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Eifler Zorn

Eifler Zorn

Titel: Eifler Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Pistor
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Ausschluss von Sauerstoff, stehendes
Gewässer«, zählte er auf, während er die ersten Zeilen ausfüllte. »Das hat man
nicht so häufig.« Er sah auf seine Armbanduhr und trug die Zeit ein. »Wenn ein
Friedhof auf feuchtem, lehmigem Gelände angelegt wurde, erleben die Totengräber
auch nach dreißig Jahren noch solche hübschen Überraschungen.«
    »Meinen Sie, die Leiche ist
schon so alt?« Judith betrachtete ihn. Er sah älter aus, als sie ihn in
Erinnerung hatte. In den letzten Wochen ihres Praktikums hatte sie
Breitenbacher öfter gesehen, wenn er während seiner Hausbesuchsfahrten eine
kurze Pause eingelegt und Ina Weinz einen Besuch auf der Wache abgestattet
hatte. Auch wenn die beiden es nicht an die große Glocke gehängt hatten, war
ihr doch klar gewesen, dass ihn und Ina mehr als nur eine gute Freundschaft
verband. Ob er aber tatsächlich nach Steffen Ettelscheid Inas neuer Freund
geworden war, wusste sie nicht.
    »Kann sein, muss aber nicht.
Ich bin kein Rechtsmediziner, sondern Hausarzt. Es dauert jedenfalls seine
Zeit, bis ein Toter so aussieht. Mindestens acht Wochen, wenn nicht sogar
mehrere Monate.«
    »Wo machen Sie das
Kreuzchen?« Judith deutete auf die Stichworte auf seinem Formular, die darüber
entschieden, ob sie den Heimweg antreten oder hier die Ermittlungen aufnehmen
würden.
    »Seine Hände fehlen. Sie
liegen auch nicht in der Nähe. Ich weiß nicht, ob man bei einer solchen
Ausprägung des Wachsleichen-Phänomens noch feststellen kann, ob sie vor oder
nach seinem Tod abgetrennt wurden, und wenn ja, mit welchem Werkzeug. Es ist ja
kein Weichgewebe im eigentlichen Sinn vorhanden.« Er trat wieder näher zur
Leiche hin und signalisierte Judith, ihm zu folgen. »Es wird unter Umständen
schwierig werden, etwas Genaues zu sagen. Ich sehe außerdem so eine Art Striemen
auf seinem Rücken und den Beinen und eine gewaltige Schädelverletzung, die aber
durchaus auch post mortem entstanden sein kann. Das muss auf jeden Fall
untersucht werden.« Er lächelte. »Auch wenn man vielleicht auf mein Urteil
hätte warten können, bis man Sie ruft – umsonst sind Sie nicht hier.«
    »Hatte er irgendein
Ausweispapier oder Ähnliches?«
    Thomas Breitenbacher
schüttelte den Kopf. »Er steckte vollkommen nackt in dieser Kiste. Keine
Kleidung, keine Papiere, nichts.«
    »Na, hübsch.« Judith strich
über ihre ohnehin schon straff zum Zopf gebundenen Haare. »Das kann ja …«
    »… interessant werden«,
unterbrach sie eine Stimme, die sie sehr gut kannte. »Genau das Richtige für
dich, oder?«
    »Ina!« Judith drehte sich
herum und ging mit halb ausgestreckten Armen auf ihre ehemalige Ausbilderin zu,
verharrte dann aber im letzten Moment.
    »Was ist los? Hast du Angst,
ich beiße?« Ina grinste, kam näher und umarmte Judith herzlich. »Bist du
gekommen, um endlich den ewig versprochenen Kaffee abzuholen?«
    »Nein. Also ich, Sauerbier
meinte …« Judith brach ab und räusperte sich. Was redete sie denn für
einen Schwachsinn? »Sauerbiers Teamkollege aus dem Bereitschaftspool ist krank.
Also bin ich jetzt hier.« Sie straffte sich. »Als Ermittlerin.«
    »Von deiner sagenhaft
steilen Karriere hab ich schon gehört. Glückwunsch.«
    »Ja.« Judith blinzelte. Ina
war keine von denen, die nach vorne eitel Sonnenschein verbreiteten und hinter
dem Rücken der Beteiligten Gift versprühten. »Danke schön.«
    »Ein bisschen was hat sie ja
sicher auch von dir gelernt.« Thomas Breitenbacher zwinkerte Ina zu und stieß
sie wie ein Schuljunge in die Seite. Sie lachte und schob ihn weg.
    »Nein, nein. Judith macht
das schon ganz allein.«
    »Die Staatsanwaltschaft muss
informiert werden.« Judith beschloss, das Geplänkel zu beenden und ihrer neuen
Rolle als leitende Beamtin gerecht zu werden, obwohl sie sich Ina gegenüber
darin nicht wohlfühlte. Die private Vertrautheit zwischen den beiden und das,
was sie sagten, verunsicherte sie zusätzlich, auch wenn es nur ein Scherz war.
    Ina nickte, machte aber
keine Anstalten, diese Aufgabe zu übernehmen. »Möchtest du direkt mit der
Zeugin sprechen?«, fragte sie stattdessen und wies auf den Metallcontainer, in
dem sich laut Schild das Baustellenbüro befand.
    »Ja«, sagte Judith knapp,
drehte sich um und ging auf den Container zu. Auf dem Weg dorthin wählte sie
die Nummer der Staatsanwaltschaft. Die Dame am anderen Ende versprach, dem
zuständigen Beamten umgehend Bescheid zu geben und für sein schnelles Erscheinen
zu sorgen.
    Sie brauchte mehr als
eine

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