Ein Abenteuer zuviel
Reportage zu arbeiten.
Mit welcher Begeisterung und Leidenschaft er das tat, erinnerte ihn an ihn selbst vor zehn Jahren, bevor das Geld seinen Geschmack getrübt und seinen Enthusiasmus in Zynismus verwandelt hatte.
Und dass sie ihn während der Recherchen begleitete, machte alles nur noch prickelnder. Es gefiel ihm, sie einfach nur anzusehen und zu beobachten. Sie erregte seine Sinne, so dass er nachts regelmäßig kalt duschen musste, denn nur ein flüchtiger Gedanke an sie weckte Fantasien, die jedem Männermagazin zur Ehre gereichen würden. Ja, seine ausgebrannte Seele war in vieler Hinsicht zu neuem Leben erwacht.
Dennoch war er überrascht gewesen, wie sehr es ihn aus dem Konzept gebracht hatte, als sie ihm gesagt hatte, sie wollte nicht mehr weitermachen.
„Und?”
Franco wurde sich bewusst, dass er sie wohl schon eine Weile stumm angeblickt hatte. Wie lange, wusste er nicht.
Schlechtes Mädchen. Angesichts ihres Outfits würde jeder heißblütige Mann gleich mehrere kalte Duschen benötigen! Doch noch schlimmer war, dass die schüchterne, scheue Ruth Jacobs weiterhin zu erahnen war, was ihren Anblick umso erotischer machte.
Franco räusperte sich. „Ja … das ist … eindeutig … wirklich passender.”
„Habe ich es nicht übertrieben?” fragte sie besorgt. Sie blickte an sich hinunter und drehte sich dann etwas, um sich auch von hinten sehen zu können.
Die Haare fielen ihr ins Gesicht, und er stand da und nahm das Bild dieser hübschen, anmutigen, schlanken jungen Frau in sich auf, die sich ihrer Attraktivität überhaupt nicht bewusst war. Sein Blick streifte ihre Brüste, die viel größer waren, als sie ihm unter den zugeknöpften Blusen erschienen waren, und leicht wippten, während Ruth sich betrachtete. Franco spürte, wie ihm heiß wurde, und räusperte sich erneut, um so vielleicht wieder Herr der Lage zu werden, bevor er sich noch unter der nächstbesten Dusche wiederfand.
„Nein, ganz und gar nicht. Gehen wir?”
Er klang ziemlich schroff. Ruth sah ihn an und stellte fest, dass seine Miene zu seiner Stimme passte.
Natürlich hatte sie
übertrieben. Sie hatte etwas beweisen wollen und ähnelte jetzt in ihrem Aufzug eher einem Clown. Schnell schlüpfte sie in ihre Jeansjacke und folgte Franco nach draußen.
Während der ihr endlos erscheinenden Taxifahrt beachtete er sie kaum. Sie kamen in eine Gegend, die Ruth nicht kannte, und fuhren schließlich eine lange, enge Straße entlang, die nur spärlich beleuchtet war und an der Frauen allein oder in Grüppchen an Häusermauern oder in Eingängen standen.
Ihr wurde etwas beklommen zu Mute. Diese Umgebung unterschied sich so sehr von der vom Vorabend.
Sie hatte etwas Bedrückendes und Unheimliches an sich. Unwillkürlich zog Ruth die Jeansjacke fester um sich.
„Halten Sie hier an”, meinte Franco, während er gelassen aus dem Fenster blickte. „Alles klar?” fragte er dann leise, als sie ausgestiegen waren, und Ruth schluckte und nickte. „Sehen Sie nicht so ängstlich drein.”
Er ging auf ein Pärchen zu, das ihn einladend anlächelte. Sie seien beide frei und zu allem bereit, erklärten sie ihm, woraufhin er erwiderte, dass sie nach einer Frau namens Mattie suchten.
Sie mussten noch mehrere Male nach ihr fragen. Schließlich hatten sie Erfolg. Man dirigierte sie zu einem Gebäude, das einem baufälligen Lagerhaus glich, und sagte ihnen, sie müssten noch einige Minuten warten, da Mattie gerade einen Kunden habe.
„Woher wissen Sie, dass sie uns empfangen wird?” flüsterte Ruth, während sie unverwandt zu der schwarzen Eingangstür hinblickte. Immer wieder fuhren langsam Autos an ihnen vorbei. Sie hörte, wie Türen geöffnet und wieder zugeschlagen wurden und Reifen auf dem Asphalt quietschten, wenn die Wagen wieder anfuhren. Sie nahm ihre Umgebung nur von den Geräuschen her wahr, denn sie konnte sich nicht dazu überwinden, sich umzublicken.
„Das weiß ich nicht. Wenn nicht, müssen wir unser Glück bei jemand anderem versuchen. Aber ich denke, dass sie uns empfangen wird. Ich habe ihren Namen von Robbie erhalten, einem alterfahrenen Reporter, der jetzt meistens am Schreibtisch sitzt. Vor einigen Jahren hat er ihr einmal sehr geholfen, als sie Ärger mit der Polizei hatte, und dafür ist sie ihm ewig dankbar. Gelegentlich treffen sich die beiden auch auf einen Drink, und in der Weihnachtszeit lädt er sie zu einem Essen ein. Er sagt, sie würde sich dadurch wie ein Mensch vorkommen.”
Schweigend warteten
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