Ein Abenteuer zuviel
interessiert einzig, wie wir mit der Situation umgehen wollen.”
„Deswegen hättest du nicht kommen müssen. Darüber hätten wir auch morgen früh sprechen können.”
„Du bist meine Frau. Ich kann mit dir machen, was immer mir gefällt.”
Ruth errötete, zog die Beine an und die Decke hoch und stützte das Kinn auf die Knie. „Du weißt, dass das nicht wahr ist.” Ihre Blicke begegneten sich, und sofort schlug ihr Herz schneller.
„Lassen wir das erst einmal, ja?” Franco lächelte sie an. „Reden wir über die unmittelbare Zukunft.”
„Du kannst unmöglich wochenlang hier bleiben”, antwortete sie mit einem fragenden Unterton.
„Warum nicht?”
„Weil du in London einiges zu tun hast.”
„Aber wie sich herausgestellt hat, gibt es auch hier einiges für mich zu tun.”
Unbewusst ließ er den Blick über sie gleiten und bemerkte ihr Flanellnachthemd. Es hatte ihn immer amüsiert, dass sie nicht nackt schlafen wollte, was sie ihrer Erziehung zugeschrieben hatte. Doch hatte sie nie ein so großmütterliches Teil getragen, sondern Shortys, deren Tops ihre wohlgeformten Brüste zwar verhüllt, aber nicht verborgen hatten.
Franco sah Ruth wieder an und runzelte die Stirn. „Hättest du es mir je erzählt?” fragte er leise. „Oder hättest du mein Kind zur Welt gebracht und ihm verschwiegen, wer sein Vater ist?”
Ruth bekam einen trockenen Mund. „Darüber hatte ich noch nicht wirklich nachgedacht.”
„Du hast über nichts wirklich nachgedacht, oder?” Er war sich bewusst, wie sehr er diesen Punkt strapazierte, doch er konnte nicht anders. Sie hatte sich einfach von ihm zurückgezogen, wahrscheinlich sogar ihre Unabhängigkeit genossen, während er, ein Weltmann und begehrter Junggeselle, unter der wo-chenlangen Trennung gelitten hatte.
„Ich dachte, ich würde das Richtige tun.” „Das Richtige? Als Tochter eines Pfarrers musste dir klar sein, dass du alles andere als das Richtige getan hast.” Franco spürte, dass er kurz davor war, in die Luft zu gehen, und atmete tief durch, um sich wieder etwas zu beruhigen.
Denk an ihr Nachthemd, ermahnte er sich grimmig. Darin würde sie jeden Mann abschrecken. Und sie hatte es angezogen, weil sie nicht sexy aussehen wollte, falls er zu ihr kommen sollte - womit sie halbwegs gerechnet hatte, denn sonst wäre sie empört gewesen. Offenbar war sie gegen seine Anziehungskraft noch nicht immun. „Gut, also das Beste.”
„Das Beste für wen?” Er beobachtete, wie sie nervös mit dem Bettbezug spielte und die Lippen mit der Zunge befeuchtete. Dann streckte sie die Beine unter der Decke aus, so dass er das hochgeschlossene, langärmelige, vermutlich bis zu den Knöcheln reichende altjüngferliche Nachthemd in seiner ganzen Pracht bewundern konnte.
Dennoch konnte er ihre wohlgeformten Brüste unter dem dicken Stoff sehen. Sofort spürte er, wie sein Körper darauf reagierte, und änderte seine Position.
„Für … jeden …”
„Morgen …” Franco stand auf und trat ans Fenster. Er blickte kurz hinaus und wandte sich Ruth dann wieder zu. „Morgen fahre ich nach London, um einige Dinge zu regeln. Ich bleibe wahrscheinlich einige Tage dort, komme dann aber zurück. Mit einem Koffer. Und während ich weg bin, wirst du dich ein wenig um die Möblierung kümmern.” Er setzte sich wieder aufs Bett und sah sie durchdringend an.
„Was meinst du damit?”
„Das weißt du genau.” Franco seufzte leidgeprüft. „Unsere Schlafsituation ist unhaltbar. Was, zum Beispiel, werden deine Eltern glauben? Dass dein frisch gebackener Ehemann, der gerade von einem gefährlichen Kriegsschauplatz zurückgekehrt ist, gern getrennt von seiner scheuen jungen Frau schlafen möchte?” Er schüttelte den Kopf. „Nein. Und als dein Ehemann habe ich gewisse Rechte …”
Ruth spürte, wie ihr Herz wild zu klopfen begann. Überspannte er den Bogen nicht ein wenig? Doch wie sollte sie ihn daran hindern, ohne ihre Lügengeschichte aufzudecken? Warum spielte er überhaupt mit?
„Warum machst du bei der ganzen Sache mit?” Sie blickte ihn an und fragte sich, wie er in dem viel zu großen T-Shirt ihres Vaters nur so umwerfend attraktiv aussehen konnte. Das war nicht fair. Kein Wunder, dass sie sich in ihn verliebt hatte.
„Gibt es eine Alternative?” Er hatte gewusst, dass sie es ihn früher oder später fragen würde, und fand, dass er etwas zu lange für die Antwort gebraucht hatte.
Sicher, er könnte toben und ihr Vorwürfe machen, aber die Fakten
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