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Eifelteufel - Kriminalroman

Eifelteufel - Kriminalroman

Titel: Eifelteufel - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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dem schmalen Weg entlang des Weidezauns. Das Ticken des Stroms in der Leitung schien den Grillen einen Takt vorgeben zu wollen. Hochstehende Gräser kitzelten ihre Waden.
    Das Bauernhaus der Kommune lag in einer Senke unweit einiger Forellenteiche. Hinter dem Haus stand die Scheune, die landwirtschaftlich nicht mehr genutzt wurde. Zwei große Kastanienbäume vor der Haustür spendeten Schatten. Unter den weit überhängenden Ästen standen Sonnenstühle und eine Sitzgruppe. Zurzeit waren sie verwaist. Bei den sommerlichen Temperaturen der letzten Tage zogen die Hausbewohner tagsüber die Kühle im Haus vor.
    Sabines Herz machte einen Sprung, als sie die hochgewachsene Gestalt erkannte, die aus der Haustür trat und ihr entgegenkam.
    Papa!
    Bestimmt hatte er am Fenster gesessen und auf sie gewartet. Sie zog ihre Clogs aus und rannte den Weg hinunter. Ein Jauchzen floss über ihre Lippen. Sie sprang in seine Arme und drückte ihm einen dicken Schmatzer auf die Wange. Sein Rasierwasser roch herb und erinnerte sie an ihre Kindheit. Ein gutes Zeichen, dass er wieder welches verwendete.
    Â»Na, na, Kleines, nicht so stürmisch.« Er lachte. »Du reißt mich ja um.«
    Sie ließ von ihm ab und fummelte das Zeugnis aus ihrer Umhängetasche. Stolz hielt sie ihm das Blatt so hin, dass er es sofort lesen konnte. »Schau!«
    Â»Muss ja gut sein, wenn du es so eilig damit hast.«
    Â»Ãœberrascht?«
    Amüsiert zuckten seine Mundwinkel. »Ein versteckter Vorwurf?«
    Sie runzelte die Stirn, verstand nicht, auf was er hinauswollte. War es denn nicht verblüffend, wenn man gezwungen wurde, mitten im Jahr die Schule zu wechseln, dann aber trotzdem ordentliche Noten mit nach Hause brachte? »Vorwurf?«, echote sie ratlos.
    Er wuselte ihr mit der Hand durch die Haare. »Schau nicht so verdutzt. Was ich meine, ist, dass ich mich einige Zeit nicht um deine schulische Leistung gekümmert, geschweige denn ihr Anerkennung gezollt habe. Ich kann schon verstehen, wenn du das nicht in Ordnung findest.« Er überflog das Zeugnis. »Ausgezeichnet«, urteilte er und schob ihre Hand mit dem Blatt zur Seite, sodass er sie umarmen konnte. »Das wird nicht wieder vorkommen«, flüsterte er ihr ins Ohr.
    Sabine schluckte schwer. Ein warmes Gefühl durchströmte sie und brachte alle Nerven zum Vibrieren. Mit Macht kämpfte sie gegen ihre Freudentränen an. »War nicht so schlimm«, log sie, darauf bedacht, sein schlechtes Gewissen nicht weiter zu belasten. »Habe mich halt eine Weile allein durchgeschlagen. Aber das ist ja jetzt vorbei, oder?« Lauernd hielt sie die Luft an. War er wirklich wieder der alte Papa, den sie sich so sehr wünschte? Ihr Beschützer, das Familienoberhaupt, das immer für sie Zeit hatte und ihr stets mit Rat und Tat zur Seite stand? Oder waren es nur einige Tage der Vernunft, eine Phase, die sich jederzeit wieder ins Gegenteil kehren könnte?
    Er hielt sie von sich. »Versprochen.« Feierlich hob er die Hand zum Schwur.
    Jubilierend sprang Sabine in die Luft. »Dann wird ja alles gut«, plauderte sie drauflos. »Wir müssen nur Mama noch rumkriegen, aber zusammen schaffen wir es, da bin ich sicher. Und dann ziehen wir zurück in die Stadt, nicht wahr, und ich kann in meine alte Schule zu…«
    Â»Halt, halt, so schnell geht das nicht«, fiel er ihr lachend ins Wort.
    Unvermittelt fühlte sich Sabine wie mit eisigem Wasser überschüttet. Die Angst, dass er es doch nicht ernst meinen könnte, kehrte auf einen Schlag zurück.
    Â»Alles zu seiner Zeit.« Seine Augenbrauen rückten zusammen, und er blickte sie ernst an. »Es gibt da noch etwas, was ich mit dir besprechen muss. Lass uns spazieren gehen, damit wir ungestört sind.«
    Mit weichen Knien und Panik im Herzen folgte sie ihm.

Noch mehr Wasser
    Andrea Lindenlaub lenkte nach rechts und folgte dem Verlauf der Bergstraße. Kurz ließ sie den Blick über die Wiesen hinüber zum Zentrum von Nettersheim schweifen. Alles wirkte friedlich. Doch die Idylle trog.
    Viel lieber hätte sie jetzt wie einige der Wanderer, die hier unterwegs waren, irgendwo auf einer Bank gesessen, ein Glas Weißwein und ein Stück Baguette in den Händen, den Rücken befreit von einem schweren Wanderrucksack. Stattdessen erwartete sie die zweite Leiche des heutigen Tages. Dabei hätte es nach ihrem Geschmack mit der Obduktion von Paul

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