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Ein Bär im Betstuhl

Titel: Ein Bär im Betstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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gewe­ sen.
    »Neuerdings betreibe ich vertikalen Speerwurf, und ich dachte, dass ich vielleicht während dieses Sommers im Glockenturm trainieren könnte, ich will die neue Disziplin ein wenig weiterentwickeln.«
    Der Pastor sagte, dass er das Gespräch auf später vertagen müsse, jetzt habe er keine Zeit. Der Bischof habe nämlich gerade angerufen, und er müsse dringend fort, um mit ihm zu speisen.
    Am nächsten Morgen wartete der Speerwerfer und Bauer Jari Mäkelä bereits vor dem Amtszimmer, diesmal ohne Speer, aber die aufgerollte Wäscheleine trug er wieder über der Schulter. Der Pastor begann sich über den hartnäckigen Kerl zu ärgern. Wieso beharrte dieser Depp dermaßen auf der Nutzung des Glockenturms, begriff er denn nicht, dass in einer Kirche kein Sport getrieben wurde? Und im Glockenturm konnte man unmöglich den Speer werfen, hielt der Mann ihn für verrückt?
    »Nichts für ungut. Ich kam nur auf die Idee, dass der leere Turm so gut geeignet wäre, die neue Disziplin zu trainieren und weiterzuentwickeln.«
    Mäkelä erzählte, dass er sich neuerdings angewöhnt habe, den Speer vertikal nach oben zu werfen, und das erfordere, dass über dem Werfer genügend Raum, das Dach hoch genug und darin eine Luke sei, durch die man den Speer in die Wolken schleudern könne. Ange­ sichts dessen wolle er seinen Vorschlag erneuern, dass die Gemeinde ihm den Glockenturm für den Rest des Sommers vermieten möge.
    »Der Turm steht sowieso leer, und durch die Miete bekäme die Gemeinde ein wenig Geld in die Kasse.«
    Pastor Huuskonen erkundigte sich, wo er bisher den Vertikalwurf geübt habe.
    »In meiner Getreidetrocknungsanlage, aber die ist mir inzwischen zu niedrig geworden. Meine Leistungen haben sich bedeutend verbessert.«
    Jari Mäkelä blähte stolz den Bizeps. Der Pastor er­ kannte, dass er es mit einer ganz neuen Sportdisziplin und ihrem vehementen Verfechter zu tun hatte. Er wollte trotzdem nicht so mir nichts, dir nichts den Glo­ ckenturm für sportliche Zwecke hergeben, sei es auch, dass der Vorschlag Unterstützung verdiente und wo­ möglich die Quelle großen Ruhmes für die Gemeinde Nummenpää, ja, sogar für das ganze Land und Volk war.
    »An mehreren Wochenenden habe ich ein Silo des staatlichen Getreidelagers von Salo genutzt, es stand wegen Renovierung leer, aber dort ist mir der Raum einfach zu hoch, die Speere fallen wieder herunter, und ich muss beim Werfen einen Helm tragen. In zwei Wo­ chen wird das Silo wieder gefüllt.«
    Der Pastor gewann so viel Interesse an der neuen Disziplin, dass er sich vom Küster den Schlüssel für den Glockenturm holte und mit Mäkelä hinging, um die Wurfstätte zu besichtigen. Jetzt kam die Wäscheleine zum Einsatz: Der junge Mann kletterte auf die oberste Ebene des Turms und maß den frei bleibenden Raum aus. Er rief herunter:
    »Mehr als zwölf Meter! Mein Rekord sind vierzehn Me­ ter dreiunddreißig, der Turm würde sich ausgezeichnet eignen, wenn es erlaubt ist, die Dachluke offen zu hal-ten.«
    Der Pastor bat ihn, wieder herunterzukommen und erklärte ihm, dass es gefährlich wäre, Speere aus dem Glockenturm zu werfen, sie könnten Leuten, die sich auf dem Kirchenplatz aufhalten, auf den Kopf fallen. Mäkelä fand, diese Angst sei nicht begründet. Der Turm könne vorübergehend eingezäunt werden, und es könnten auch noch Warnschilder aufgehängt werden, die darauf hinweisen, dass hin und wieder aus der Dachluke des Turmes Speere fallen.
    »Wir können vereinbaren, dass ich während der Got­ tesdienste und Beerdigungen nicht werfe«, redete er auf den Pastor ein.
    Huuskonen dachte darüber nach, kam jedoch bald zu dem Schluss, dass eine Vermietung des Glockenturms nicht in Frage käme. Man hielt ihn schon jetzt in und außerhalb der Gemeinde für einen seltsamen und eigen­ sinnigen Geistlichen, was würden die Leute erst denken, wenn er den Glockenturm seiner Kirche für diese Zwe­ cke hergeben würde. Ein durchgeknallter Bauer, der dort mit Speeren um sich schmeißen würde, ganz abge­ sehen von der allgemeinen Gefahr, die davon ausgehen würde.
    »Nein, daraus wird nichts. Aber könnten Sie nicht den Vertikalwurf an anderer Stelle betreiben? Sie könnten Ihre Speere zum Beispiel vom Grund eines tiefen Brun­ nens hinaufschleudern. Wir haben einen außergewöhn­ lich trockenen Sommer, alle Bauern klagen, dass ihre Brunnen eingetrocknet sind.«
    An diese Möglichkeit hatte Jari Mäkelä noch gar nicht gedacht. Großartig! Er hatte den

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