wort über meine Lippen gekommen. Aber an diesem Tag, da konnte ich nicht anders. Mein Vater hat meine Mutter überschwänglich gelobt, wie toll sie sich doch um mich gekümmert hat und so weiter und so fort. Da ist mir der Kragen geplatzt. Es sprudelte alles aus mir heraus, der Damm war gebrochen.«
Fischbachs war verwirrt. Konnte es sein, dass der Vater der Mörder war? Oder versuchte Sabine Reichert nur geschickt, den Verdacht auf jemand anderen zu lenken?
»Wie heiÃt Ihr Vater?«, fragte Welscher.
Erst jetzt schien sie das Glas Wasser wahrzunehmen. Sie nahm einen groÃen Schluck, knallte das Glas zurück auf den Tisch. »Er ist nicht der Mörder, nicht mein Papa. Er ist lammfromm ⦠er ⦠kann keiner Fliege etwas zuleide tun. Der hat nur seine Technik im Sinn. Egal, was für ein Problem, Papa löst es mit einem elektrischen Gerät. Der baut Ihnen einen Backofen zum Fernseher um.« Sie lachte hysterisch. »Der reinste Erfinder. Seine Modellflugzeuge konnten Sie ja schon gestern bewundern, die hat er bei mir untergestellt. Im Heim ist kein Platz dafür â¦Â«
»Den Namen«, drängte Welscher.
Sie zog das Gruppenfoto zu sich heran und tippte auf ein Gesicht. Langsam erhob sich Fischbach und beugte sich darüber. Das war es, was ihm so bekannt vorgekommen war. Was ihn an dem Foto die ganze Zeit beschäftigt hatte. Dieses Gesicht. Fieberhaft suchte er nach der Verbindung.
»Da wurde er Magnus genannt«, sagte sie, »bescheuert, oder? Oh Gott, was habe ich diese skandinavischen Namen gehasst.«
»Und wie heiÃt Ihr Vater wirklich?«, wollte Welscher wissen.
»Er hat später den Nachnamen seiner zweiten Frau angenommen. Die ist inzwischen auch schon tot.« Sie seufzte.
»Frau Reichert, den Namen bitte.«
Von einer Sekunde zur anderen wusste Fischbach, woher er das Gesicht kannte. Allerdings die viel ältere Version. Mit zitternder Hand packte er das Glas Wasser und stürzte den verbliebenen Inhalt in einem Schluck herunter. »Waren Sie zufällig am Sonntag
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