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Ein anderes Leben

Ein anderes Leben

Titel: Ein anderes Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Enquist
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Vorkommnis kann zu einer schlagenden christlichen Botschaft umgedeutet werden, nein, zu einem Beweis! Dies ist die Aufgabe des Verkünders: Christus im Alltag zu sehen.
    Der Erlöser findet sich ja an den unwahrscheinlichsten Stellen, wie das Foto von Christus vierhundertfünfundachtzig Meter tief in der Andak-Grube: das Bild eines bärtigen Christus, herausgesprengt von frommen Bergleuten und von einem Fotografen im Norran dokumentiert. Im Lauf der Zeit auch als Postkarte zu fünfundzwanzig Öre. Der Verkünder ist der Scharfsichtige, der sogleich das Eigentliche erkennt hinter dem, was es dem Anschein nach ist, und der Jesus aus der Felswand heraussprengt. Dies im Unterschied zum Verfasser von weltlich-frivolen Büchern, der umdichtet, also verunreinigt. Das ist der Unterschied.
    Ein großer Verkünder, wie Missionsvorsteher Dahlberg, ein bei den Sommertreffen des Missionsverbunds der Lehrerinnen tätiger Meister, wird sein Vorbild. So will er werden. Wenn Dahlberg den Segen spricht, macht er immer eine Pause vor dem letzten Wort in »und gebe uns … Frieden«. Ohne Pause wäre er ein anderer, oder vielleicht gar keiner. Dahlberg ist ein magisches Vorbild.
    Er beschließt, sich ebenfalls eine Pause zuzulegen, die ihn zum Magier macht.
    Er selbst tendiert dazu, zuweilen den aus der Felswand herausgesprengten Jesus hervorzudichten. Das hält sich bis weit in die Gymnasialjahre.
    Er steht vor seinem ersten wichtigen Wettkampf, einer Junioren-Kreismeisterschaft in Leichtathletik. Hochsprung. Es ist Vormittag. Er ist im Wald gejoggt, weil er gelernt hat, dass man das vor lebenswichtigen Wettkämpfen tut. Dieser findet auf dem Sportplatz Örjansvall in Skelleftehamn statt.
    Da begegnet er Christus.
    Christus ist als anspruchslose ältere Vorschullehrerin verkleidet, oder kleine Vorschullehrerin, wie die Mutter manchmal sagt, wenn sie einen Scherz machen und zugleich den Unterschied hervorheben will; die Frauengestalt war auf dem Waldpfad stehengeblieben und fragte Aber Per-Ola, bist du es? Und er war stehengeblieben und bekräftigte Ja, ich bin es, was willst du von mir . Dieses Was willst du von mir sagte er vielleicht nicht wörtlich, aber so wollte er sich gern daran erinnern. Ein wenig vom Ton des Alten Testaments, Gott ruft Abraham an , bevor dieser sein Kind mit dem Schlachtermesser opfern soll.
    Aber es war klar, dass dies Jesus Christus war, wegen der Strahlen.
    Dieser Jesus hatte ihn da gefragt, wie es ihm ginge, und er sagte Ich bin nervös, ich springe heute bei der Kreismeisterschaft und Jesus Christus fragte Kennst du mich nicht mehr? Und er wusste nicht recht, was er erwidern sollte, denn Jesus hatte solche Ähnlichkeit mit einer Vorschullehrerin, die er einmal gehabt hatte, Ebba Hedman aus Sjön mit der Telefonnummer 6, aber der unerklärliche Lichtschein, der ihre Gestalt umstrahlte, hatte ihn verblüfft und verwirrte seinen Geist. Das Ganze hatte ja auch etwas von der Begegnung auf dem Weg nach Damaskus! Als Saulus zu Paulus wurde; wie allerdings jene Begegnung zu seinen Wettkampfvorbereitungen passte, war eher unklar, und dass Jesus mit diesem deutlichen västerbottnischen Akzent sprach, machte ihn fast nervös, denn es war unerklärlich, dass Jesus von zu Hause stammte. Und da hatten sie gestanden: Und da war von der Gestalt vor ihm ein immer stärkeres Strahlen ausgegangen; und Jesus Christus, der Mensch geworden war in Gestalt einer gealterten kleinen Vorschullehrerin und ihn aufgesucht hatte, gerade als er sich ein bisschen warm joggte und kleine Dehnübungen und die Kreisbewegung mit dem Pendelbein machte, Jesus sagte da seelenruhig: Ich werde heute Abend für dich beten, Per-Ola .
    Und da hatte er gefühlt, wie eine große Ruhe über ihn kam. Und während des ganzen Wettbewerbs hatte er voller Zuversicht den Kampf gegen die immer höheren Höhen aufgenommen: Schaffte er da nicht seinen persönlichen Rekord! Und kam überraschend als Dritter aufs Treppchen. Und wenn dies kein Wunder war, was war dann ein Wunder.
    So begegnet uns ein Gott, verkleidet.
    Es war genau das: Sollte er die akademische Laufbahn wählen und den Glauben wegstudieren ? Oder Verkünder werden, und atemlosen Jugendlichen erzählen, wie Christus ihm bei den Junior-Kreismeisterschaften in Skelleftehamn aufs Treppchen geholfen hatte?
    Was war dies, wenn nicht Verkündigung?
    Die Forderung der Mutter, dass er Pastor werden sollte, verpflichtete ihn nicht. Redete er sich ein. Aber er konnte Verkünder werden! Die Wenigen, die Jesus

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