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Eifler Zorn

Eifler Zorn

Titel: Eifler Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Pistor
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selbst. Ich muss etwas tun. Wenn ich hier rumsitze, werde ich nur noch
unruhiger.«
    »Ich begleite dich.«
    »Sandra, du hast …« Ich
stockte.
    »Gerade deinen Mann
verloren, wolltest du sagen?«, fragte Sandra, und ich hörte, wie sie laut
ausatmete. »Darf ich dir deswegen nicht helfen? Wenn ich mir damit selbst
helfe?«
    »Nein, ich, natürlich darfst
du das. Ich dachte nur …« Schon heute Morgen hatte mich ihr distanziertes
Verhalten in Bezug auf Arnos Tod irritiert, bis Thomas mir erklärt hatte, dass
es eine mögliche Art war, auf das Geschehene zu reagieren. Sie würde Zeit
brauchen.
    »Komm mich einfach abholen,
dann gehen wir nachsehen«, sagte sie brüsk und legte auf.
    »Hier muss es irgendwo
sein.« Ich hatte das Schild, das darauf hinwies, dass das Befahren des
Nationalparks grundsätzlich nicht erlaubt ist, einfach ignoriert und rumpelte
mit Sandras Wagen über den Feldweg. Meinen alten Käfer hatten wir bei ihr
stehen lassen und lieber auf den Vierradantrieb ihres Autos vertraut. Es hatte
angefangen zu regnen, die Scheibenwischer kämpften gegen die stärker werdenden
Schauer an.
    »Vielleicht hätten wir doch
besser auf den Förster gewartet«, gestand ich mir ein, »er kennt sich hier sehr
gut aus.«
    »Weiß er, wo wir sind?«
    »Ich habe ihn nicht
erreicht. Sein Handy ist ausgeschaltet, zu Hause ging er nicht dran. Wer weiß,
wo er …« Sich rumtreibt, hätte ich beinahe gesagt, konnte mich aber gerade
noch bremsen. Für meine Querelen und persönlichen Eifersüchteleien war jetzt
definitiv nicht der richtige Zeitpunkt, auch wenn mich die Sorge um Henrike
zunehmend aggressiv machte und mir jedes Ventil recht gewesen wäre. »… ist«,
beendete ich deswegen den Satz und konzentrierte mich wieder auf den Weg vor
mir.
    Durch das kleine Tal links
neben dem Weg schlängelte sich der Engelsbach, während auf der rechten Seite
Schieferfelswände steil emporragten. Vor Jahren war ich schon einmal hier
gewandert. Damals war es Frühling gewesen und Tag. Das half mir jetzt nicht viel.
    »Hast du ihm auf dem
Anrufbeantworter eine Nachricht hinterlassen?«
    »Nein.« Ich sah kurz zu ihr
rüber. »Was würde das bringen? Bis er sie abhört, sind wir vielleicht längst
wieder zurück.«
    »Da! Halt an.« Sandra zeigte
rechts aus dem Fenster. »Da ist er.«
    Der Stolleneingang lag
versteckt unter einem hervorspringenden Sturz aus Schieferplatten. Ich parkte
den Wagen schräg auf dem Weg, damit das Scheinwerferlicht in den Stollen fiel,
und stieg aus. Der Regen machte den mit Felsenstücken durchsetzten Boden glitschig,
und ich hatte Mühe, nicht auszurutschen, während mein eigener Schatten mir die
Sicht versperrte. Kleine Steinbröckchen rollten den Hang rechts neben dem
Eingang hinunter.
    »Hast du eine Taschenlampe
im Wagen?« Ich drehte mich zu Sandra um.
    »Schon dabei.« Sie hielt die
Lampe in die Höhe, reichte sie mir und wies mit der anderen Hand ins Dunkel.
»Los geht’s.«
    »Henrike?« Ich bückte mich
und betrat in gebeugter Haltung den Stollen. Im Licht der Autoscheinwerfer und
der Taschenlampe glitzerten die Wände des Eingangs. Wasser lief über den
schwarzen Schiefer, rann in kleinen Bächen über den Boden und verschwand im hinteren
Teil des Stollens. Nach zwei Schritten konnte ich mich wieder aufrichten.
    »Henrike?«, versuchte ich es
erneut. Alles blieb stumm. Der Lichtkegel hob Ausschnitte hervor, während ich
die Taschenlampe langsam schwenkte und mich darum bemühte, alle Ecken des
Stollens auszuleuchten. An einer Stelle zuckte ich zusammen, zögerte und
schwenkte zurück auf den Platz, der als Letztes im Fokus gestanden hatte. Eine
Lagerstelle. Unmengen kleiner Steine lagen an den Rand der Felswand geschoben
zu Häufchen aufgetürmt. Ihre Anordnung war nicht zufällig. Dazu waren die
Abstände zu regelmäßig und die Größen zu sehr aufeinander abgestimmt. Ob es
eine symbolische Anordnung war oder ob einfach jemand mit dem Rücken an der
Stollenwand gelehnt und gedankenverloren die Steine hin und her geschoben
hatte, konnte ich nicht beurteilen. Neben den Steinen lagen helle Bällchen, und
als ich näher ging, erkannte ich, dass es zerknülltes Papier war. Ich hob eines
davon auf und strich es glatt. Eine Fledermaus starrte mich an. Gezeichnet im
selben Stil wie ihre Artgenossen in Henrikes Heft. Sie war also hier gewesen.
    »Henrike?« Der Ton prallte
von den Wänden ab. Über meinem Kopf entstand Unruhe. Ich blickte hoch und ließ
den Leuchtstrahl folgen. Dort hingen

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