Eifelteufel - Kriminalroman
machte? Waren es die bewundernden Blicke, die die Männer ihr zuwarfen, wenn sie, die Hüften schwingend, durch das Haus schlenderte? Oder die grenzenlose Zuneigung, die sie erfuhr? Es verging kaum eine Minute, in der sie nicht von irgendjemandem befummelt wurde.
Irgendwie konnte Sabine die Männer sogar verstehen. Die perfekte Figur ihrer Mutter mit den Rundungen an den richtigen Stellen musste jedem Mann den Kopf verdrehen. Die magere Kost der letzten Zeit hatte ihre Pfunde dort schmelzen lassen, wo sie nicht hingehörten.
Ein neuer Krampf zog durch ihren Unterleib. Sie stöhnte auf und verstärkte den Druck auf ihren Bauch. Wenn nur Papa da wäre. Der hätte sie nicht fröstelnd auf dem Klo sitzen lassen. Sicher wäre er losgelaufen und hätte ordentliche Binden besorgt, selbst wenn er dafür hätte stehlen müssen.
Sabine stellte sich vor, wie er an ihrem Bett saÃ, ihr die Haare streichelte und eine Wärmflasche an ihren Bauch drückte. Für einen kurzen Moment meinte sie, sein Rasierwasser zu riechen. Was man sich so alles einbilden ⦠Etwas berührte sie an ihrem nackten Knie. Erschrocken riss sie die Augen auf.
Björk hockte vor ihr und musterte sie. Die langen Haare hatte er im Nacken zu einem Pferdeschwanz gebunden, in den Ohrläppchen steckten Anhänger mit dem Peace-Symbol. Ein verkrusteter Blutfleck unterhalb der Wange deutete auf eine missglückte Rasur hin. Er wirkte wie ein Teenager. Nur die ersten Fältchen in seinen Augenwinkeln verrieten, dass er diverse Lebensjahre davon entfernt war.
Hastig zog Sabine ihre Bluse herunter und versuchte so, ihre BlöÃe zu bedecken. Angestrengt presste sie die Beine zusammen. Am liebsten wäre sie weggelaufen. Doch dafür hätte sie aufstehen müssen, und Björk hätte alles gesehen. Stumm verfluchte sie den Umstand, dass es im ganzen Haus keine Schlüssel gab.
»Indianer?«, fragte er.
Sie runzelte die Stirn.
Er lachte leise. »Rothäute im Lager? Hast du die Tage?«
Es klang mitfühlend. Doch noch etwas anderes färbte seine Stimme und lieà Sabine aufhorchen. Knapp nickte sie.
Mit spitzen Fingern hob Björk eins der Tücher an. »Na ja, ich glaube, es gibt Besseres, um das zu überstehen.«
»Ist aber nichts da«, gab Sabine trotzig zurück. Sollte er ruhig wissen, an was es mangelte. War ja schlieÃlich seine bescheuerte Idee gewesen, hier eine Kommune zu gründen.
Er legte die Hände auf die Knie und drückte sich hoch. »Ich regel das. Ich schicke eins der Mädels los, um was zu besorgen. In einer halben Stunde hast du etwas Ordentliches zwischen den Beinen. Und eine Schmerztablette wird sich auch noch irgendwo finden. Hast du heute schon was gegessen?«
Ãbelkeit stieg in Sabine auf, wenn sie nur an Essen dachte. »Kein Hunger«, presste sie hervor. Die aufsteigende Magensäure brannte in ihrer Kehle. Jetzt nicht auch noch brechen, dachte sie, ist auch so schon alles schlimm genug.
»Okay, verstehe. Dir ist nicht danach. Warte hier.« Er wandte sich ab und ging zur Tür.
Erleichtert atmete Sabine durch. Zum einen war sie froh, dass er sie endlich allein lieÃ. SchlieÃlich mochte wohl niemand in einer solch beklagenswerten Situation angetroffen werden. Zum anderen freute sie sich über die Hilfe, die Björk versprach. Anscheinend gab es doch Wohltäter in dieser für sie immer noch sonderbaren Gemeinschaft.
Mit der Klinke in der Hand blieb er stehen. »WeiÃt du«, sagte er und wartete, bis er sich Sabines Aufmerksamkeit sicher war, »es wird Zeit, für dich einen neuen Namen zu finden.«
Mit ihren bohrenden Kopfschmerzen konnte sie ihm nicht folgen. Was meinte er? Wieso einen neuen Namen?
Er kratzte an der Blutkruste in seinem Gesicht, während sein Blick versonnen über Sabines Körper wanderte. »Finja finde ich passend. Es bedeutet âºdie kleine Feineâ¹. Passt zu dir.« Er lächelte ihr zu. »Aber jetzt komm erst mal wieder auf die Beine. Das mit dem Namen klären wir später, junges Fräulein.« Mit einem Augenzwinkern zog er die Tür hinter sich ins Schloss und lieà Sabine allein.
Sie sprang auf und erbrach sich ins Klo. Björks lüsterner Blick zum Abschied hatte das Fass zum Ãberlaufen gebracht.
*Â *Â *
Feuersänger gähnte herzhaft. »Ich muss ins Bett«, murmelte er und stellte sich so, dass alle die Wanne sehen
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