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Eifelteufel - Kriminalroman

Eifelteufel - Kriminalroman

Titel: Eifelteufel - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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müsste er hier und jetzt wollene Kleidung überziehen.
    Â»Ich weiß, was Sie denken«, sagte sie, »aber ich friere halt immer. Da kann man nichts machen, haben die Ärzte gesagt.«
    Â»Bei dem Wetter kann man sich da ja wohl eher glücklich schätzen«, sagte Fischbach und ging auf die Frau zu. »Kennen Sie Paul Lange näher?«
    Â»Nein.«
    Â»Sie sind also eher eine entfernte Bekannte?«
    Sie stutzte. »Nein. Mein Nein bezog sich auf das ›glücklich schätzen‹. Dem kann ich nicht zustimmen. Ich würde gern über die Hitze stöhnen. Selbst jetzt habe ich im Haus die Heizung an. Können Sie sich vorstellen, was ich jährlich an die Gaswerke zahlen muss?«
    Fischbach blies die Wangen auf. So kam er nicht weiter. Anscheinend suchte die alte Dame jemanden, dem sie ihr Leid klagen konnte. Vermutlich hatte sie ihn nur deswegen angesprochen. Außer ihm trieb sich ja niemand draußen herum. Da er aber keine Lust verspürte, über ihr Problem zu reden, zog er kurzerhand seine Messingmarke aus der Hosentasche und stellte sich vor. Welscher würde sich jetzt wieder über die Marke lustig machen, wenn er hier wäre. Offiziell legitimierten sie sich heutzutage mit den Dienstausweisen. Doch Fischbach liebte es, das schwere Messing an der Kette lässig aus der Hosentasche zu ziehen. Es hatte einen Coolness-Faktor für ihn, auf den er nicht verzichten wollte. Eine Karte aus Plastik konnte so etwas niemals ersetzen.
    Ungerührt schaute die Alte auf das Abzeichen. »So, so, die Kripo. Das musste ja mal passieren.«
    Fischbach steckte die Marke wieder ein. »Was genau meinen Sie?«
    Sie zeigte auf Paul Langes große Doppelgarage. »Tagsüber schraubt er dort immer an seinem Dings … äh … Unterwasserboot. Das ist doch bestimmt nicht erlaubt, oder?«
    Â»Wieso sollte es verboten sein?«
    Sie streckte das Kinn vor, klemmte den Griff des Schirms zwischen Wange und Schulter und drehte an einem Radioknopf. »Der Sender ist weg.« Konzentriert schob sie bei der Suche danach die Zunge in den Mundwinkel und schien die Frage vergessen zu haben.
    Fischbach hörte angestrengt hin, doch das Radio gab keinen Mucks von sich. Die Informationsquelle, die vor mir steht, ist ganz offensichtlich nicht vertrauenswürdig, urteilte er stumm.
    Â»Wissen Sie«, begann die Alte zu erzählen, als ihr Radio anscheinend einen zufriedenstellenden imaginären Empfang hatte, »eigentlich ist der Paul in Ordnung. Wenn er in der Garage schraubt, darf ich neben der Heizungstherme sitzen. Es stört ihn überhaupt nicht. Er hat mir sogar einen richtig schönen Stuhl hingestellt, so einen, den man nach hinten klappen kann. Mit einer Decke, und wenn es ganz schlimm wird, holt er mir noch eine. Eigentlich schlafe ich fast ausschließlich dort. Das Geklappere und Gehämmere beruhigt mich. Ab und zu essen wir auch gemeinsam. Eintopf habe ich am liebsten, so richtig schön deftig – und heiß natürlich.« Ihre Augen leuchteten, als sie Fischbach ansah. »Wenn ich davon zwei Teller esse, fühle ich mich fast normal.«
    Â»Normal?«
    Â»Dann friere ich kaum noch.«
    Â»Ach so, klar.«
    Â»Der Paul ist ein Suppenkasper, vorzüglich, was der zusammenkocht. Seine Kartoffelsuppe ist die beste, die ich je gegessen habe, das Rezept hat er von seiner Oma.«
    Fischbach lehnte sich mit der Hüfte gegen den Gartenzaun und verschränkte die Arme. Er ahnte, dass er mit geduldigem Zuhören mehr erfahren würde, als wenn er mit Fragen den Redefluss der Alten unterbrach.
    Â»Paul ist ja mit dem Dings, dem Abtauchboot, viel unterwegs. Er forscht in Seen, so richtig tief. Hat er mir alles erzählt. Letztens erst war er im Blautopf.«
    Fischbach schürzte die Lippen. Letztes Jahr war er mit den K-Heroes in Süddeutschland auf Tour gewesen. Dabei waren sie auch am Blautopf vorbeigekommen. Er hatte den See allerdings als eher winzig in Erinnerung. Beim besten Willen konnte er sich nicht vorstellen, dass man dort mit einem U-Boot abtauchen konnte. Die Wirtin des Gasthauses direkt am See hatte außerdem gesagt, das Tauchen sei nur mit Sondergenehmigung erlaubt.
    Â»Im Bodensee war er auch«, berichtete die Alte, die wieder angefangen hatte, an den Knöpfen ihres Radios zu drehen. »Ah, ich liebe die alten Schlager. Rex Gildo, Costa Cordalis, Jürgen Drews, Cindy und Bert.« Ihr Gesicht verfinsterte

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