Eifler Zorn
und
zurückgelegt hatte, auf.
»Möglicherweise. Die
Verletzung des Schädels hinter dem Ohr, die man an der Leiche gut sehen konnte,
kann durchaus als tödliche Verletzung in Frage kommen. Dazu hat der
Gerichtsmediziner so eine Art Einschnitte und Striemen auf dem Rücken und den
hinteren Oberschenkeln des Opfers festgestellt. Er sagt uns Bescheid, sobald er
mehr weiß. Außerdem untersuchen sie noch die Kiste, in der der Tote lag.
Vielleicht können uns das Holz oder die Nägel etwas über ihr Alter und ihre
Herkunft sagen. Aber das dauert ebenfalls.«
»Möchtest du wirklich nichts
essen, Mädchen?«, fragte Sauerbier und zeigte auf Judiths unberührten Teller.
Sie schüttelte den Kopf. »Kein Wunder, dass ihr alle so Hungerhaken seid«,
murmelte er und räumte das Geschirr und die Lebensmittel auf ein Tablett, das
bis dahin hochkant auf einem der freien Stühle gestanden hatte. Er hob es hoch
und trug es in die angrenzende Küche. »Was sind also deine nächsten Schritte?«,
rief er über das Klappern des Geschirrs hinweg zu ihr rüber.
»Wir müssen etwas über das
Haus herausfinden. Darüber, wie es in den letzten Jahren genutzt wurde. Die
Kiste, in der die Leiche lag, stand in einem zugemauerten Kellerraum. Die Spusi
hat den Mörtel untersucht. Die kann schon seit Jahren da drin gewesen sein.«
»Gut«, stimmte Sauerbier zu.
»Wie willst du die Informationen über das Haus bekommen?«
»Die Stadt Schleiden müsste
Bescheid wissen. Dort sollten wir anfangen.«
»Sehr gut. Du machst dich.
Um zehn Uhr haben wir einen Termin mit dem Bauamt. Ich habe vor dem Frühstück
dort angerufen und uns angekündigt. Er sucht schon mal einige Unterlagen raus,
dann müssen wir nicht selbst ins Archiv einsteigen.«
Judith ballte die Faust. Am
liebsten hätte sie ihn geohrfeigt. Sie schnappte nach Luft.
Sauerbier trat aus der
Küche, blieb vor ihr stehen und warf ein geblümtes Geschirrtuch über die
Rückenlehne des Esszimmerstuhls. »Worauf wartest du noch, Mädchen? Wir haben
nicht ewig Zeit.«
»Da hast du dir ja ganz
schön was angetan, Horst.« Der Mitarbeiter des Bauamtes hievte mehrere
Aktenordner auf seinen Schreibtisch und grinste Sauerbier an. »Hier. Alles, was
ich über das Anwesen finden konnte. Wenn du mehr Informationen brauchst, musst
du selbst ins Archiv gehen.«
»Danke. Meine Mitarbeiterin
hier wird die Sachen erst mal durchgehen, dann sehen wir weiter.«
Judith zuckte zusammen. Wie
nannte er sie? »Meine Mitarbeiterin«? Es wurde Zeit für ein paar klärende
Worte. Auch wenn sie erst seit Kurzem beim Kommissariat arbeitete und ihr Weg
dorthin sich von dem der anderen unterschied, hatte er kein Recht und auch
keinen Grund, sie wie ein dummes Gör zu behandeln, das nicht wusste, was es
tat. »Kann ich dich kurz sprechen, Horst?« Sie sprach seinen Vornamen sehr
deutlich aus und ignorierte den Aktenstapel.
»Ja?« Horst Sauerbier
unterbrach sein Gespräch mit dem Stadtangestellten und wandte sich Judith zu.
»Kann das nicht warten?«
»Nein.«
»Ich höre.«
»Draußen.« Sie verließ den
Raum und drehte sich an der Schwelle noch mal um. »Bitte.«
Ihre Absätze knallten über
den Boden des Amtsflurs, bis sie die Tür zum Treppenhaus erreicht hatte.
Sauerbier schnaufte hinter ihr her. Als sie sicher war, dass sie allein waren
und niemand sie hören konnte, blieb sie stehen.
»Das muss jetzt aber sehr
wichtig sein, wenn du mich aus dem Gespräch rausholst.« Sauerbier war etwas
außer Atem.
Judith wappnete sich
innerlich. Er war nicht ihr Vorgesetzter, er war ihr Teampartner, wenn auch
älter und diensterfahrener. »Ich weiß, dass ich neu bin. Und ich weiß, dass
nicht alle es gut finden, wie ich an den Job gekommen bin«, begann sie und
merkte, wie die Wut wieder in ihr hochstieg.
Sauerbier schwieg. Nur die
Enden seines Schnurrbartes zitterten leicht.
»Ich habe großen Respekt vor
deiner Erfahrung, aber du behandelst mich, als ob ich ein blutiger Anfänger
wäre und du mir sagen müsstest, was ich zu tun und zu lassen habe, damit ich
bloß kein Unheil anrichte. Hörst mich ab, wie ein Lehrer seinen Schüler.« Sie
merkte, wie sie bebte, und verschränkte ihre Hände, um sich wieder zu
beruhigen. »Und ich bin nicht dein Mädchen! Mein Name ist Judith, und so möchte
ich auch gerne angesprochen werden.« Sie ließ die Arme hängen und fühlte sich,
als ob man sämtliche Luft aus ihr rausgelassen hätte und sie wie ein Ballon
haltlos durch den Raum flirren würde.
»Hans-Peter ist
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