Eifelteufel - Kriminalroman
sie denn aus?«
»Normal.«
»Wie sieht denn normal für Sie aus?«
Sie blieb stehen. »Hm, um die fünfzig, etwas kräftiger.«
»Und weiter?«
»Ihre linke Hand â¦Â«
»Ja?«
»Eine Tätowierung.«
»Okay. Gro� Klein? Ein Bild?«
»Nee, so drei Punkte.«
Fischbach runzelte die Stirn. Wer lieà sich denn drei Punkte auf die Hand tätowieren? »Noch etwas Auffälliges?«
»Sie hat immer so ein Käppi auf.«
»Ein Käppi?«
»Ja. Da ist auch ein Zeichen drauf, vorne, wo das Käppi hochsteht.«
»Wie sieht es denn aus?«
»Wie Buchstaben.«
»Ãhnlich wie Buchstaben? Oder sind es Buchstaben? Ein Logo vielleicht?«
»Vermutlich.«
Fischbach hätte sie am liebsten an den Schultern gepackt und durchgeschüttelt. »Was denn nun?«
Sie konzentrierte sich. »Ein blaues W, ja, und dahinter in Grün ein V, ein E und ein R, ja genau.«
Fischbach hatte den Schriftzug schon mal gesehen. Nur kam er nicht darauf, wo es gewesen war.
»Mehr weià ich leider nicht«, sagte sie. »Wenn sie auftauchte, bin ich meistens sofort weg. Ich kann nicht verstehen, was Paul an der so gefällt.«
Wo die Liebe hinfällt, dachte Fischbach. Ihm kam noch eine wichtige Frage in den Sinn. »Könnte sie eine Verwandte von ihm sein?«
»Mit der Verwandtschaft knutscht man doch nicht rum«, fuhr sie entrüstet auf.
»Stimmt auch wieder. Vielen Dank. Sie haben mir sehr geholfen.«
Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. »Mach ich doch gern. Möchten Sie noch einen Kaffee bei mir trinken?«
Innerlich stöhnte Fischbach auf. Auf einen Kaffee in einer total überhitzten Wohnung konnte er verzichten. »Beim nächsten Mal.« Nonchalant zeigte er auf das Radio. »Dann hören wir wieder Peggy March zusammen.«
Sie schüttelte kichernd den Kopf und hielt das Gerät hoch. »Aber nicht damit.«
»Nicht?«
»Ist kaputt.«
»Aha.«
Sie beugte sich vor. »Die Leute hier denken, ich sei plemplem. Dabei spiele ich das nur.«
Fischbach hob die Augenbrauen. »Sie spielen?«
»Aber ja doch. Mir wird alles verziehen, die Nachbarn sind nett zu mir, wollen mich halt nicht aufregen. Und wenn ich ins Gespräch kommen will, dann weisen sie mich nicht zurück. Ist sehr praktisch.«
So ein Schlitzohr, dachte Fischbach amüsiert. »Ich hätte also auch Dalida antworten können, âºAm Tag als der Regen kamâ¹?«
Sie kicherte wieder. »Ich wollte nur wissen, wie Sie reagieren. Ihr Gesichtsausdruck war auch wirklich zu lustig. So verkniffen und hilflos. Jetzt muss ich aber los.« Sie setzte ihren Weg fort, ohne sich noch mal umzudrehen.
Schmunzelnd sah Fischbach ihr nach, bis sie im nächsten Hauseingang verschwand. Dann ging er zur Harley und nahm sein Notizbuch aus der Lederjacke. Auf einer leeren Seite notierte er die Buchstaben W, V, E und R. Nachdenklich tippte er mit dem Druckknopf des Kugelschreibers auf das Blatt. Er hatte diese Kombination schon mal gesehen, und es war noch gar nicht so lange her. Er schloss die Augen, um besser nachdenken zu können. Sekunden später drängte sich die Antwort in sein Bewusstsein. Er riss die Augen auf und murmelte: »Kann das möglich sein?«
Fast hektisch zog er seine Jacke und seinen Helm an und schwang sich auf die Harley.
In spätestens zehn Minuten würde er Gewissheit haben.
*Â *Â *
Der Winter schien seine Kraft endgültig verloren zu haben. So, wie die Sonne jeden Tag mehr wärmte und die Natur damit zum Erwachen brachte, steigerte sich auch Sabines Laune. Die Kälte in ihren Gliedern verschwand, das stetige Frösteln verflüchtigte sich. Inzwischen konnte sie ihren neuen Lebensumständen sogar Positives abgewinnen. So beschwerte sich zum Beispiel niemand darüber, dass sie ihr Zimmer nicht aufräumte, und zum Lernen trieb sie auch keiner an. Trotzdem büffelte sie jetzt mehr als je zuvor. Zum einen, um den Tag zu füllen, zum anderen, weil die intensive Konzentration sie von den Vorgängen im Haus, die sie nicht wahrnehmen wollte, ablenkte.
Sie war froh, dass sie die winzige Dachkammer noch immer für sich allein hatte, denn es wurde von Tag zu Tag voller auf dem Bauernhof. Hier wurde jeder mit offenen Armen empfangen, und das schien sich herumgesprochen zu haben. Die Kommune war stolz darauf, eine Zufluchtsstätte für
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