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Ein Band aus Wasser

Ein Band aus Wasser

Titel: Ein Band aus Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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küsste sie auf die Stirn. » Es ist nie vorbei, Baby.«
    Das schien Clio zu akzeptieren. Mit ihren schönen, katzenhaften Augen und dem rosafarbenen Schwertlilien-Mal auf der linken Wange sah sie zu ihm auf.
    » Halt mich einfach nur fest, okay?«
    Er nickte, dann kuschelten sie sich enger aneinander. Draußen begann es zu regnen, die Tropfen schlugen gegen die Fensterscheiben. Hier drinnen waren sie in der Wärme, im Trockenen. In Sicherheit. Zumindest fürs Erste.

Epilog
    Diejenigen, die von der Treize noch übrig waren, hatten mit Schutzzaubern das magische Äquivalent zu Ford Knox um uns errichtet. Ich wusste, dass Petra immer noch besorgt war, weil sie nicht wusste, wer uns etwas hatte anhaben wollen, doch seit Melita verschwunden war und es keine Möglichkeit gab, einen Ritus abzuhalten, fühlte ich mich sicher genug, um mich aus ihrem Haus zu wagen. Aus meinem Haus. Dem Haus meiner Familie.
    Es war ein schöner Herbsttag, was, wie mir von allen gesagt wurde, nur selten in New Orleans vorkam. Die Luft war kühl und klar. Ich beschloss, entlang des Flusses zum Deich zu spazieren, der nur drei Blocks von unserer Straße entfernt war. Ein mit Muscheln bedeckter Weg lief darüber bis nach Baton Rouge hinauf. Die Leute fuhren dort permanent mit Fahrrädern oder ritten auf Pferden.
    Und nun lief ich also dort entlang und betrachtete den endlosen Fluss, den Lastschiff- und Dampferverkehr.
    Clio schien glücklich mit Richard. Die beiden passten besser zusammen, als ich gedacht hätte. Ich freute mich für sie, freute mich, dass ich in den letzten beiden Tagen wieder ein paar flüchtige Blicke auf die alte, lustige Clio hatte erhaschen können.
    Was mich betraf: Ich war noch am Leben, hatte eine Familie und ein Zuhause. Mir ging es gut.
    Seufzend verließ ich den mit Muscheln bedeckten Weg und lief den Deich hinunter, um mich in das feine, weiche Gras zu setzen und das Wasser zu betrachten. Ich hatte schon mal auf dem Deich gesessen, dort, wo der Fluss neben dem Französischen Viertel verlief, vor einer halben Ewigkeit. Jetzt legte ich den Kopf zurück, schloss die Augen und genoss die Sonne auf meiner Haut.
    Minutenlang saß ich da, ohne nachzudenken. Ich ließ mich einfach nur sein, machte mir all die Arten bewusst, auf die ich mit der Welt in Verbindung stand, machte mir bewusst, was ich gerade fühlte, das Leben, die Magie, die Schönheit.
    » Thais.«
    Ich fuhr zusammen. In letzter Zeit hatte ich mich daran gewöhnt, die Menschen um mich herum spüren zu können. Dass ich eine Stimme in meinem Rücken hörte, ohne vorher etwas kommen gefühlt zu haben, jagte mir einen ganz schönen Schrecken ein.
    Vor allem, wenn man bedachte, wer da gekommen war.
    Luc setzte sich neben mich, wieder der griechische Gott von einst. Das Sonnenlicht schimmerte auf seinem vollkommenen Gesicht, das wie gemeißelt wirkte.
    » Du siehst besser aus«, sagte er, während er mich betrachtete.
    » Du auch«, antwortete ich.
    Er lachte trocken und berührte seine Wange, wie um sicherzugehen, dass er nicht wieder zum Monster mutiert war. Er trug eine abgewetzte Jeans und ein weiches Button-Down-Hemd unter einer Lederjacke. Er sah … toll aus.
    » Thais«, sagte er und atmete ein. » Als ihr beide gemerkt habt, dass ich euch betrogen habe, dachte ich, ich hätte dich für immer verloren.«
    Mein Gesicht versteinerte und ich wandte den Blick ab. Er war nur Zentimeter von mir entfernt. Ich fühlte, wie die Hitze seines Knies zu meinem vordrang.
    » Als ich mir das während des Ritus selbst zugefügt habe, war ich sogar absolut sicher, dich für immer verloren zu haben.« Er deutete auf sein Gesicht. Verwirrt blickte ich auf. Er nickte. » Während des Ritus hatte ich um die Möglichkeit gebeten, dass du mich für immer lieben würdest. Das Ergebnis des Zaubers war das Gesicht, das du gesehen hast. Es sollte mir den Wind aus den Segeln nehmen und mich herausfinden lassen, wer ich im Inneren wirklich war. Mir helfen, zu verstehen, was wichtig ist, was ich will, für mich selbst und im Leben.«
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
    Er atmete tief aus. » Dann haben wir dich und Clio aus der Quelle gezogen und ich habe dich gesehen …« Er wandte den Blick ab, zupfte mit nervösen Fingern an dem Gras herum. Als er erneut zu sprechen ansetzte, war seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. » Da habe ich gewusst, wie es wirklich wäre, dich zu verlieren.« Seine dunkelblauen Augen blickten in meine, und irgendwie verstand ich, dass er jetzt ein

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