Ein Abenteuer zuviel
Ruthie?”
„Aber was ist mit deinem … Job?” Ruth sah ihre Eltern an. „Wisst ihr, Franco ist nicht nur Reporter, er arbeitet auch in einem Bü… Ich meine, er besitzt auch ein Unternehmen.”
„Was ist das für ein Unternehmen?” fragte ihr Vater.
„Es sind nur mehrere kleine Firmen. Eine davon ist praktisch ein Hobby von mir, stimmt’s, Schatz?”
„Wird man dich in den kleinen Firmen nicht vermissen, wenn du wochenlang hier in der Einöde bist?”
fragte Ruth, verärgert über das Lächeln, das seine Lippen umspielte.
„Oh, ich kann ja hin und wieder vorbeischauen und nachsehen, ob alles gut läuft. Außerdem kann ich meinen Laptop mitbringen. Findest du nicht auch”, wandte er sich dann an ihren Vater, „dass die Computer die Welt fast zu einem Dorf gemacht haben? Mit der richtigen Ausrüstung könnte ich die Geschäfte wahrscheinlich größtenteils von einem Zimmer aus führen. Haben die Computer auch schon in der Kirche Einzug gehalten?”
„Du wärst überrascht, mein Junge.” Computer waren Michaels Steckenpferd. „Ich interessiere mich sehr dafür.” Er zwinkerte seiner Tochter zu. „Schön, jemanden in der Familie zu haben, mit dem man darüber sprechen kann.”
8. KAPITEL
Es war das längste Abendessen gewesen, das Ruth je hatte durchstehen müssen. Als sie und ihre Mutter schließlich begonnen hatten, den Tisch abzuräumen, war klar, dass Franco ihre Eltern im Sturm erobert hatte.
Sie war ihm dankbar, dass er ihre Eltern mit der Wahrheit verschont hatte. Doch quälte sie die Frage, wie es weitergehen würde. Er würde wohl keine Rücksicht auf ihre Gefühle nehmen. Denn ihr das Leben leicht zu machen stand vermutlich nicht oben auf seiner Prioritätenliste.
Doch zumindest müssen wir nicht im gleichen Zimmer schlafen, dachte Ruth erleichtert, während sie sich unter die Decke kuschelte. Sie wusste nicht, ob sie die Kraft aufgebracht hätte, neben ihm zu liegen und ihn nicht zu berühren.
Mit stillem Vergnügen, aber Bedauern in der Stimme hatte sie ihm erklärt, dass ihr Bett zu schmal für zwei Personen sei und es auch in den beiden Gästezimmern kein Doppelbett gebe. Wahrscheinlich versuchte er jetzt gerade, in dem kleinen Bett eine geeignete Schlafposition zu finden, was ihm sicherlich schwer fallen dürfte, weil er ganz andere Größenverhältnisse gewöhnt war.
Er wird wohl eine unruhige Nacht verbringen, dachte sie und lächelte süffisant. Auch wird ihn das Leben hier auf dem Land -hoffentlich - bald langweilen, überlegte sie, als die Tür aufging und Franco in Boxershorts und T-Shirt, beides Leihgaben ihres Vaters, auf der Schwelle erschien.
Sie war nicht überrascht, wie ihr bewusst wurde, hatte es eigentlich fast erwartet. Gegen halb elf hatte er ihren Eltern eine gute Nacht gewünscht und sie, Ruth, geschickt gezwungen, ihn nach oben zu begleiten.
Als er sie dann jedoch nicht daran hatte hindern können, wieder nach unten zu gehen, hatte er sich mit den Worten „Bis später, Schatz” von ihr verabschiedet. Deshalb hatte sie wohl auch nicht wie sonst einen Shorty angezogen, sondern das einzige Flanellnachthemd, das sie besaß.
Schweigend knipste sie die Nachttischlampe an und beobachtete, wie er ins Zimmer kam und die Tür leise schloss. Offenbar hatte er gewartet, bis ihre Eltern aller Wahrscheinlichkeit nach schliefen. Ihr Zimmer lag ganz in deren Nähe, so dass die beiden eine etwas lautere Unterhaltung hätten hören können.
Franco setzte sich aufs Bett, und sogleich erschauerte Ruth. Wider alle Vernunft und obwohl sie sich einredete, sie würde erleichtert sein, wenn er seine Rachsucht an ihr gestillt hatte und sie in Ruhe ließ, empfand sie in seiner Nähe noch immer ein Prickeln. Es schien ihr, als hätte sie die vergangenen Wochen in einer Art Dämmerzustand verbracht und würde erst jetzt wieder richtig lebendig, da er bei ihr war und sie seine gefährliche Anziehungskraft spürte.
„Ich weiß, du wirst mich anschreien”, sagte sie leise. „Danach fühlst du dich vielleicht besser, aber es ändert nichts.”
„Dich anschreien und deine Eltern wecken, nachdem sie mich so herzlich aufgenommen haben? Von wegen!” Er lächelte sie an.
Ruth erschauerte wieder und sah schnell beiseite. „Vielen Dank, dass du …”
„Dass ich ihre schüchterne, bescheidene Tochter nicht als die unverbesserliche Lügnerin entlarvt habe, die sie ist?”
„Ich bin keine unverbesserliche Lügnerin.”
„Nein? Aber das ist momentan auch egal. Mich
Weitere Kostenlose Bücher