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Ein Abenteuer zuviel

Ein Abenteuer zuviel

Titel: Ein Abenteuer zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Williams
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und Zweck dieser Verhaltensweise anzufangen.
    „Sagen Sie nicht, Sie würden bei Filmen weinen.”
    „Doch, heftig.”
    „Und wegen trauriger Geschichten in der Presse nachts schlecht schlafen.”
    „Bis hin zu stundenlangem Wachliegen.”
    „Und sich grämen, wenn Sie glauben, jemandem wehgetan zu haben.”
    „Endlos.”
    „Dann haben wir viel gemeinsam. Ich mache das nämlich auch.”
    Bei der Vorstellung, dass er während eines Films weinte, musste Ruth schallend lachen. Sie lehnte sich auf dem Stuhl zurück und wischte sich die Tränen aus den Augen. Als sie sein stilles Lächeln sah und sich seiner Gegenwart plötzlich überdeutlich bewusst wurde, wurde sie jedoch wieder ernst.

    Die Kellnerin kam mit dem Essen, und Ruth zwang sich, den Blick von seinem Gesicht abzuwenden.
    Sobald sie wieder allein waren, war auch jener Moment der Verbundenheit vorbei, und sie begannen, über das Interview vom Vorabend zu reden und darüber, wie sie es in die Reportage eingliedern könnten.
    Franco erläuterte, dass er beabsichtigte, noch mit einigen anderen jungen Mädchen zu sprechen, um möglicherweise auch auf Teenager zu treffen, die schon vor etwas längerer Zeit in London gestrandet waren. Wenngleich jene vermutlich weniger redselig wären, wie er erklärte, da Verbitterung leicht zur Verschlossenheit führen würde. Und auch ältere Frauen wollte er befragen, die sich schon vor Jahren ins Unglück gestürzt hatten.
    „Glauben Sie, dass Sie das ertragen können?” erkundigte er sich irgendwann nebenbei, und Ruth nickte nur, um nicht mit vollem Mund zu sprechen.
    „Ich sollte keinen Wein mehr trinken”, meinte sie, als sie aufgegessen und ihr Glas leer getrunken hatte.
    „Steigt er Ihnen zu Kopf?”
    „Entsetzlich.”
    „Und was tun Sie dann?” Franco beugte sich vor und betrachtete sie lässig und vertraulich zugleich.
    „Irgendetwas, das meine Fantasie in der Nacht anregen könnte?” fragte er amüsiert.
    „Sehr lustig”, erwiderte sie ernst. Dachte er, sie wäre so dumm, dass sie nicht merken würde, wie er sie verspottete? „Da ich mich entschieden habe …” War das die richtige Formulierung? Wäre nicht „überredet wurde” vielleicht treffender gewesen? „… weiterzumachen, bleibt die Frage: Was tun wir heute Abend? Es ist gleich halb neun. Sehen wir zu, ob wir noch einige Interviews bekommen können, oder nicht?”
    „Doch.” Er nahm einen Zettel aus der Tasche. „Ich habe hier mehrere neue Namen von Kontaktpersonen und auch einige Adressen, die wir ausprobieren könnten. Es handelt sich um nicht ganz so zweifelhafte Lokale, in denen wir aber Mädchen finden dürften, die das Großstadtleben schon härter gemacht hat.”
    „Woher beziehen Sie nur all die Informationen?”
    „Freunde bei der Presse zu haben kann zuweilen sehr hilfreich sein”, antwortete er und lächelte sie an.
    „Ihnen macht das Ganze richtig Spaß, stimmt’s?”
    „Bis jetzt, ja.”
    „Weil es eine Abwechslung ist?”
    „Möglicherweise.” Franco zuckte die Schultern, trank sein restliches Bier in einem Zug aus und stellte das Glas zurück auf den Tisch. „Sie werden sich umziehen müssen. In Ihrer augenblicklichen Kleidung passen Sie nicht in die Umgebung, in der wir uns nachher aufhalten werden.”
    „Und was genau ist das für eine Umgebung?”
    „Die Art von Ort, dem brave Mädchen fernbleiben. Also müssen Sie heute Abend wie ein schlechtes Mädchen aussehen.”
    „Wie ein schlechtes Mädchen aussehen?” wiederholte sie leise, und ihrer Miene war deutlich abzulesen, dass sie es für unmöglich hielt. „Wie sieht man denn wie ein schlechtes Mädchen aus? Mein Gesicht dürfte den Anforderungen nicht entsprechen”, fuhr sie dann fort, während sie überlegte, ob er sie vielleicht nur wieder auf den Arm nahm. „Muss ich öfter etwas laut und unflätig werden? Sollte ich Kaugummi kauen?
    Ich bin Nichtraucherin, also scheidet der Griff zur Zigarette aus.”
    „Es reicht, wenn Sie sich umziehen. Wir werden heute auf etwas ältere und erfahrenere Mädchen treffen, als es diejenigen von gestern Abend gewesen sind. Und damit wir vielleicht mit ihnen ins Gespräch kommen, sollten Sie auf die zugeknöpfte Bluse und den knielangen Rock verzichten.”
    „Und welchen Unterschied wird das machen?” beharrte sie. Ihr Rock endete einige Zentimeter über dem Knie, was Franco zweifellos entgangen war.
    „Den zwischen einem eher unpersönlichen Interview und etwas vertraulicheren Antworten. Ein kleiner, aber

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