Ein Antrag nach Mitternacht
ist. Auf den einzelnen Stufen sähen Lichter sehr schön aus, und die Bänke rund um den Brunnen könnte man schmücken.“
„Das klingt sehr gut“, stimmte Rochford zu und öffnete eine der Türen. „Sehen wir uns den Garten doch etwas genauer an.“
Er bot ihr seinen Arm an. Bei ihm untergehakt, schlenderte sie über die Terrasse und anschließend hinunter in den Garten, wobei sie sich gründlich umsah. Francesca deutete auf verschiedene Stellen, wo Kerzenleuchter stehen konnten. Danach beschrieb sie ihm, wie breite, durch die Gitter des Geländers geführte Bänder der Terrasse und der breiten Treppe einen festlichen Glanz verleihen würden. Es würde ihr eine Freude sein, dieses Fest zu planen, überlegte sie – wenn da nicht das Wissen gewesen wäre, dass das alles für eine andere Frau gedacht war. Diese Tatsache lastete zentnerschwer auf ihrer Brust.
„Wir müssen nicht den ganzen Garten einbeziehen“, fuhr sie fort, während sie um den Brunnen herumgingen. „Wir könnten die Wege an einem bestimmten Punkt absperren, damit die Gäste sich nicht verlieren.“
Er zuckte mit den Schultern. „Zweifellos würde der Gärtner dies befürworten, doch ich persönlich halte es für schöner, wenn alles offen ist.“
Eine hohe grüne Hecke teilte den Garten. Hinter einem Torbogen, der in diese geschnitten war, blühten die Rosen zu Hunderten und erfüllten die Luft mit ihrem schweren Aroma. Hier wurde der Natur etwas mehr Freiheit gelassen, da die Blumenbeete keinen strengen geometrischen Formen folgten. Die Rosen konnten sich so in ihrer ganzen strahlenden Pracht entfalten.
„Das ist wunderschön“, hauchte Francesca. Auch wenn sie über die Jahre hinweg zu verschiedenen Festen im Lilles House eingeladen worden war und sie die Dowager Duchess und Callie viele Male zu Hause besucht hatte, war sie im Garten nie weiter gegangen als bis zur Hecke.
„Meine Mutter hat den Garten geliebt“, erklärte Rochford leise. „Sie stritt sich deswegen sogar mit meiner Großmutter. Das waren die einzigen Male, bei denen sie es wagte, der Duchess zu widersprechen. Immer wieder forderte sie den Gärtner dazu auf, den Garten im hinteren Teil etwas wilder wachsen zu lassen.“
„Ich habe Ihre Mutter nicht sehr gut gekannt“, sagte Francesca. „Aber wenn sie sich so für diesen Garten eingesetzt hat, dann hätte ich sie sicher gut leiden können.“
„Nach dem Tod meines Vaters war sie nicht mehr oft in Dancy Park. Ich war noch ein Kind, als er starb – zwölf oder dreizehn Jahre alt. Meine Mutter war … sie war eine reizende Frau … und sehr romantisch. Die beiden haben sich wirklich geliebt. Sie kam aus einer guten Familie, die jedoch nicht so hochnäsig war wie die Lilles. Meine Großeltern fanden, mein Vater hätte eine bessere Frau finden können, und zweifellos hat meine Mutter das auch gespürt. Als sie meinen Vater geheiratet hatte, dürfte sie ziemlich eingeschüchtert gewesen sein. Aber das können Sie sich sicher denken. Immerhin war sie auf einmal mit Leuten wie meiner Großmutter und meiner Großtante Odelia verwandt.“
„Du lieber Himmel!“, rief Francesca, die bei dieser Vorstellung zusammenzuckte. „Jede der beiden Frauen genügt für sich bereits, um einen Menschen vor Angst erstarren zu lassen. Ihre arme Mutter.“
Er lächelte. „Ich glaube, ihr hat es nicht so viel ausgemacht. Sie war manchmal sicher froh, von meiner Großmutter den einen oder anderen Ratschlag mit auf den Weg bekommen zu haben. In ihrer Funktion als Duchess fühlte sie sich nicht immer wohl, dennoch hätte es keine bessere Ehefrau für meinen Vater geben können. Die beiden haben sich wirklich sehr geliebt. Und sie war eine gute, liebevolle Mutter, die ihre Kinder nicht einfach ständig dem Kindermädchen oder der Gouvernante überließ.“
„Nun, das sind auch die wirklich entscheidenden Rollen im Leben. Eine Duchess zu sein hat da sicher nicht so sehr gezählt.“
Rochford betrachtete sie. „Das denke ich auch. Und mein Vater war ebenfalls dieser Ansicht. Für meine Großmutter steht dagegen die Pflicht an erster Stelle. Die Familie. Der Name.“
Francesca zuckte mit den Schultern. „Natürlich müssen wir uns unseren Verantwortungen stellen, aber Glück und Liebe sind ganz bestimmt wichtiger.“
„Finden Sie? Nach Ihren Ermahnungen zu urteilen, dass ich unbedingt heiraten müsse, hätte ich eine solche Einstellung nicht von Ihnen erwartet.“
Francesca blieb stehen und drehte sich zu ihm um. „Wollen Sie
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