Eifelteufel - Kriminalroman
Ermittlungserfolges hatte er schlecht geschlafen. Zum einen hatte es an dem vorzüglichen »Hövelsche op Fleesch« gelegen, von dem er zu viel gegessen hatte, weshalb ihm der Speck sogar jetzt noch schwer im Magen lag. Zum anderen war er immer und immer wieder mit den Bildern des Bauernhofes der Kommune im Kopf aufgeschreckt. Warum verfolgte ihn der Anblick nur so sehr?
»Pünktlich wie die Maurer«, sagte Welscher. »Zehn Uhr ist bei dir zehn Uhr.«
»So ist es«, bestätigte Fischbach. »Was sagt der Chef? Haben wir heute Ruhe im Haus?« Unwillkürlich schaute er zur Decke. AuÃer dem normalen Geräuschpegel im Büro war es ruhig.
»Du hörst es ja selbst. Bönickhausen hat tatsächlich einen Baustopp verhängt. Gibt zwar Ãrger mit dem Bauleiter, aber das will er aussitzen.«
»Gut«, sagte Fischbach und drückte die Tür des Vernehmungszimmers auf. »Dann mal los.«
Sabine Reichert funkelte sie wütend an. Ihre Perücke hatte sie offensichtlich in der Zelle gelassen. Die spärlichen Haare standen wild nach allen Seiten ab. Sie saà auf einem Stuhl in der Mitte des Raumes.
Fischbach und Welscher setzten sich ihr gegenüber, getrennt durch einen schmucklosen Tisch. Welscher legte die Kladde, die er die ganze Zeit unter dem Arm gehabt hatte, auf die Oberfläche.
»Warum haben Sie mich die ganze Nacht in der Zelle schmoren lassen?«, beschwerte sie sich.
Alles Taktik, dachte Fischbach stumm. Eine Nacht zum Nachdenken hatte schon manches Geständnis ans Tageslicht befördert. Erkannte der Delinquent erst einmal die Ausweglosigkeit der Situation, kam er zur Besinnung und beichtete. »Sie wissen, warum«, antwortete er knapp.
»Das ist doch alles haltloser Quatsch«, fuhr sie auf. »Ich habe niemanden umgebracht.«
»Haben Sie es sich überlegt?«, fragte Fischbach, ohne darauf einzugehen. »Sie können einen Anwalt hinzuziehen.«
»Ach was.« Sie straffte sich. »Den benötige ich heute genauso wenig wie gestern. Ich habe nichts verbrochen.«
Welscher holte sein Smartphone hervor und setzte sich eingabebereit hin. Die Daumen schwebten über der Tastatur. »Dann reden wir doch mal darüber«, sagte er.
»Frau Reichert«, begann Fischbach, »ich fasse zusammen: Wir haben Sie gestern in Ihrer Wohnung vorläufig festgenommen. Wir werfen Ihnen den Dreifach-Mord an Paul Lange, Andreas Resch und Gustaf Lörsch vor.«
»Das ist â¦Â«, fuhr sie auf, doch Fischbach stoppte sie mit einer erhobenen Hand.
»Sie können sich gleich dazu äuÃern. Also: Sie haben eine Ausbildung als Radio- und Fernsehtechnikerin. Wir haben in Ihrer Wohnung auÃerdem zahlreiche Modellflugzeuge sichergestellt. Ihre Alibis können nicht verifiziert werden, da Sie angeben, bei allen drei Morden allein in Ihrer Wohnung gewesen zu sein. Ist das so weit richtig?«
»Ja. Und? Schauen Sie mich doch an.« Mit beiden Zeigefingern deutete sie auf ihr Gesicht. »Ich liebe es nicht gerade, in der Ãffentlichkeit zu stehen und angeglotzt zu werden wie ein Monster. Deswegen trete ich selten vor die Wohnungstür, und darum habe ich auch diesen Beruf gewählt. Man kann sich in der Werkstatt verstecken und hat kaum Kontakt zur AuÃenwelt.«
»Sind Sie zurzeit berufstätig?«
Sie schüttelte den Kopf. »Auch das wurde mir mit der Zeit zu viel. Eigentlich war ich erleichtert, als die Filiale, in der ich beschäftigt war, vor zwei Jahren dichtgemacht hat. Streng genommen habe ich den Beruf nur meinem Vater zuliebe erlernt. Ich hätte darauf verzichten können. Seiner Meinung nach sollte ich etwas Ordentliches lernen. Das mit der ganzen Technik ist für eine Frau schon ungewöhnlich. Andererseits: Wenn man so aussieht wie ich, sollte man nicht unbedingt hinter einem Verkaufstresen stehen. Oder die hübsche Sekretärin abgeben wollen.«
»Bei wem und wo waren Sie denn beschäftigt?«
»Bei einem Freund meines Vaters. Er hatte ein Radio- und Fernsehgeschäft hier in Euskirchen, Frederik Günther.«
Welscher unterbrach das Tippen. »Frederik Günther aus Wittlich?«
»Sie kennen ihn?« Ihre Augen weiteten sich. »Er ist doch nicht etwa auch ⦠tot?«
»Nein, nein«, wiegelte Welscher ab, »ihm geht es gut.«
Erleichtert stieà sie Luft aus. »Er ist ein netter Kerl. Hat mich immer gut behandelt.«
»Im
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